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Tod im WasserWie gefährlich sind Gondeltouren in Venedig wirklich?

Lesezeit 3 Minuten

Gondeln, Boote und ein Vaporetto fahren auf dem Canale Grande vor der Rialtobrücke in Venedig.

Gerne sprechen wollen sie nicht darüber. Über die Sicherheit auf Venedigs Wasserstraßen nach dem tödlichen Gondelunfall mit einem deutschen Touristen vor knapp zwei Jahren. „Seitdem gibt es so viele Sonderregeln, dass kein Mensch sie sich merken kann“, sagt ein Gondoliere der Deutschen Presse-Agentur, der allerdings anonym bleiben will.

Im August 2013 stößt ein Vaporetto, also ein Wasserbus, nahe der Rialtobrücke mit einer Gondel zusammen, in der der Jurist aus Tübingen mit seiner Familie sitzt. Der 50-Jährige fällt vor den Augen seiner Familie in den Canal Grande und wird zwischen Pier und Schiff zerquetscht. Vor Gericht standen am Dienstag in Venedig deshalb drei Wasserbusfahrer und ein Wassertaxifahrer.

Neben der juristischen Aufarbeitung beschäftigt die Lagunenstadt seit jenem Augusttag aber vor allem die Sicherheit auf den vollkommen überfüllten Wasserstraßen. Gondeln, Vaporetti, Wassertaxis und Frachtschiffe verstopfen die Kanäle in der Touristenstadt. Der damalige Bürgermeister Giorgio Orsoni hatte nach dem Unfall einen Regelkatalog aufgestellt - unter anderem weil er wegen eines Korruptionsskandals zurücktreten musste, sind die Regeln aber bis vor einiger Zeit Theorie geblieben.

Schärfere Regeln für den Canal Grande

Zu Unfällen kommt es auf dem Wasser in Venedig immer wieder. Vergangene Woche stürzte ein Deutscher von einem Anlegesteg in den Canal Grande, als er ein Foto von einem Brautpaar machen wollte. Der Mann starb. Ein Einzelfall, sagt Stadtsprecher Enzo Bon. Es sei sehr selten, dass Menschen in den Kanälen umkämen.

Im Februar erließ der kommissarische Bürgermeister Vittorio Zappalorto schärfere Regeln, die vor allem auf den großen Wasserstraßen wie dem Canal Grande gelten. Gondeln dürfen demnach zu bestimmten Zeiten nur noch hintereinanderfahren. Priorität auf dem Kanal haben die Vaporetti. Besondere Regeln gelten für die Fahrt unter der Rialtobrücke, wo sich keine Verkehrsmittel mehr, die länger als 3,5 Meter sind, kreuzen dürfen. Außerdem wurden private und kleinere Gefährte wie Kajaks oder Kanus von den größeren Kanälen verbannt. Darüber hinaus müssen die Gondeln nun Nummernschilder haben. Und es gelten für bestimmte Straßen zu bestimmten Zeiten bestimmte Einschränkungen. Allerdings: Weil es Ärger über den Regelwust gab, wurden einige wieder abgeändert.

Gondoliere reagieren verhalten

Den Durchblick scheinen nicht alle Gondolieri zu haben: „Wir müssen ständig auf die Karte gucken oder ins Internet. Trotzdem versucht sich jeder dran zu halten, weil die Polizei das sehr streng kontrolliert“, sagt der Gondoliere der dpa. „Viele von uns machen's halt so, dass sie auf die kleineren Kanäle ausweichen. Wahrscheinlich kriegen wir dort das nächste Problem.“

Der Präsident der Gondoliere-Verbandes, Aldo Reato, wetterte nach dem Regelerlass in der Lokalpresse, dass den Gondeln die Rechte entzogen würden. „Nach dem Exodus der Bewohner Venedigs und dem aggressiven Tourismus kommt Venedig nun definitiv durch die neuen Regeln um.“ Jetzt auf seine Aussage angesprochen, meinte er jedoch nur: „Die Regeln müssen die beurteilen, die sie erlassen haben. Einige Probleme, die es damit gab, sind nun gelöst. Und ansonsten will ich über das Thema eigentlich nicht mehr reden.“ (dpa)