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1936 begann Bau des Militärflughafens

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KÖNIGSWINTER-EUDENBACH. Bei schönem Wetter drehen Segelflieger ihre Runden über dem Siebengebirge: Seit beinahe fünf Jahrzehnten nutzen Luftsportler den Eudenbacher Flughafen. Die aber viel weiter zurückreichende Geschichte des von einer Heidelandschaft umgebenen Fluggeländes arbeitet Heimatforscher Wilbert Fuhr derzeit auf.

Noch in diesem Jahr möchte er „Die Geschichte des Flugplatzes Eudenbach 1901 bis 2001“ verfassen, die als 9. Band der Reihe „Königswinter in Geschichte und Gegenwart“ publiziert werden soll.

„Auf die Nutzung des Flugplatzgeländes im Laufe der letzten 100 Jahre möchte ich mich konzentrieren“, erzählt der 58-Jährige Eudenbacher. Auf die erste Besiedlung der Musser Heide, in der das heutige Segelfluggelände liegt, die Bebauung während des Zweiten Weltkriegs, die Errichtung des Gerätedepots der Bundeswehr und auf den Aspekt des Naturschutzes will er detailliert eingehen.

Fuhr beschäftigte sich bereits in der Vergangenheit mit dem Flughafen. „Der Kampf im Siebengebirge“ erschien 1995. 1998 folgte sein Buch „Der Einsatz(flug)hafen Eudenbach, Bau und Belegung von 1936 bis 1945“. Reizvoll ist die Beschäftigung mit der lokalen Geschichte für ihn immer wieder, sagt Fuhr.

„Die Zeit des Krieges - und damit auch das Thema Flughafen - war in Eudenbach nie Gesprächsthema.“ Mit seinem letzten Buch habe er diese Haltung im Ort ein wenig ändern können. „Nach dem Erscheinen kamen einige Leute dankbar auf mich zu und boten mir Material an“, erinnert sich Fuhr.

Die erste Besiedlung der ehemals 500 Hektar großen Musser Heide, die bis dahin aus Wald- und Heidelandschaft bestand, macht Fuhr zwar an der Ansiedlung von Kölnern um 1921 fest. Er weiß jedoch nicht, warum diese Menschen nach Eudenbach kamen und warum sie 1931, nach nur zehn Jahren, abrupt wieder verschwanden. „Plötzlich waren sie auf und davon“, haben Zeitzeugen Fuhr erzählt.

1936 begann der Bau des Militärflughafens. Hierfür wurde die Musser Heide, auf der seltene Pflanzen wuchsen, zum Teil zerstört. Ein Jagdgeschwader, ein Nachtschlachtgeschwader und eine Flak-Abteilung wurden in Eudenbach stationiert. In einer Seeberufsfachschule wurden Seemänner und Militäroffiziere für den Krieg ausgebildet; sie kamen aber nicht mehr zum Einsatz.

„Heute sind noch Fundamente der Munitionslager und Gebäudereste zu erkennen“, so Fuhr. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fläche des Flugplatzes als Schafweide genutzt, nach dem Bau des Segelflugplatzes findet seit 1956 Segelflugverkehr statt. Ab 1978 pachtete die „Interessengemeinschaft Flugplatz Eudenbach“ das Gelände. Heute üben die Luftsportgemeinschaft Siebengebirge, der Kölner Klub für Luftsport und die Turmsegler Neuss hier ihren Sport aus.

Auf dem 47 Hektar großen Segelfluggelände, das zum größten Teil dem Land Nordrhein-Westfalen gehört, haben nun wieder rund 180 schützenswerte Pflanzenarten - darunter 16 Arten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen - einen Lebensraum gefunden. Auch stark gefährdete Vögel (wie die Wachtel) und seltene Schmetterlinge leben hier.

Als das Land das Gelände 1998 verkaufen wollte, waren Segelflieger und Naturschützer gleichermaßen geschockt. Als die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten / Landesamt für Agrarordnung die Naturschutzwürdigkeit des Gebiets bestätigte, bleib es Landeseigentum.

Die endgültige Entscheidung, ob das Areal unter Naturschutz gestellt wird, steht noch aus. Auf die Geschichte des seit 1976 auf dem Heidegelände existierenden Bundeswehrgerätedepots, das im Norden an das Fluggelände grenzt, möchte Fuhr außerdem eingehen. 1994 wurde ein Lagerbezirk des Depots zum „UN Sonderdepot Königswinter“ ernannt. Seitdem werden hier Geräte und Fahrzeuge für UN-Einsätze gelagert und von rund 100 Mitarbeitern gewartet und komplettiert.

Für Informationen aus der Bevölkerung, Fotos, Augenzeugenberichte oder Karten wäre Wilbert Fuhr dankbar. Die Rufnummern: (tagsüber) (02 28) 12 49 67 oder (abends) (0 22 44) 49 25.