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570.000 Demonstranten in FrankreichLieblingsrestaurant von Macron bei Protesten in Paris in Brand gesteckt

Lesezeit 2 Minuten
Die Markise der Brasserie „La Rotonde“ wurde am Donnerstag angezündet. Das Restaurant gilt als bei Emmanuel Macron beliebt.

Die Markise der Brasserie „La Rotonde“ wurde am Donnerstag angezündet. Das Restaurant gilt als bei Emmanuel Macron beliebt. 

Am Donnerstag kam es bei Protesten gegen die Rentenreform nicht nur in Paris zu Ausschreitungen. Viele Menschen waren auf den Straßen.

Nach dem erfolglosen Gespräch zwischen Frankreichs Regierung und den Gewerkschaften im Rentenstreit sind am Donnerstag erneut Hunderttausende Menschen zum Protest auf die Straße gegangen. In Paris setzten Demonstranten kurzzeitig die Markise der Brasserie „La Rotonde“ am in Brand.

Die Gaststätte gilt als sehr beliebt bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Im Jahr 2017 lud der amtierende Präsident nach der ersten Wahlrunde Unterstützer zum Feiern in die Brasserie ein. Nach Angaben der Polizei zündeten zudem mehrere Hundert „radikale Elemente“ Mülltonnen an und warfen Wurfgeschosse auf Polizeibeamte in der Nähe des Restaurants. Der Brand konnte dennoch schnell gelöscht werden, lediglich die Markise kam zu Schaden.

Proteste in Frankreich: 570.000 Menschen auf den Straßen

Seit dem Nachmittag kam es in Paris, Lyon und Nantes zu einzelnen Ausschreitungen. Nach Angaben der Behörden beteiligten sich 570.000 Menschen an Demonstrationszügen gegen die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre. In der vergangenen Woche waren es nach Angaben des Innenministeriums 740.000. Die Gewerkschaften sprachen am Donnerstag von knapp zwei Millionen Teilnehmern.

Berichten zufolge versperrten Demonstrantinnen und Demonstranten den Zugang zu einem Teil des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Blockaden gab es auch an Straßen und verschiedenen Hochschulen im Land. In Lyon wurden Medienberichten zufolge Läden beschädigt. In Nantes habe die Polizei bei Zusammenstößen Tränengas eingesetzt. Auch in Rennes sei die Stimmung angespannt gewesen. In Paris drangen Demonstranten in eine Bankfiliale ein.

Proteste in Paris: Demonstranten zünden bengalische Feuer in Firmengebäude

Noch bevor der Demonstrationszug in Paris losging, drangen Gegner der Rentenreform in ein Firmengebäude ein. Auf Videos war zu sehen, wie sie bengalische Feuer zündeten und Sprechchöre sangen. „Es braucht Geld, um unser Rentensystem zu finanzieren. Hier gibt es welches“, rief ein Sprecher der Eisenbahner-Gewerkschaft CGT Cheminots der Zeitung „Le Parisien“ zufolge ins Megafon. „Anstatt zwei Lebensjahre von den Arbeitnehmern zu nehmen, sollte Macron es hier suchen.“

In dem Gebäude sitzt auch der US-Vermögensverwalter Blackrock. In Macrons erster Amtszeit war Blackrock während der Streiks und Proteste gegen die damals geplante Rentenreform zu einer Art Feindbild geworden. Bei den aktuellen Protesten hat Blackrock bisher hingegen keine Rolle gespielt.

Wochenlange Proteste gegen Rentenreform: 154 verletzte Polizisten

Die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron ist mittlerweile beschlossen. Er und die Mitte-Regierung wollen damit ein Loch in der Rentenkasse verhindern. Die Gewerkschaften und große Teile der Opposition lehnen die Reform als unfair ab.

Bei den Protesten sind nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin bisher 154 Polizisten verletzt worden. Unter ihnen seien einige Schwerverletzte, teilte der Minister am Donnerstagabend mit. Außerdem habe es landesweit bislang 111 Festnahmen gegeben. (das/dpa)