Sommer, Sonne, Streit - zwischen den Bundesländern gibt es mal wieder Zoff über die Ferientermine. Was steckt dahinter?
Spannungen um FerienplanungDebatte über Sommerferientermine erneut entfacht

Wer darf wann in die Sommerferien - zwischen den Bundesländern kommt es darüber immer wieder zum Streit. (Archivbild)
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Die Sommerferien zählen regelmäßig zu den umstrittensten Themen in der Bildungspolitik. Der Zeitpunkt, zu dem die Bundesländer in die Ferien starten, wird langfristig in länderübergreifenden Absprachen festgelegt. Doch bei jeder neuen Verhandlungsrunde kommt es zu Meinungsverschiedenheiten. Aktuell haben die Vorbereitungen für die langfristige Festlegung der Ferientermine ab dem Jahr 2030 begonnen – und schon jetzt flammt die bekannte Debatte zwischen den nördlichen und südlichen Bundesländern erneut auf. Wie die Auseinandersetzung ausgehen dürfte, lässt sich allerdings bereits absehen.
Warum gibt es in Deutschland überhaupt unterschiedliche Sommerferientermine?
Bildung ist Sache der Bundesländer. Ihre Ferientermine legen sie selbst fest. Bei den Sommerferien gibt es allerdings länderübergreifende, langfristige Absprachen, die meist in langwierigen Verhandlungen getroffen werden. Die festgelegten Termine gelten jeweils für mehrere Jahre, aktuell bis einschließlich 2030. Grundlage ist ein sogenanntes „rollierendes System“, bei dem jedoch zahlreiche weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Wie funktioniert dieses System?
Das Verfahren geht auf das sogenannte Hamburger Abkommen von 1964 und spätere Vereinbarungen der Länder zurück. Ziel ist es, die Sommerferien regional gestaffelt zu planen, unter anderem, um Verkehrsstaus und Engpässe bei Unterkünften zu vermeiden.
Dazu werden die Bundesländer in fünf Gruppen eingeteilt, die jeweils in etwa zur gleichen Zeit in die Ferien starten. Diese Gruppen wechseln sich jährlich mit früheren und späteren Terminen ab („rollieren“), um die Belastung gleichmäßig zu verteilen. Als Zeitrahmen für die Sommerferien gilt grundsätzlich der Zeitraum vom 20. Juni bis zum 15. September. Bayern und Baden-Württemberg nehmen an diesem rollierenden System allerdings nicht teil, sie starten stets als Letzte in die Sommerferien.
In der ehemaligen DDR war dies übrigens anders: Dort galten für alle Schülerinnen und Schüler einheitliche Ferientermine im Juli und August.
Mit welcher Begründung machen Bayern und Baden-Württemberg nicht mit?
Früher wurde als Begründung angeführt, dass Schülerinnen und Schüler während der Sommermonate bei der Ernte helfen müssten. Dieses Argument spielt heute jedoch keine Rolle mehr. Stattdessen verweisen die beiden südlichen Bundesländer auf ihre landesweit etablierten, vergleichsweise langen Pfingstferien, die teilweise bis Mitte Juni dauern. Direkt im Anschluss in die Sommerferien zu starten, sei deshalb nicht praktikabel.
Die Diskussion über die Sonderrolle der Süd-Bundesländer flammt regelmäßig auf und die Positionen bleiben dabei konstant. „Wir bleiben bei unseren Ferienterminen. Das hat sich so bewährt, und das ist in der bayerischen Kultur fest verankert“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits 2019. Auch in der aktuellen Debatte zeigt er sich unverändert: „Wir haben unseren Ferienrhythmus, der ist sozusagen fest in der DNA der Bayern drin.“

Die Südländer gehen grundsätzlich als letzte in die Sommerferien. Für Bayern wird das nach Aussage von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auch weiterhin gelten. (Archivbild)
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Wer hat die aktuelle Debatte angestoßen – und warum?
Ausgelöst wurde die Diskussion diesmal von Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Dorothee Feller. In einem Interview mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) sprach die CDU-Politikerin das Thema vor wenigen Tagen an. In den Gesprächen über die Sommerferientermine ab 2030, die jetzt begonnen hätten, gebe sie ihrer bayerischen Kollegin den freundlichen Hinweis, dass man sich eine gleichberechtigte Regelung für alle Länder wünsche, sagte die CDU-Politikerin. „NRW hätte auch gerne mal einen späteren Ferienstart.“
Wie reagieren andere Bundesländer?
Auch aus Niedersachsen, Thüringen und Hamburg gibt es kritische Stimmen zur bestehenden Regelung. Das niedersächsische Kultusministerium erklärte, man halte die derzeitige Lösung für unbefriedigend. Aus der CDU in Thüringen kam die Forderung, es brauche ein modernes, gerechtes System. Die Hamburger Schulbehörde betonte, man lehne Sonderregelungen für einzelne Bundesländer grundsätzlich ab.
Trotz der vereinzelten Kritik ist die Debatte bislang eher zurückhaltend geführt worden. Deutliche Forderungen oder konkrete Vorschläge zur Änderung des Systems im Zuge der neuen Terminplanung ab 2030 sind bisher nicht laut geworden. Angesichts der klaren Haltung aus Bayern bleibt den anderen Ländern am Ende wohl erneut nur die Möglichkeit, eine unveränderte Regelung zähneknirschend zu akzeptieren.
Was erschwert die Sommerferienplanung zusätzlich?
Hinzu kommt: Die Festlegung der Sommerferientermine soll unter „pädagogischen Gesichtspunkten“ erfolgen. Das bedeutet unter anderem, dass zwischen Ostern und Pfingsten genügend Zeit für Prüfungen und deren Vorbereitung bleiben muss. Außerdem wird angestrebt, möglichst gleich lange Schulhalbjahre und sechswöchige durchgehende Unterrichtsphasen zwischen den Ferien zu gewährleisten. Auch Veranstaltungen wie Klassenfahrten, Projekte oder Sportwettkämpfe sollen gleichmäßig über das Schuljahr verteilt werden können. Das alles zwischen den Ländern mit deren eigenen Ferienregelungen außerhalb des Sommers abzustimmen, ist ein Puzzle.
In der Vergangenheit hatten sich etwa Berlin und Hamburg dafür eingesetzt, dass die Sommerferien grundsätzlich nicht vor dem 1. Juli beginnen, um starke jährliche Schwankungen bei den Terminen zu vermeiden. Ein solcher Vorschlag zur Einschränkung des Ferienkorridors stieß jedoch bei den norddeutschen Küstenländern sowie in der Tourismusbranche auf Ablehnung. Dort befürchtete man wirtschaftliche Einbußen durch verkürzte Reisezeiträume. (dpa)