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NRW-Wahl-InterviewAfD-Spitzenkandidat Marcus Pretzell: „Wir wollen ab 2022 regieren“

Lesezeit 4 Minuten
AfD-Spitzenkandidat Marcus Pretzell

AfD-Spitzenkandidat Marcus Pretzell

Das Gespräch mit dem AfD-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell bildet den Abschluss der Reihe von Interviews mit den Spitzenkandidaten jener Parteien, die Chancen haben, am Sonntag in den Landtag einzuziehen. Mit Pretzell sprachen Bernd Eyermann, Helge Matthiesen, Raimund Neuß und Kai Pfundt.

Im Landtag will niemand mit Ihnen koalieren. Ein Problem für Sie?

Wir haben nicht den Anspruch, schon in der ersten Wahlperiode zu regieren. Diese fünf Jahre sind ganz wichtig, um das parlamentarische Handwerk zu lernen. Ob Kraft oder Laschet regieren, ist nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, unter welchem Druck sich die jeweilige Landesregierung durch die Opposition sieht. Das ist die Aufgabe, die wir als AfD haben, echte Opposition zu sein.

Und zu einem späteren Zeitpunkt?

Unser absolutes Ziel ist die Regierungsverantwortung für die Zeit ab 2022.

Sie haben beim Kölner Parteitag gesagt, Sie wollten im Landtag einen realpolitischen Kurs fahren. Fühlen Sie sich an die Beschlüsse der Bundespartei nicht gebunden?

Doch, aber die Bundes-AfD hat ja nicht entschieden. Deshalb muss die jeweilige Landes-AfD entscheiden.

Wie geht es in der Partei weiter, nachdem Ihre Frau mit dem Antrag gescheitert ist, einen realpolitischen Kurs zu fahren?

Es gibt eine große Sehnsucht in der Partei nach Einheit. Die Angst vor der Debatte war offenbar größer als die vor der Entscheidung. Nach der Bundestagswahl wird man das womöglich freier diskutieren können.

Wo wollen Sie denn im Landtag die Schwerpunkte setzen?

Bei der Bildung, der Inneren Sicherheit und der Infrastruktur.

Nicht bei Integration und Zuwanderung? Mit den Themen sind Sie groß geworden.

Es wäre falsch zu behaupten, dass man das Asyl-Integrations-Migrationsthema in Nordrhein-Westfalen mal eben lösen könnte.

Sie wollen G9 wieder einführen. Ohne Ausnahmen?

Ja. Wir wollen keine Mischform, weil es auf dem Land zu wenige Schüler gibt, um in der Oberstufe eine Vielzahl von Kursen zu ermöglichen.

Die CDU will keine weitere Förderschule schließen. Schließen Sie sich dem an?

Wir haben ein gut funktionierendes Förderschulsystem, aber in den Regelschulen nicht die Bedingungen, die wir für die Inklusion brauchen. Auch die pädagogische Ausbildung der Lehrer lässt zu wünschen übrig. Erst wenn die Lehrer in 10 bis 15 Jahren entsprechend ausgebildet sind, können wir flächendeckend die Inklusion anbieten.

Die UN fordern die Inklusion als definiertes Menschenrecht.

Bei den Vereinten Nationen steht nirgendwo der Begriff Inklusion. Das Ganze beruht auf einem Übersetzungsfehler einer Nichtregierungsorganisation. Dort ist von Integration in die Gesellschaft die Rede. Integration muss nicht heißen, dass es einen gemeinsamen Unterricht gibt.

Wollen Sie weniger Kita-Betreuung für unter Dreijährige?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand leugnen würde, dass die Betreuung durch die Eltern grundsätzlich die beste denkbare Lösung für die Kinder ist, von Ausnahmefällen abgesehen. Wir haben nichts dagegen, wenn Eltern ihre kleinen Kinder in die Fremdbetreuung geben. Meine eigenen vier Kinder sind mit unter drei Jahren dorthin gekommen und es hat ihnen nicht geschadet. Aber wir wollen Wahlfreiheit. Derzeit fördert der Staat einseitig die Fremdbetreuung und lässt die Eltern bei der Eigenbetreuung im Regen stehen.

Die Integration in die Gesellschaft gelingt in einem Land wie NRW mit einem hohen Zuwandereranteil womöglich aber besser durch den frühen Besuch von Kitas.

Absolut. Wenn wir aber nur noch auf Migrantenkinder schauen, machen wir einen Fehler.

Auf dem Parteitag im März in Troisdorf forderte ein Kandidat, man müsse mehr tun "für unsere deutschen Kinder". Sind Kinder aus Zuwandererfamilien weniger wert?

Dann frage ich Sie: Sind Migrantenkinder mehr wert?

Ich habe aber Sie gefragt.

Und ich habe eine Gegenfrage gestellt, ich glaube, das ist legitim.

Würden Sie meine Frage denn beantworten?

Ich glaube, dass wir aufhören müssen, bestimmte Gruppen von Kindern zu fördern.

Soll das Land auf fossile oder auf erneuerbare Energien setzen?

Solange wir nichts Besseres haben, sind wir dafür, wieder mehr auf die Kohle zu setzen, aber auch auf Gas.

Wären Sie bereit, die Kohle zu subventionieren?

Nein. Wir wollen nicht die Subventionen für die Windkraft durch Subventionen für die Steinkohle zu ersetzen.

Also ein weiterer Ausbau der Braunkohleförderung.

Wenn es sich wirtschaftlich trägt, ja.

Wo wollen Sie im Land sparen?

Bei Subventionen, Pseudo-Wissenschaften an den Unis wie Gender-Lehrstühlen oder bei Gleichstellungsbeauftragten.

Und wo wollen Sie mehr ausgeben?

Für Familien und für die Ausbildung von Polizisten.

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