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Mit dem Handy fotografierenDie beste Kamera-App kostet 0 Euro

4 min
Ein Mann und eine Frau fotografieren mit einem Handy den Sonnenaufgang.

Denn Sonnenaufgang festhalten kann man nicht nur mit der vorinstallierten Kamera-App. Eine kostenlose Alternative bietet erstaunlich viele Möglichkeiten.

„Open Camera“ ist eine extrem vielseitige Alternative für Foto- und Video-Apps unter Android. Steffen Haubner hat sie getestet.

Die Kamera für Foto- und Videoaufnahmen gehört zu den wichtigsten Funktionen jedes Smartphones. Entsprechend statten die meisten Hersteller ihre Geräte mit vorinstallierten Apps aus. Die sind allerdings oft in ihren Funktionen limitiert. Außerdem, so jedenfalls meine Erfahrung, bringt eine neue App immer frischen Wind in die eigenen Aufnahmen, da man neue Funktionen entdeckt, die man noch nicht kannte, und daraus wiederum neue Ideen entstehen.

Steffen Haubner

Steffen Haubner

schreibt als Journalist über Technik- und Medienthemen...

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„Open Camera“ heißt eine App, die aus dem Open-Source-Umfeld stammt. Das heißt, sie wird von enthusiastischen Programmierern weiterentwickelt und ist komplett kostenlos. Da sie „quelloffen“, die Software also für jeden einsehbar ist, gilt sie als besonders sicher. Die App selbst ist weitgehend deutschsprachig. „Weitgehend“ heißt, dass auch die Übersetzung ehrenamtlich erledigt wird und neue Funktionen häufig noch in englischer Sprache in den Menüs auftauchen. Auch die Hilfeseite unter https://opencamera.org.uk/help.html ist englisch. Glücklicherweise ist die App trotz eines riesigen Funktionsumfangs sehr übersichtlich gestaltet, das Wesentliche erklärt sich von selbst.

Ganz einfach manuellen statt Autofokus einstellen

Der Grundaufbau der Benutzeroberfläche ähnelt den Kamera-Apps, die auf den meisten Android-Smartphones und -Tablets vorprogrammiert sind. Da man das Handy zum Fotografieren meistens quer hält, erkläre ich die Funktionen hier so, als wäre die Unterkante von Ihnen aus gesehen auf der rechten Seite. Dort befindet sich der Auslöser. Direkt darunter können Sie vom Foto- auf den Video-Modus umschalten und umgekehrt. Direkt darüber wechseln Sie von der Frontkamera zum Selfie-Modus und zurück.

Am linken Rand sehen Sie verschiedene Icons für die Grundeinstellungen. Von oben nach unten sind das: allgemeine Einstellungen (Zahnrad), Foto- oder Videoeinstellungen wie Blitz, Fokus oder Auflösung (drei Punkte) und Anpassung der Belichtung ([+/-]-Symbol). Sperren Sie die Belichtung (Schloss), können Sie sie mit dem Icon darüber manuell einstellen. Meine Empfehlung: Wechseln Sie in den Foto- oder Videoeinstellungen von AF (Autofokus) auf das Schloss (Fokus gesperrt). Danach müssen Sie das Objekt, um das es Ihnen geht, immer manuell festlegen, indem Sie mit dem Finger auf die entsprechende Stelle in der Vorschau tippen. Dafür haben Sie mehr kreative Freiheit und umgehen das insbesondere im Videomodus nervige Hin- und Herspringen des Fokus beim Bewegen der Kamera.

Mit „preview shots“ nie mehr den richtigen Moment verpassen

Tippen Sie nun auf das Zahnrad oben links, um in die allgemeinen Einstellungen zu kommen. Damit der manuelle Fokus wie oben beschrieben funktioniert, muss die Gesichtserkennung ausgeschaltet sein. Die Funktionen „Timer“ und „Serienbild“ sind selbsterklärend. Beim Auslösen automatisch mehrere Aufnahmen zu machen ist hilfreich, um beispielsweise das Problem geschlossener Augen zu umgehen. Unter „Mehr Kamera-Einstellungen“ haben Sie eine Fülle an Optionen. Sie können unter anderem einstellen, dass eine Berührung der Vorschau ein Foto auslöst, sich mit den Lautstärketasten die Belichtung oder andere Parameter anpassen lassen, und Sie können – sehr wohltuend – das Klicken beim Schießen eines Fotos (den „Auslöseton“) abschalten.

Wischen Sie von rechts nach links, um zum vorigen Bildschirm zu kommen. Hier können Sie die Kamera-Vorschau und die Benutzeroberfläche anpassen. Ich lasse mir zum Beispiel in der Kamera-Vorschau eine horizontale Linie anzeigen, um bei der Aufnahme zu sehen, ob ich das Smartphone gerade halte. Wieder von rechts nach links wischen, und weiter geht es mit den „Foto-Einstellungen“. Ganz neu (und daher in englischer Sprache) ist die Funktion „Save preview shots“. Ist sie aktiviert, speichert die App automatisch ein kurzes Video vor der eigentlichen Aufnahme. Damit werden Sie nie wieder den richtigen Moment verpassen, weil Sie zu spät auf den Auslöser getippt haben! Wenn Ihre Handykamera das unterstützt, können Sie hier auch RAW als Bildformat aktivieren. Damit werden unkomprimierte Bildinformationen gespeichert, die sich mit Profi-Programmen wie Photoshop oder Lightroom bearbeiten lassen. Achtung, das wirkt sich auch auf den benötigten Speicherplatz aus!

Das Experimentieren ist der halbe Spaß beim Fotografieren

In den Videoeinstellungen sind neben Auflösung und Format vor allem drei Dinge wichtig. Aktivieren Sie die „Video-Stabilisierung“, damit Ihre Aufnahmen nicht verwackeln. „Ton aufnehmen“ sollte ebenfalls ausgewählt sein, wenn Ihre Videos zu hören sein sollen. Sinnvoll ist auch „Bildschirm bei Videoaufnahme sperren“. Damit verhindern Sie, dass Sie die Aufnahme versehentlich stoppen, wenn Sie den Bildschirm berühren. Um die Aufnahme zu beenden, müssen Sie dann über den Bildschirm wischen.

Natürlich konnte ich hier nur die Oberfläche dessen streifen, was mit „Open Camera“ möglich ist. Aber schließlich ist das Experimentieren ja der halbe Spaß beim Fotografieren, und das umso mehr, wenn es nichts kostet.