100 Jahre GGS WiedenhofEine Schule mit Herz

Unser Herz schlägt für die Stadt im Grünen: Dieses Motto haben die 415 Kinder und Lehrerinnen der Wiedenhofschule zum Jubiläum aufgegriffen. (Foto: Krempin)
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Waldbröl – Lehrer Albert Schumacher hatte keinen guten Eindruck von seinen Schülern. Niemand aus dem achten Schuljahr könne 6 Mal 15 oder 30 rechnen, die mündliche und schriftliche Ausdrucksweise sei schlecht geschult.
1947, zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, gibt es weder Bücher noch Hefte, viele Kinder bleiben dem Unterricht fern, weil sie keine Schuhe haben. Als im Sommer 1948 der britische Kreisresident Oberst Taylor die Schule besucht, fragt der, warum die Kinder keine Zahnbürsten haben. Es gebe schon lange keine mehr zu kaufen, antwortet Albert Schumacher, er selbst besitze auch keine mehr.
So beschreibt es ein Ausschnitt aus der Chronik der evangelischen Volksschule Waldbröl, der heutigen Gemeinschaftsgrundschule Wiedenhof, die am Samstag nächster Woche ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Dass es diese Schule mit heute 415 Kindern in 16 Klassen überhaupt gibt, ist auf den Beschluss von 1910 zurückzuführen, den Schulbezirk Herfen / Baumen aufzuheben. Das Gebäude, das später vier Anbauten erhielt, hatte ursprünglich zwei Klassenräume und zwei Lehrerwohnungen.
Seit 1999 ist Monika Ditz die Schulleiterin, mithin Rektorin der Schule, in die sie selbst als Kind schon gegangen ist. Wie auch der heutige Präsident des Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichtes für das Land Nordrhein-Westfalen, Dr. Michael Betrams. Er wird nächste Woche die Festrede halten, worauf sich Monika Ditz besonders freut: „Wir haben uns seit 55 Jahren nicht mehr gesehen, denn beim 50-jährigen Klassentreffen konnte er leider nicht dabei sein.“
Die Festschrift, die es gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro zugunsten des Fördervereins zu kaufen gibt, beschreibt im Chronik-Teil nur die Jahre bis 1953. Beim 90. Geburtstag der Wiedenhofschule galt diese Chronik noch als verschollen, tauchte aber pünktlich zum 100-Jährigen wieder auf. Dafür, so Monika Ditz, ist jetzt der zweite Band der Chronik ab 1953 verschwunden. Und seit den 1970er Jahren wird gar keine Schulchronik mehr geführt.
Dafür sind die Eintragungen von Albert Schumacher, dem wegen seiner Verdienste um die naturkundliche Heimatforschung 1952 die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn verliehen wurde, umso interessanter. Monika Ditz meint: „Schumacher beschreibt, wie er die letzten Kriegstage in der Schule verbrachte, das ist ein eindrucksvolles, aber auch grausiges Stück Zeitgeschichte.“
Mehrere Seiten der Festschrift sind einer besonders beliebten Lehrerin gewidmet, Caroline „Lina“ Mannherz, ein „Dörper Mädchen“, die bis zu ihrer Pensionierung 1963 Lehrerin am Wiedenhof war. Sie hatte ganz besondere pädagogische Methoden. „Fräulein Mannherz“ stellte in ihren Klassen Gruppen aus guten und weniger guten Schülerinnen und Schülern zusammen, mit der Maßgabe, dass sich die Mädchen und Jungen gegenseitig helfen konnten.
Ihr selbst hatten einst einflussreiche Waldbröler Persönlichkeiten geholfen und ihren Vater überzeugt, dass sie von der Hofarbeit befreit und zunächst als Aushilfslehrerin an der Waldbröler Rektoratsschule (dem heutigen Hollenberg-Gymnasium) und schließlich an der Volksschule unterrichten durfte.