Die Ukraine habe Truppen verlegt, also müsse er das auch tun – so ungefähr lautet die Begründung von Alexander Lukaschenko.
Unterstützung für Putin?Lukaschenko verlegt Truppen an die Grenze – und spricht von angeblicher Provokation

Wladimir Putin (l) und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko stehen sich nahe, wie diese Aufnahme aus dem Mai 2024 illustriert.
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Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat größere Truppenverbände an die Grenze seines Landes zur Ukraine verlegen lassen. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe die Ukraine bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er in einem Interview des russischen Fernsehkanals „Rossija“, aus dem die Staatsagentur Belta zitierte.
„Und angesichts dieser aggressiven Politik haben wir unser Militär entlang der gesamten Grenze stationiert, so wie es im Kriegsfall der Fall wäre.“ Neben den regulären Truppen habe Belarus (ehemals Weißrussland) auch Spezialverbände im Einsatz an der Grenze.
Lukaschenko berichtet von Truppenverlegungen an die Grenze
Lukaschenko sah den Truppenaufmarsch der Ukraine als Reaktion Kiews auf zusätzliche russische Truppen, die Moskau für die Parade zum Tag der Unabhängigkeit in Minsk nach Belarus verlegt hatte. Den Tag der Unabhängigkeit feiert Belarus stets am 3. Juli. „Daraufhin musste ich fast ein Drittel der Armee verlegen, um die vorhandenen Kräfte zu verstärken“, behauptete Lukaschenko, der als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, und eng mit Kremlchef Wladimir Putin kooperiert.
Die russische staatliche Nachrichtenagentur „Tass“ berichtete am Sonntag ebenfalls, Belarus habe seine Truppen im südlichen Gebiet nahe der Grenze zur Ukraine verstärkt und bezog sich dabei auf Aussagen des Kommandeurs der Luft- und Luftverteidigungskräfte, Andrej Lukjanowitsch. „Die Truppen sind bereits verstärkt worden. Das gilt für die Luftstreitkräfte, die Luftverteidigung und die Luftüberwachung“, zitierte Tass Lukjanowitsch.
Ukraine Grenztruppen widersprechen Lukaschenko
Nach Ansicht der ukrainischen Grenztruppen greift Lukaschenko „zu aggressiven Aussagen, die nicht der Realität entsprechen“. Von Verstärkungen auf belarussischer Seite sei zudem nichts erkennbar, sagte Andrij Demtschenko, Sprecher der Grenztruppen. Die Lage an der Grenze sei unverändert, „wie auch die Rhetorik Lukaschenkos, der die Situation in regelmäßigen Abständen eskalieren lässt, um dem Terroristenland (Russland) zu gefallen“. Von Verstärkungen auf belarussischer Seite gebe es keine Spur.
Das mit Moskau verbündete Minsk ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoß russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen und Verlusten beim versuchten Vorstoß nach Kiew mussten sich diese russischen Einheiten zurückziehen. Lukaschenko gilt dennoch nach wie vor als engster Verbündeter Putins. Der autoritäre Herrscher, der von vielen Ländern wegen seiner mutmaßlich gefälschten Wiederwahl 2020 nicht mehr anerkannt wird, gilt als politisch abhängig vom Kremlchef.
Belarus verlegt Panzer an ukrainische Grenze
Bereits vor einer Woche Belarus hatte Belarus eine Verstärkung der Truppen im Grenzgebiet angeordnet. Das Verteidigungsministerium in Minsk verlegte nach eigenen Angaben Panzer auf einen Schienentransport für einen möglichen Einsatz an die Grenze.
Auch die Flugabwehr sei in volle Bereitschaft versetzt worden, weil etwa zehn Flugobjekte aus der Ukraine in den Luftraum im Osten des Landes eingedrungen seien, sagte Lukaschenko. Das Außenministerium teilte mit, dies sei ein „gefährlicher Versuch, die derzeitige Konfliktzone in unserer Region auszuweiten“. Auch ballistische Raketen vom Typ „Iskander“ sowie „Polones“-Raketenwerfer würden in die Region verlegt. (pst/dpa)