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300 freie Liegeplätze am Rursee

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RURSEE. Noch wirkt der Rursee zwischen Schwammenauel und Paulushofdamm wenig einladend auf Wassersportler. Winterliche Ruhe liegt über der acht Quadratkilometer großen Wasserfläche. Die Stege verlassen, die Schiffe der Rurseeschifffahrt fest vor Anker. Zum Ausklang des Winters verlieren sich nur ein paar Wanderer am Ufer, aber ab 1. April soll das Leben an den See zurückkehren.

Vor allem die Segler sitzen in den Startlöchern. Vorbereitungen für die Saison trifft auch Günter Becker. Der 40-jährige Segellehrer und Bootsverleiher ist seit zwölf Jahren mit dem Rursee fest verbunden und unterhält in Schwammenauel eine Steganlage. Wie ein Kreis umschließen die Stege das hölzerne Bootshaus in der Mitte. Außer dem Bootsverleih (Canadier, Ruder- und Tretboote sowie Segelboote) ist auch die Segelschule hier angesiedelt.

Mit Vorurteilen

zu kämpfen

Ab Ende Mai starten die neuen elftägigen Kompaktkurse mit Prüfung. Auch der Segelsport hat sich, ähnlich wie Tennis und Golf, in den vergangenen Jahren einem starken Imagewandel unterzogen. Die Vereine haben freie Liegeplätze, der Nachwuchs rückt wie in anderen Sportarten auch, nicht nach. Wartelisten gibt es längst nicht mehr. Becker schätzt, dass es derzeit rund 300 freie Liegeplätze am Rursee gibt.

Auch die Segler müssen mit Vorurteilen kämpfen, weiß Becker: Sie gelten als elitär, ihr Sport als teuer und langweilig.

Der Bootsverleiher sieht das naturgemäß völlig anders. Der Einsteiger bekommt für 5000 Euro ein ordentliches Gebrauchtboot, die laufenden Kosten pro Saison (Unterhaltung, Pflege, Liegeplatz) am Rursee betragen rund 1500 Euro. Wer mehr Komfort auf dem Wasser wünscht, für den sind die Preise für ein Boot nach oben offen. Der Durchschnittswert der Boote auf dem Rursee liegt zwischen 12 000 und 15 000 Euro. 2500 Boote sind vom Wasserverband Eifel-Rur auf dem Rursee zugelassen, hinzu kommen etwa 400 Angelkähne.

Es gibt Tage im Sommer, da gewinnt man den Eindruck, dass alle diese Boote ihre Liegeplätze verlassen haben. Doch das ist die Ausnahme. Becker weiß, dass die Wassersportsaison in der Eifel kurz ist: „Wir sind eben nicht am Mittelmeer.“

Vom Aufschwung, den der Nationalpark dem Ausflugs-Tourismus brachte, habe der Bereich Wassersport am Rursee bisher nicht profitiert, stellt Becker nüchtern fest. Der Wegfall der Bootsvermietung in Rurberg und Woffelsbach bedeute eine Verschlechterung der Infrastruktur.

Was die landschaftliche Einbindung betrifft, sei der Rursee unschlagbar, so Becker. Dazu ist der Rursee von der Windlage her ein anspruchsvolles Gebiet, „und deshalb ist Segeln auf dem Rursee auch niemals langweilig“. Auf einer mehrstündigen Fahrt von Schwammenauel nach Rurberg und zurück seien eine Vielzahl von Manövern und Kursänderungen erforderlich. Durch die den Rursee umgebenden Berge und Täler ändere sich ständig der Wind. Becker: „Da passiert immer etwas. Mit dem Wind fahren kann jeder, aber gegen den Wind zu fahren, das ist die hohe Kunst des Segelns.“ Dann kommt es auch zu den spektakulären Schräglagen, die in der Tat weit entfernt von Langeweile sind.

Zum Saisonstart hofft er auf einen guten Wasserstand, aber dafür müsste es noch mehr regnen. Für den Wasserverband ist der Rursee immer noch ein Hochwasserschutzraum und erst in zweiter Linie Segler-Paradies. (pst)