Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Vorwürfe gegen VatikanUN fordern Kinderschänder-Liste

Lesezeit 3 Minuten

Der Vatikan reagierte empört über die Forderung der UN.

Rom – Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Papst Benedikt XVI. in den letzten beiden Jahren seiner Amtszeit über 400 Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in den Laienstand versetzt hatte. Die Meldung wurde von vielen Seiten überrascht und positiv aufgenommen. Der Vatikan gehe hart und eindeutig gegen den Missbrauch von Kindern vor, so war der Eindruck.

An diesem Mittwoch hat nun der UN-Kinderrechtsausschuss in Genf einen Bericht vorgelegt, in dem er zwar einige Fortschritte im Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch von Kindern einräumt. Im Kern sei aber noch viel zu wenig passiert. Das Urteil der 18-köpfigen Expertenkommission der Vereinten Nationen ist vernichtend.

Das Gremium erhebt vor allem zwei Hauptvorwürfe: Zum einen stelle die katholische Kirche in ihrer Aufklärungsarbeit noch heute den eigenen Ruf und den Schutz der Täter über die Interessen der Kinder. Andererseits agiere der Heilige Stuhl fälschlicherweise in einer eigenen moralischen Sphäre. Anstatt die Täter den ordentlichen, staatlichen Gerichten zu übergeben, halte die Kirche weiterhin ihre Hand schützend über die Täter, die so der strafrechtlichen Verfolgung entkämen.

Die Kirche verweigere weiterhin Auskunft über das genaue Ausmaß von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Bei der Vorstellung des Berichts behauptete die norwegische Ausschussvorsitzende Kirsten Sandberg, der Vatikan verletze die UN-Kinderrechts-Konvention. "Sie haben nicht alles getan, was sie hätten tun müssen", sagte Sandberg.

In einer schriftlichen Mitteilung reagierte der Vatikan auf die Vorwürfe und stellte fest, er werde die Ausführungen der Kommission "minuziös studieren und prüfen". Er stellte aber auch fest, in "einigen Punkten des Berichts" werde der Versuch unternommen, sich in die Lehre der katholischen Kirche im Hinblick auf die Würde der Person und der Ausübung der Religionsfreiheit einzumischen. Die UN-Kommission hatte in dem Bericht unter anderem jüngere Äußerungen aus dem Vatikan im Hinblick auf Homosexualität, Empfängnisverhütung und Abtreibung kritisiert.

Der Vatikan hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, mit aller Kraft gegen Missbrauch von Kindern vorzugehen. Papst Benedikt XVI. hatte sich mehrmals entschuldigt und war 2011 in Erfurt mit Opfern zusammengekommen, die als Kinder von Priestern sexuell missbraucht worden waren. Er verschärfte außerdem entsprechende Normen im Kirchenrecht. Papst Franziskus ließ im Dezember eine Kommission zum Schutz für Kinder vor Missbrauch einrichten. Diesen Schritt begrüßte der UN-Ausschuss und schlug vor, der Vatikan solle Opferorganisationen in die Kommission aufnehmen. Papst Franziskus hatte erst vor zwei Wochen sexuellen Missbrauch durch Priester als "Schande der Kirche" bezeichnet. Bei einer Anhörung vor dem Komitee am 16. Januar sagte der Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi: "Kinderschänder findet man selbst bei den am meisten geachteten Berufsgruppen der Welt, darunter beim Klerus und anderen kirchlichen Berufen."

Priester und andere Mitglieder der katholischen Kirche seien weltweit in "Zehntausende Fälle" von sexuellem Missbrauch von Kindern verwickelt. Das Komitee sei "schwer besorgt, dass der Heilige Stuhl nicht die notwendigen Maßnahmen, um Fällen von sexuellem Missbrauch zu begegnen und Kinder zu schützen", ergriffen habe.