Durchbruch in der Krebs-Forschung?Ursache für Entstehung von Metastasen wohl entdeckt

Lesezeit 2 Minuten
Eine 3D-Ansicht einer Krebszelle im menschlichen Körper

Eine 3D-Computerdarstellung einer Krebszelle im menschlichen Körper.

Warum treten Metastasen häufig erst dann auf, wenn der Tumor chirurgisch entfernt worden ist? Diese Frage beschäftigt Mediziner schon seit langer Zeit. Krebsforscher haben nun einen Erklärungsansatz.

Über vier Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Krebsdiagnose – Tendenz steigend. Einige von Ihnen können geheilt werden, dennoch stellt die bösartige Gewebeneubildung Mediziner immer noch vor Rätsel. Eines der größten bislang nicht gelösten Rätsel: Warum bilden sich Metastasen oft erst, wenn ein Tumor bereits entfernt wurde? Forscher aus Deutschland geben nun eine Antwort.

Forschende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) der Medizinischen Fakultät in Mannheim liefern in einer Mitteilung Studienergebnisse, die den Beleg dafür liefern sollen, warum sich Krebs-Metastasen bilden, obwohl ein Tumor entfernt wurde.

Krebs-Forschung zu Metastasen: Botenstoff spielt wichtige Rolle

Laut den Erkenntnissen produziert der Primärtumor Botenstoffe, die das Wachstum von Metastasen unterdrücken. Wird er entfernt, stoppt das auch die Produktion dieser Botenstoffe. Dadurch wird das Wachstum von Ablegern aus dem ursprünglichen Tumor wahrscheinlicher.

Dem Bericht zufolge hat sich das Team unter der Leitung von Hellmut Augustin und Moritz Felcht den Botenstoff Angiopoietin-like 4 (ANGPLT4) genauer angeschaut und dabei laut eigenen Angaben „einen überraschenden Mechanismus“ aufgeklärt. Der Botenstoff ANGPLT4 habe sich als eines der am stärksten mit fortschreitendem Tumorwachstum korrelierenden Moleküle entpuppt.

Botenstoff kann nach Spaltung im Blut Wachstum von Metastasen unterdrücken

„Wir sind auf ANGPLT4 aufmerksam geworden, weil zu diesem Faktor viele widersprüchliche Veröffentlichungen vorliegen“, erklärt Augustin den Forschungsansatz. „Während ANGPLT4 zunächst als fördernd für die Gefäßneubildung und damit auch als krebsfördernd beschrieben wurde, konnten andere Untersuchungen das genaue Gegenteil nachweisen und zeigen, dass ANGPLT4 die Entstehung von Metastasen hemmt.“

Herausgefunden hat das Forscherteam nun, dass die Spaltung des Stoffes im Blut eine Substanz freisetzt, die das Wachstum von Metastasen unterdrückt – und somit Millionen von Krebspatienten helfen könnte. Versuche mit Mäusen seien vielversprechend verlaufen, so das Forscherteam im „Journal of Experimental Medicine 2022“.

„Auf Mäuse übertragene Tumoren bildeten nach Behandlung mit dem n-Fragment (eine der abgespalteten Substanzen des Botenstoffes ANGPLT4, Anm.d.Red) weniger Absiedlungen und die Tiere überlebten länger“, so der Bericht.

Krebs-Forscher wollen Medikament entwickeln, um Metastasenbildung vorzubeugen

Forschungsleiter Moritz Fehlt ordnet die neuen Erkenntnisse ein. „Natürlich bleibt die chirurgische Entfernung der Primärtumoren der Goldstandard bei der Behandlung der meisten Krebsarten“, sagt Moritz Felcht vom Deutschen Krebsforschungszentrum.

„Aber wir verstehen jetzt, dass damit gleichzeitig die Quelle für das Metastasen-unterdrückende n-Fragment versiegt.“ Er und sein Team setzen große Hoffnungen in den Botenstoff ANGPLT4 und wollen basierend auf den neuen Erkenntnissen nun weiter forschen. Ihr Ziel: Ein Medikament zu entwickeln, dass die Gefahr der Metastasenbildung bei Krebspatienten minimiert. (pst)

Rundschau abonnieren