NRW-KoalitionsverhandlungenAuf diese Ergebnisse haben sich CDU und FDP schon geeinigt

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Koalition

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner  und der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet

Düsseldorf – Das Tempo ist rasant, die Atmosphäre freundschaftlich: CDU und FDP wollen schon am Mittwoch bei der zweiten Sitzung der großen Koalitionsrunde erste Textpassagen für den Vertrag diskutieren. Grundlage sind noch unverbindliche Vorschläge von Arbeitsgruppen.

Hochschulen

Die Gruppe "Wissenschaft und Forschung" hat ihre Arbeit laut Teilnehmern schon weitgehend abgeschlossen. Einig sind sich CDU und FDP darin, dass das Hochschulgesetz komplett überarbeitet wird. Stark beschränkt werden sollen die von Rot-Grün eingeführten Durchgriffsrechte des Ministeriums auf die Hochschulen. Zudem werden die Digitalisierung und Vernetzung der Hochschulen ausgebaut und die Studienordnungen "an die Lebenswirklichkeit der Studenten angepasst", wie ein Teilnehmer sagte. So soll alleinerziehenden Müttern mehr Spielraum beim Zeitpunkt der Prüfungen ermöglicht werden, größere Teile des Studiums sollen vom heimischen PC aus absolviert werden können.

Drei Knackpunkte bleiben: Die FDP will ein elternunabhängiges BAföG einführen und den Hochschulen die Erhebung von Studiengebühren ermöglichen. Die CDU will den Numerus clausus für Medizinstudenten absenken, die sich im Gegenzug bereit erklären, eine Praxis in einem unterversorgten Gebiet zu gründen. Es wird erwartet, dass die Verhandlungsführer Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP) einen Kompromiss erzielen.

Wirtschaft

Der Arbeitskreis "Wirtschaft" empfiehlt, das rot-grüne Klimaschutzgesetz abzuschaffen, nicht aber den Landesentwicklungsplan (LEP). "Den komplett neu aufzurollen ist so schnell nicht zu schaffen, aber wir werden ihn komplett überarbeiten", heißt es im Wirtschaftsarbeitskreis. Ziel: Die Kommunen sollen mehr Entscheidungsfreiheiten bekommen, etwa bei der Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten. Priorität soll der Neubau von Wohnungen in Ballungsräumen bekommen. Die Koalitionäre gehen davon aus, dass allein durch den Zuzug von Flüchtlingen 200 000 Wohnungen fehlen.

Verkehr und Bauen

Auch diese Arbeitsgruppe, die ihre Arbeit am Freitag weitgehend abgeschlossen hat, dringt auf mehr Wohnungsbau. Über Erlasse auf Landesebene und eine Bundesratsinitiative soll dafür die jüngste Energiesparverordnung (EnEV) des Bundes abgeschwächt werden. Bauherren sehen in den strengen Auflagen ein Hemmnis für Wohnungsbau-Investitionen im unteren und mittleren Preissegment. CDU und FDP sind sich einig, dass der Fahrradverkehr gestärkt werden soll. Die Pläne für eine 101 Kilometer lange Fahrradautobahn von Duisburg bis Hamm will Schwarz-Gelb umsetzen und offenbar auch Pläne für weitere Radschnellwege erarbeiten lassen.

Zudem will Schwarz-Gelb die Planungskapazitäten des Landes erhöhen, um mehr Infrastruktur-Fördergeld aus Berlin erhalten zu können. Dabei sollen die Landesbediensteten sich stärker auf die Projektsteuerung konzentrieren, während die eigentliche Planung in größerem Umfang als bislang künftig an private Firmen vergeben werden soll. Die von Rot-Grün zuletzt diskutierte Erweiterung der Klagemöglichkeiten von Naturschutzverbänden gegen In-frastruktur-Projekte ist vom Tisch.

Kommunen

Die Planungsgruppe "Kommunales" sprach am Montag über die Themen Asyl, Flüchtlinge und Integration. CDU und FDP wollen offenbar festschreiben, dass das Land die Flüchtlingshilfen des Bundes anders als unter Rot-Grün voll an die Kommunen weiterleitet. Die These, Flüchtlinge könnten Engpässe auf dem deutschen Arbeitsmarkt in größerem Umfang ausgleichen, lehnen CDU und FDP ab. Beide sehen das Thema "Arbeitsmarkt" getrennt vom Thema "Asyl". Beide wollen sich für die Einstufung der sogenannten Maghreb-Staaten Tunesien, Algerien und Marokko als sichere Herkunftstaaten einsetzen und versprechen sich davon eine Entlastung der Kommunen, weil Flüchtlinge aus diesen Ländern als besonders problematisch gelten. Außerdem will Schwarz-Gelb offenbar die Kommunalfinanzierung neu organisieren. Der "Kommunal-Soli", den Rot-Grün als Teil des Stärkungspaktes Stadtfinanzen eingeführt hatte, soll dem Vernehmen nach auslaufen. Die Alternative dazu wird aber erst im Laufe der Woche diskutiert.

In der zentralen Koalitionsrunde sind dabei : (obere Reihe von links) Bodo Löttgen, Armin Laschet, Christian Lindner, Andreas Pinkwart. (Mittlere Reihe von links) Lutz Lienenkämper, Ina Scharrenbach, Joachim Stamp, Christof Rasche. (Unten von links) Oliver Wittke, Karl-Josef Laumann, Yvonne Gebauer und Johannes Vogel. Links zu sehen sind die CDU-Verhandler, auf der rechten Seite jene der FDP.

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