GesundheitEiweißbrot zum Abendessen

Das Eiweißbrot sieht aus wie ein herkömmliches Brot und schmeckt auch fast so. (Bild: Grönert)
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Die Idee, Kohlenhydrate und Eiweiße voneinander zu trennen, gibt es schon lange. Zuletzt ist Dr. Detlef Pape mit seiner "Schlank im Schlaf"-Diät damit sehr berühmt und wohl auch sehr reich geworden - mittlerweile gibt es einen eigenen Online-Shop für Produkte, die seine Diätvorschriften ergänzen. Die neueste Erfindung ist das so genannte Eiweißbrot, das den Anhängern endlich erlaubt, auch abends mal ein Butterbrot zu essen. Bisher war es nach dem Schlank-im-Schlaf-Prinzip verboten, abends stärkehaltige Kohlenhydrate wie Brot, Nudeln und Kartoffeln zu sich zu nehmen. Dadurch werde Insulin ausgeschüttet, das die Fettverbrennung während der Nacht behindere.
Das Eiweißbrot erscheint nun als Rettung für alle, die nicht auf ihr normales Abendbrot verzichten möchten. Es enthält mehr Eiweiß als Kohlenhydrate und darf deshalb auch am Abend gegessen werden. Pape wirbt damit, dass sein Brot einen Eiweißanteil von 26 Prozent habe, aber nur sieben Prozent Kohlenhydrate enthalte. Für das Brot wird eine Mischung aus Weizeneiweiß (Gluten), Soja- und Lupineneiweiß verbacken, außerdem Sojaschrot, Leinsaat, Sonnenblumenkerne sowie Obst- und Gemüsefasern. In Papes neuem Buch "Schlank im Schlaf vegetarisch" gibt es schon einige Abendrezepte zum Belegen der Brote.
Teurer als normales Vollkornbrot
Mittlerweile sind auch herkömmliche Bäcker auf diesen Zug aufgesprungen und bieten das Eiweißbrot unter verschiedenen Namen an, meist deutlich teurer als normales Vollkornbrot: 400 bis 500 Gramm Eiweißbrot kosten ungefähr drei Euro. Der höhere Preis resultiert zum einen daraus, dass die verwendeten Pflanzenfasern und Kleie teurer sind als Getreidemehl. Man darf aber davon ausgehen, dass die Bäcker auch wissen, dass Abnehmwillige bereit sind, mehr Geld für ein Brot auszugeben, das in ihre Diät passt.
Ungesund ist das Brot sicher nicht, sagt Olaf Bauermann, Bereichsleiter Bäckereitechnologie am Institut für Getreideverarbeitung in Nuthetal. Er hält es jedoch für nicht unbedingt nötig: "Ständig dem Brot den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist Unsinn." Karin Riemann-Lorenz, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, sieht das ähnlich: "Für gesunde Menschen ist dieses Spezialbrot nicht nötig. Man könnte ebenso gut um 18 oder 19 Uhr ein normales Abendbrot essen und danach nichts mehr. Dann ist der Insulinspiegel nach rund zwei Stunden auch wieder unten", sagt die Ernährungsexpertin. Eine Mogelpackung sei das Brot aber nicht. Es würden weniger Getreidemehl, dafür mehr pflanzliche Eiweißquellen wie Soja, Lupine und Weizen verwendet. Dadurch enthalte das Brot weniger Kohlenhydrate als herkömmliches Brot und dämpfe so die Produktion von Insulin, das den Fettabbau behindere. "Das Versprechen stimmt also im Prinzip. Nicht erwähnt wird allerdings, dass häufig mehr Fett als in normalen Broten enthalten ist, damit das Brot trotz des geringeren Getreideanteils eine vernünftige Struktur erhält."
"Die Art und Weise des Verzichts ist übertrieben"
Für das erfolgreiche Abnehmen sei es nur wichtig, weniger Kalorien zu sich zu nehmen, als man verbrauche. "Ob das durch wenig Kohlenhydrate oder wenig Fett geschieht, spielt keine Rolle. Die Art und Weise, wie Dr. Pape und ähnliche Diäten abends den Kohlenhydratverzicht fordern, halte ich in ihrer Rigidität für übertrieben", sagt Riemann-Lorenz.
Durch das Verbot der Kohlenhydrate nähmen die Abnehmwilligen automatisch mehr Fett zu sich, ohne sich darüber Gedanken zu machen. "Natürlich sollte man nicht abends um elf Uhr noch die fünf restlichen Kartoffeln vom Mittagessen futtern. Aber Käse und Wurst, die man stattdessen isst, enthalten viel Fett."
Weil die Schlank-im-Schlaf-Anhänger abends meist Fleisch, Fisch, Käse und Eier äßen, sei zusätzlich die Cholesterinzufuhr aus tierischen Produkten erhöht. Das sei auf Dauer ungesund.