Eine PC-Maus hat ein Rad und zwei Tasten – fertig. Oder lohnt es sich, mehr auszugeben? Das hat unser Experte Steffen Haubner getestet.
„Pro Click V2“ im TestWer braucht eine PC-Maus für 100 Euro?

Die Maus Pro Click V2 von Razer kostet deutlich mehr als eine normale PC-Maus – gerechtfertigt?
Copyright: Razer
Wenn Sie einen PC benutzen, dann bedienen Sie ihn wahrscheinlich mit Tastatur und Maus. Während man dem Rechner und seinem Innenleben höchste Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt, werden die Eingabegeräte oft als bloße Dreingaben behandelt. Angesichts der Tatsache, dass sie – der in der letzten Folge behandelten Sprachsteuerung zum Trotz – noch immer die primären Eingabegeräte sind, ist das doch erstaunlich.
Besonders stiefmütterlich werden nach meiner Erfahrung Computer-Mäuse behandelt. Dabei hat man sie nicht nur beim Schreiben oder Mailen, sondern unter anderem auch bei Bildbearbeitung, Tabellenkalkulation oder beim Surfen im Internet ständig in der Hand. Eine handelsübliche Maus kostet knapp 30 Euro, Billig-Mäuse gibt es auch schon für unter 10 Euro. Lohnt es sich, mehr dafür auszugeben? Um das herauszufinden, habe ich die „Pro Click V2“ von Razer getestet, die mit knapp 110 Euro deutlich teurer ist.
Ergonomie
Der Hersteller Razer ist auf Geräte für Gamer spezialisiert. Das heißt hier erst einmal nur, dass man die Maus möglichst lang und intensiv benutzen können soll, ohne dass die Hand schmerzt. Das kommt einem natürlich auch bei der Arbeit entgegen. Die Wölbung der Handauflage hat einen Winkel von 30 Grad. Das finde ich ideal, das Handgelenk ist nicht zu stark angewinkelt, während die Form für meine relativ große Hand auch nicht zu klein ausfällt.
Rechts gibt es eine Daumenablage mit einer Riffelung, damit man nicht „mausrutscht“, und zwei Multifunktionstasten darüber. Ja, das ist leider ein Design, das sich wie die meisten ergonomischen Mäuse nur an Rechtshänder richtet. Daran ändert auch die demnächst erscheinende Vertikal-Variante der „Pro Click V2“ wenig. Mit 106,7 Gramm ist die Razer-Maus sehr leicht – bei längeren Sitzungen im wahrsten Sinne des Wortes eine Erleichterung.
Technik
Die Maus lässt sich per Kabel über USB oder drahtlos mit PCs, Notebooks und Tablets verknüpfen. Für Geräte ohne Bluetooth gibt es einen 2,4-GHz-Adapter (Dongle), der sich unten in die Maus stecken lässt, damit er nicht verloren geht. Die Verbindungsart wird an der Unterseite über zwei Schalter eingestellt, man kann problemlos zwischen Geräten wechseln. Laut Hersteller hält der Akku bis zu dreieinhalb Monate mit einer Ladung durch. Der optische Sensor überträgt Bewegungen sehr präzise auf den Mauszeiger, es gibt keine spürbare Verzögerung oder Aussetzer.
Handhabung
Sehr praktisch ist, dass man das Mausrad mit einem Schalter an der Oberseite der Maus zwischen dem Zeile-für-Zeile-Modus in den stufenlosen Betrieb umschalten kann. Das ist hilfreich bei langen Dokumenten oder wenn man schnell durch Webseiten „scrollen“, also nach unten oder oben blättern muss.
Hält man das Mausrad etwas länger gedrückt, erscheint eine KI-Eingabemaske, über die man direkt sogenannte „Prompts“ an ChatGPT oder Microsoft Copilot senden kann. Das funktioniert sowohl mit den kostenlosen als auch mit den Pro-Versionen dieser Dienste. Ehrlich gesagt dachte ich zuerst, dass das kein Mensch braucht. Aber wenn man sich mal daran gewöhnt hat, Künstliche Intelligenz so schnell und unkompliziert zu nutzen, ist es schon ein Vorteil.
Software
Auf seiner Webseite unter www.razer.com/de-de/synapse-4 bietet der Hersteller Software an, die zwar nicht unbedingt benötigt wird, aber viele Möglichkeiten bietet, die Maus individuell anzupassen. Ein bisschen schießt man hier über das Ziel hinaus, denn es gibt so viele Funktionen und Apps, dass man sich erst einmal etwas schwertut, sich zu orientieren.
Mit „Razer Synapse“ lassen sich die Tasten der Maus exakt so belegen, wie man es braucht. Das funktioniert auch für einzelne Anwendungen oder mit Tastenkombinationen. So kann man festlegen, dass man bei Video-Calls über die zwei Tasten links an der Maus Mikrofon und Kamera an- und ausschalten kann. Das geht mit allen erdenklichen Programmen, für die man Profile festlegt, sodass man dann zum Beispiel für Excel oder den Chrome-Browser eigene Tastenbelegungen hat, zwischen denen die Maus automatisch wechselt. Wow.
Extras
Es gibt einige andere Funktionen, über deren Sinn oder Unsinn man streiten kann. So ist der untere Mausrand in 14 Farbzonen unterteilt, die man, ebenfalls per Gratis-App, nach Belieben anpassen kann. Man kann die Farbe festlegen, die Beleuchtung im kabellosen Modus automatisch abdunkeln oder das Licht ganz ausschalten. Sinnvoller für Durchschnittsnutzer ist sicher die Möglichkeit, die Mausempfindlichkeit und die Abtastrate des Sensors exakt so einzustellen, wie man es als angenehm empfindet.
Fazit
Wer bereit ist, sich etwas eingehender mit dem wichtigsten Eingabegerät zu befassen, kann die PC-Steuerung mit einer Edel-Maus wie der „Razer Pro Click V2“ ganz neu entdecken. Deshalb und dank der ausgezeichneten Haptik ist sie den relativ hohen Preis meiner Meinung nach auf jeden Fall wert.