In Sachen LiebeMein Mann und ich sind nicht auf einer Welle – was können wir ändern?

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Wenn die Leben unterschiedlich sind – die Trennung aber doch zu schwer fällt. (Symbolbild)

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Désirée Beumers und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  • Diesmal beantwortet Peter Wehr die schwere Frage, was man verändern kann, um eine Ehe zu retten, die noch nie so richtig auf eine Welle gekommen ist.

Köln – Ich bin seit 18 Jahren mit meinem Mann zusammen. Wir haben zwei Kinder (16 und 13). Bis zur Geburt unseres Sohnes haben wir in einer Fernbeziehung gelebt. Dann kam viel Stress. Ich unerfahren mit Kindererziehung, selbst mit Problemen belastet. Arbeite im Außendienst, somit feste Kontakte schwierig aufzubauen. Ich Ossi, er Wessi. Hausbau ohne große Erfahrung und erfahrene Begleiter. Eigentlich kein Problem, aber irgendwie schaffen wir es nicht, auf eine Welle zu kommen. Immer bin ich diejenige, die redet und Klärung sucht. Irgendwie ist mir dabei jegliches Gefühl für ihn verloren gegangen. Schluss machen fällt schwer. Zu viel geht verloren, und die Angst vor dem was dann ist, ist groß. Ich bin gefühlt schwach und feige, möchte auch nicht unser mir verhasstes Haus verlassen. Hier wurden viele Sachen nicht gut geplant. Schwiegereltern waren für mich auch Stress. Mein Mann hat versucht, den Kontakt zu meiden. Ich nicht. Ich habe aber versucht, dass meine Wünsche akzeptiert werden. Das hat nur Stress gemacht. Ich konnte es auch nicht anders lösen. Jetzt ist es eh egal. Sie sind alt. Gibt es denn für unsere Ehe eine Möglichkeit der Veränderung?

Während des Lesens Ihrer Geschichte bin ich zunehmend in ein Empfinden von Schwere geraten und in ein Gefühl von Ohnmacht. Beides wollte ich am liebsten abschütteln. Dann dachte ich: Vielleicht geht es Ihnen ja genauso.

Peter Wehr

Peter Wehr

Seit 18 Jahren kämpfen Sie nun um die Erfüllung Ihrer Wünsche: eine Familie, an der auch die Großeltern teilhaben sollten, ein Haus und eine Partnerschaft auf einer Wellenlänge. Doch es ist nicht so geworden, wie Sie es sich ersehnt haben. Das ist schade und auch traurig.

Trotz vieler Enttäuschungen an den falschen Fronten gekämpft

Ich vermute, dass Sie mit dem Beginn der Partnerschaft sehr hoffnungsvoll in ein neues, noch unbekanntes Leben starten wollten. Geprägt und noch verwurzelt in der ostdeutschen Kultur – der Mauerfall lag gerade mal drei Jahre zurück – war das mit „vielen eigenen Problemen“ mit Sicherheit kein einfacher Start – im Westen mit einem wortkargen „Wessi“ als Partner. Bei alledem müssen Sie sich ohne soziale Kontakte sehr allein gefühlt haben. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich Ihre Schwiegereltern auch deshalb als unterstützende und zugewandte Begleiter gewünscht haben.

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Allerdings erscheint es mir so, dass Sie trotz der vielen Enttäuschungen viel zu lange an den falschen Fronten gekämpft und die Verantwortung für Ihre Misere zu einseitig in äußeren Umständen gesucht haben. Das gilt es, zunächst einmal anzunehmen. Lösen Sie sich von alten Idealvorstellungen, und trauern Sie um den Verlust. So können Sie aus der Opferrolle heraustreten, sich neu orientieren, um dann Ihren Bedürfnissen eine neue Richtung zu geben – in eine wünschenswerte, selbst gestaltete Zukunft. Vor diesem Hintergrund werden Sie mit Sicherheit eigene dafür hilfreiche Ressourcen in sich entdecken.

Natürlich ist das nicht einfach. Dennoch können genau diese Schritte Ihnen helfen, anders als bisher auf ihren Partner zuzugehen und für sich zu überprüfen, ob Sie noch einen gemeinsamen Weg miteinander finden können und was jeder von Ihnen bereit ist, dafür zu investieren.

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Damit das gelingen kann, rate ich Ihnen, sich für diesen gemeinsamen Prozess professionelle Hilfe zu suchen. Gönnen Sie sich das erste Mal in Ihrem Leben einen kompetenten Begleiter, der Ihnen dabei hilft. Beispielsweise in einer Beratungsstelle. Ein solcher Prozess braucht Zeit. Falls Ihr Partner das ablehnen sollte, suchen Sie für sich allein Unterstützung, damit Sie Ihren Bedürfnissen entsprechend einen passenden Weg für sich finden.

Den ersten Schritt in diese Richtung haben Sie ja schon getan. Indem Sie mich um Rat gebeten haben. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen bei dem, was Sie nun als nächstes unternehmen.

Dies ist die letzte Kolumne von Peter Wehr, der von Beginn unserer Reihe an dabei war. Wir danken ihm für seine Beiträge. Wehrs Nachfolger stellen wir Ihnen im Januar vor. 

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