Wegen Corona-KriseBis zu vier weitere verkaufsoffene Sonntage im Herbst

Ein Pärchen während eines Einkaufsbummels auf der Schildergasse in Köln
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Düsseldorf – NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat wegen der Corona-Krise bis zu vier weitere verkaufsoffene Sonntage 2020 angekündigt. Der Handel könne dadurch entgangenen Umsatz kompensieren und besser von der Mehrwertsteuersenkung profitieren, sagte Pinkwart. Die Kommunen könnten frei entscheiden, ob und wann sie die Sonntage ansetzen. Er baue darauf, die Unterstützung von Kirchen und Gewerkschaften zu bekommen. Frühere Vorstöße des Landes für verkaufsoffene Sonntage waren mehrfach vor Gericht gescheitert. Für die Konjunktur sieht Pinkwart das Schlimmste überwunden. „Der Tiefpunkt war in NRW im April. Die Unternehmen nehmen einen Silberstreif am Horizont wahr“, sagte er. Von einer Rückkehr zur Normalität könne aber noch keine Rede sein, der wirtschaftliche Einbruch sei beispiellos gewesen.
Zuvor waren in Nürnberg die Arbeitslosenzahlen für Juni bekanntgegeben worden. Zwar stieg die Zahl nochmals für die Jahreszeit untypisch auf 2,853 Millionen. Im Vergleich zum Mai ging es aber mit einem Plus von 40 000 vergleichsweise moderat nach oben. Insgesamt sind durch die Corona-Krise nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit zwischen April und Juni 638 000 Menschen arbeitslos geworden. Die Arbeitslosenquote stieg im Juni um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent, jedoch gibt es regional sehr unterschiedliche Entwicklungen (s.Grafik). In Köln sind mittlerweile sogar mehr Menschen ohne Arbeit als in der Finanzkrise 2008/2009. Laut der Agentur für Arbeit haben 58 013 Kölner aktuell keine Arbeit, im Februar 2008 betrug der Höchststand 57 653 Arbeitslose. Die Quote liegt damit nun bei 9,6 Prozent, im Vorjahreszeitraum waren es 7,9 Prozent.
Wirtschaft solle sich nun erholen
Die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute glauben, dass wirtschaftlich der Höhepunkt der Krise überschritten sei und es im zweiten Halbjahr deutlich aufwärts gehe. Nach dem Rekordeinbruch im zweiten Quartal mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes zwischen April und Juni um 11,9 Prozent zum Vorquartal dürfte sich die Wirtschaft laut Ifo-Institut spürbar erholen. Im dritten Quartal könnte es um 6,9 Prozent steigen und Ende 2020 um 3,8 Prozent, meint das Ifo-Institut. Man erwarte einen Aufstieg aus dem Corona-Tal.
Das Forschungsinstitut RWI erwartet, dass sich die NRW-Wirtschaft bis Herbst 2021 und damit schneller belebt als im Bund. 2020 gehe die Wirtschaftsleistung in NRW um 5,5 Prozent zurück, im Bund seien es voraussichtlich 5,8 Prozent. RWI-Konjunkturforscher Torsten Schmidt hob zugleich hervor, dass die Corona-Infektionszahlen weltweit höher seien denn je. Stark betroffen seien vor allem wichtige Handelspartner wie die USA, Russland oder Indien. „Die Erholung muss von der Binnen-Nachfrage getragen werden“, sagte Schmidt. Dies sei aber möglich.
Skeptischer äußerte sich Thomas Meyer, Präsident von IHK NRW. Die Stimmung bei den Firmen sei äußerst angespannt, so Meyer. Das habe eine Blitz-Umfrage der IHK unter 8500 Unternehmen ergeben, davon 1500 aus NRW. Jedes zweite beurteile seine Geschäftslage als schlecht. Wirklich gute Geschäfte machten nur die Bauindustrie und die Gesundheitswirtschaft. Etwas über 30 Prozent gäben an, die Lage werde sich bessern, 30 Prozent erwarteten eine Verschlechterung. (kib/mar/mhe)