Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Mini-Picasso“Zweijährige mit eigener Ausstellung verkauft „Kunst“ für 1500 Dollar

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Lola June aus New York ist zwei Jahre alt und schafft Gemälde. Viele sagen, das ist kein Gekritzel, das ist große Kunst. (Symbolbild)

New York – „Die paar Farbspritzer auf Leinwand - also das könnte mein kleines Kind auch!“ Wie oft stand man schon vor einem abstrakten Gemälde im Museum und hat sich das zumindest leise gefragt. Experten würden das freilich empört abtun und sagen: Nein, das ist Kunst!

Im ganz speziellen Fall der zweijährigen Lola June scheint beides jedoch auf seltsame Weise zusammen zu kommen:

Das kleine Mädchen aus New York malt gerne und viel – und entzückt mit ihren Gemälden gerade die amerikanische Kunstszene.

Ihre Bilder wurden bereits in einer eigenen Ausstellung präsentiert und für hohe Summen verkauft.

Freund der Eltern entdeckte das Talent der kleinen Künstlerin

Viele bunte Farben, vermischt in großen Strichen in wilden Mustern, Acryl auf Leinwand – so sehen Lola Junes Gemälde aus. Schön anzusehen sind sie. Aber sind sie wirklich etwas Besonderes? Schließlich malen doch viele Kinder gerne.

Den Eltern sei zunächst nicht ganz klar gewesen, welches Talent die eigene Tochter habe, erzählte Lola Junes Mutter Lucille Javier der Nachrichtenplattform ABC News. „Ich muss gestehen, dass ich anfangs sogar einige ihrer Werke weggeworfen habe.“

Einem Freund der Familie sei aufgefallen, wie besonders Lola June mit Farben umgehe und wie sie diese zueinander in Beziehung setze. Eine befreundete Galerie-Besitzerin, Anita Durst, habe sofort das Potential erkannt und gewusst, dass sich Lola Junes Bilder verkaufen werden. So bekam die kleine Neu-Künstlerin direkt ihre eigene Ausstellung mit dem Titel „Hope“ (dt.: „Hoffnung“) in der Chashama Gallery in New York.

„Mini-Picasso“ verkauft Werke für hohe Summen

„Pint-sized Picasso“ (dt.: „Mini-Picasso“) oder Wunderkind wird Lola June inzwischen genannt. Ihre Bilder wurden für bis zu 1500 Dollar pro Stück verkauft. Die Nachfrage sei hoch gewesen, sogar Stars hätten die Gemälde erworben, erzählt Galleristin Durst. Von 40 Bilder seien 32 verkauft worden, erzählt Kurator Pajtim Osmanaj der Huffington Post, das sei doch wahrlich ein Erfolg gewesen.

Kann Kindergekritzel echte Kunst sein?

Aber ist das Ganze nun einfach nur eine Art Gag, um zu hinterfragen, wie nah echte Kunst an Kindergekritzel liegt? „Ich möchte zeigen, wie rein und simpel Kunst sein kann“, beschreibt der Kurator die Ausstellung auf Instagram. Es sei eben nicht immer nötig, jahrelange Erfahrung zu haben, wenn man etwas schaffe. „Lolas Kunst soll die Besucher dazu herausfordern, sich selbst in Frage zu stellen und zu ergründen, wo der Unterschied zwischen einem kleinen Kind und einem Meistermaler liegt.“

Und doch sei Lola June wirklich gut, in dem, was sie tue, besonders für ihr Alter, sagt Galleristin Durst und bleibt damit ebenso recht zweideutig. Die Wahrheit über den künstlerischen Wert der kleinen Malerin liegt also doch eher in der Interpretation des Betrachters.

Lola June verabschiedet sich von jedem Bild

Lola June selbst habe ein inniges Verhältnis zu ihren Bildern, heißt es in einem ARD-Bericht. Immer wenn eins verkauft wird, verabschiede sie sich persönlich von dem Gemälde. Sie male etwa 15 Minuten am Tag und werde auch niemals zum Malen gezwungen, versichert ihre Mutter Lucille Javier. Und natürlich werde auch das Geld der Einnahmen für sie zurückgelegt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Einen eigenen Instagram-Account hat Lola June natürlich längst. Es gibt Videos, in denen ihr Malprozess gezeigt wird und natürlich viele Interviews, in denen sie, eben ganz Kleinkind, lieber ins Mikrofon beißt als auf Fragen zu antworten.

Kleine Künstler gibt es überall – oder?

Ob es einem Kleinkind wirklich gut tut, derart ausgestellt und „protegiert“ zu werden, das ist sicherlich fraglich. Es dürfte anzunehmen sein, dass die Kleine sich eher für Schokokuchen und saubere Windeln interessiert als für Kritikerlob. Es wäre sogar nicht verwunderlich, wenn sie gerade zum Trotz bald gar keine Lust mehr darauf hätte, überhaupt einen Pinsel in die Hand zu nehmen.

Was Aufmerksamkeit betrifft, könnte ihr Beispiel dennoch für alle ambitionierten Eltern interessant werden. Vielleicht steckt ja im eigenen aufmüpfigen Töchterlein, der gerne mit viel Farbe an der Wand herumschmiert, doch in Wahrheit ein exzentrisches Kunst-Genie? Man könnte so richtig groß rauskommen mit ihm.

Dass schon Kinder sich an Kunst probieren, ist indes nichts Neues. In Kunstschulen werden längst Kurse für Kleinkinder angeboten. Das soll natürlich vor allem Spaß machen. Manche Nachwuchs-Künstler präsentieren ihre Werke aber auch hierzulande öffentlich. In Köln stellt im Mai der achtjährige Arian Chyk aus, der als „der jüngste Pop-Art-Künstler Deutschlands“ bezeichnet wird. Er male „sehr bewusst und plakativ“ und experimentiere gerne mit Farben, heißt es in der Presse-Ankündigung.