Ärzte brachten Napoleon ins Grab

Napoléon Bonaparte (eigentlich Napoleone Buonaparte) wurde am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika geboren und starb am 5. Mai 1821 im Exil in Longwood auf St. Helena.
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LONDON / PARIS. Nicht Gift oder Gram über sein Schicksal, sondern ärztliche Kunstfehler haben Napoleon Bonaparte ins Grab gebracht. Das behauptet zumindest der US-Rechtsmediziner Steven Karch. Er stellt heute die Ergebnisse seiner langjährigen Studien auf Basis von Archivmaterial in der britischen Zeitschrift „New Scientist“ vor. Der frühere Kaiser der Franzosen starb demnach förmlich am Übereifer seiner Mediziner, die ihn zu Tode therapierten.
„Es war ein Fehler der Ärzte“, sagt Karch. Napoleon habe in den letzten Wochen seines Lebens in Gefangenschaft auf der Insel St. Helena täglich Einläufe bekommen, um seine Magenschmerzen zu lindern. „Sie benutzen richtig große und widerliche spritzenähnliche Dinger.“
Dadurch und durch die regelmäßige Gabe von Antimon-Kaliumsalz, ein damals gängiges starkes Brechmittel, sei der lebenswichtige Kaliumpegel im Körper des prominenten Patienten deutlich gesunken. Die Behandlung habe schwere Herz-Rhythmus-Störungen ausgelöst, die in eine tödliche Unterversorgung des Gehirns mit Blut mündeten, schreibt der in San Francisco praktizierende Karch. „Den Rest“ soll Napoleon eine Dosis von 600 Milligramm Quecksilberchlorid gegeben haben, eine fünf Mal höhere Dosis als normal. Zwei Tage später starb der Kaiser am 5. Mai 1821 im Alter von 51 Jahren.
Seit Jahrzehnten wird über die genaue Todesursache von Napoleon gerätselt und spekuliert. Napoleons Leibarzt Francesco Antommarchi stellte nach einer Autopsie Magenkrebs als Ursache fest. Hartnäckig hielten sich aber Verschwörungstheorien, der Ex-Kaiser sei im Auftrag seiner Feinde schleichend vergiftet worden. Dafür sprachen hohe Dosen von Arsen in den Haaren des Toten. 2002 brachte die Pariser Monatszeitschrift „Science et Vie“ den Beweis, dass das Gift von außen aufgetragen wurde - vermutlich zur Konservierung der historischen Haare oder durch äußere Einwirkungen wie Waffengebrauch, Kohlenrauch oder Tapetenklebstoff.
Damit wurde die ursprüngliche These gestützt: Napoleon starb wohl ebenso schlicht wie qualvoll an Magenkrebs. Die nun veröffentlichte Studie gibt dem Gelehrtenstreit eine überraschende Wende. Auch wenn die Verfechter der Magenkrebstheorie das freilich anders sehen. (afp / dpa)