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Wahlkreis 15 Köln IIIWer im Kölner Nordwesten zur Wahl steht

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Die Kandidaten im Wahlkreis 15 Köln III: Nathanael Liminski (CDU, v.l.), Jochen Ott (SPD) und Arndt Klocke (Grüne).

  1. Zur Landtagswahl am 15. Mai analysiert die Rundschau die Lage in den sieben Kölner Wahlkreisen und zeigt jeweils die drei aussichtsreichsten Direktkandidaten.
  2. Heute: Der Kölner Nordwesten (Wahlkreis 15/Köln III).

Köln – Ehrenfeld und Nippes – das war lange eine sichere Bank für die SPD. In den einstigen Arbeitervierteln waren die Sozialdemokraten bei Landtagswahlen stets die stärkste politische Kraft, holten teils über 40 Prozent der Stimmen. Doch wird es auch diesmal so sein?

Die Grünen, die 2017 NRW-weit auf 6,4 Prozent abstürzten (in Köln auf 11,8 Prozent), haben seitdem enorm zugelegt. Europawahl 2019, Kommunalwahl 2020, Bundestagswahl 2021 – stets hatten sie in Köln die meisten Stimmen, erst recht in Ehrenfeld und Nippes.

So wundert es nicht, dass der grüne Kandidat im Wahlkreis 15, Arndt Klocke (51), betont: „Diesmal bewerbe ich mich ganz klar, um das Direktmandat zu erringen.“ Das ist auf Landesebene bisher noch keinem Grünen gelungen. Aber wie realistisch ist das? Der Überblick.

Wie war es vor fünf Jahren? SPD-Kandidatin Gabriele Hammelrath siegte mit 32,8 Prozent klar vor CDU-Bewerber Christoph Schmitz (21,7 Prozent). Klocke (17,8 Prozent) musste sich mit Platz 3 zufrieden geben. Über die Landesliste zog er trotzdem in den Landtag ein, dem er seit 2010 angehört.

Die Ausgangslage vor der Landtagswahl im Kölner Wahlkreis 15

Der Wahlkreis 15 umfasst den Stadtbezirk Ehrenfeld und vom Bezirk Nippes die Stadtteile Bilderstöckchen und Nippes. Wegen eines Neuzuschnitts sind vom Bezirk Lindenthal Teile von Braunsfeld und Müngersdorf hinzugekommen. Drei politische Schwergewichte treten hier gegeneinander an: Jochen Ott (47) sitzt wie Klocke seit 2010 im Landtag, er ist schulpolitischer Sprecher und Vize-Fraktionschef, seine Themen sind Bildung, Bauen, Wohnen und Verkehr. Ott war Mitglied im Kölner Stadtrat, 18 Jahre Vorsitzender der Kölner SPD, trat 2015 als OB-Kandidat an.

Klocke war schon Partei- und Fraktionschef der Grünen in NRW. Seit 2010 ist er im Landtag Sprecher der Grünen für Verkehr, Bauen und Wohnen, derzeit auch Vize-Fraktionsvorsitzender.

Die CDU schickt mit Nathanael Liminski (36) den Chef der NRW-Staatskanzlei und Vertrauten von Ministerpräsident Hendrik Wüst und seinem Vorgänger Armin Laschet ins Rennen. Fünf Jahre lang organisierte er in Düsseldorf das Schaltzentrum der Macht und kümmerte sich als Staatssekretär um die Medienpolitik in NRW.

Den Wahlkreis 15 hatte ihm die Kölner CDU angeboten, eigentlich wollte er in Sankt Augustin kandidieren, verlor dort aber gegen den CDU-Ortsverbandschef. Mit Ehrenfeld und Nippes kandidiert er nun in einem für die CDU sehr ungünstigen Wahlkreis, hier holte die Union 2017 ihr schlechtestes Ergebnis in Köln und ganz NRW. „Mir war bewusst, dass es hier schwierig für die CDU ist“, räumt Liminski ein, „doch gerade in solchen Gebieten muss die Union Flagge zeigen und den Austausch suchen, wenn sie Volkspartei bleiben will.“ Der gebürtige Bonner ist in Hangelar aufgewachsen und wohnt in Düsseldorf-Benrath, in Ehrenfeld und Nippes kennen ihn nur wenige.

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Klocke hingegen lebt seit 20 Jahren in Nippes, kennt den Wahlkreis aus dem Effeff, er kandidiert hier zum vierten Mal, hat hier mehrfach das beste grüne Ergebnis in NRW geholt. Auch der in Höhenberg aufgewachsene Ott lebt in Nippes, tritt aber zum ersten Mal dort an. Seinen bisherigen Wahlkreis 17 in Porz, den er je zweimal gewonnen und zweimal verloren hat, hat er an SPD-Ratsfraktionschef Christian Joisten abgegeben.

Kölner Wahlkreis 15: Das sagen die Kandidaten

„Ich sehe mich als Herausforderer“, sagt Ott angesichts der grünen Zugewinne. Der Wahlkreis – bisher eine rote Hochburg – sei für die SPD kein Selbstläufer, die Bevölkerung verändere sich stark durch Zuzug und Gentrifizierung, so Ott. Kurzum, es sei „einer der spannendsten Wahlkreise in NRW“. Er wolle „dafür sorgen, dass die Lebensqualität erhalten bleibt.“

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Auch Liminiski sieht „eine bemerkenswerte Dynamik im Wahlkreis, das zeigen alleine schon die Bauprojekte in so unterschiedlichen Bereichen. Alle Chancen und Probleme, die es in NRW gibt, sind hier wie unter einem Brennglas verdichtet – ob Bildung, Wohnen, Arbeitsmarkt, Mobilität, Sicherheit oder Integration.“ Themen wie Schule und Bildung, steigende Mieten, Verkehr und Klimaschutz betonen alle drei Kandidaten, es fällt schwer, Unterschiede auszumachen.

„Andere Parteien versuchen, mit grünen Themen zu punkten“, hätten ihm Bürger schon mal am Wahlstand gesagt, berichtet Klocke. Er hofft, die Wähler mit seiner seit 2010 gesammelten Erfahrung als Fachpolitiker zu überzeugen. Für den Grünen ist ein Direktmandat so nah gerückt wie nie. Ott hingegen hofft, auch Menschen, die vorher Grün gewählt haben, für die SPD gewinnen zu können. „Wir haben gute Konzepte.“

Was ist mit den Landeslistenplätzen? Egal, wer das Direktmandat gewinnt, am Ende könnten alle drei Kandidaten in den Landtag einziehen. Klocke und Ott haben mit Platz 4 und 5 sichere Plätze auf der Landesliste ihrer Partei. Auch Liminski kann sich mit Platz 12 Hoffnungen auf ein Landtagsmandat machen.

Weitere Kandidaten: Maria Westphal (FDP), Christer Cremer (AfD), Christian Köhler Pinzón (Linke), Stefan Pott (Die Partei), Ludwig Degmayr (Freie Wähler), Wolfgang Pawlik (Die Basis), Yvonne Müller (Die Urbane), Philipp Juchem (Volt), Andrea Capitain (Ökologische Linke).