Akademie för uns kölsche SprochWenn die Zick zur Zigg wird
Mit Kritik hatte die Akademie för uns kölsche Sproch durchaus gerechnet, aber der Zeitpunkt kam für sie völlig unerwartet. 1999, sagt Akademie-Leiter Jupp Schmidt, haben wir angekündigt, dass wir ein kölsches Wörterbuch herausbringen werden, und schon 2002 haben wir die Schreibregeln veröffentlicht, nach denen dies geschehen soll. Erst jetzt, ein halbes Jahr vor Erscheinen der Wörtbuches, gibt es plötzlich daran harsche Kritik. Und die, ärgern sich Schmidt und die Germanistin Dr. Christa Bhatt (übrigens eine Kölnerin), sei sachlich nicht gerechtfertigt.
Die erwähnten Schreibregeln sind gar nicht so kompliziert und umfangreich; sie verwerfen allerdings eine Reihe von (nur lieb gewordenen?) Schreibregeln, die den alten Standardwerken von Fritz Hönig und Professor Adam Wrede zugrunde liegen. Wir wollen ,den Wrede nicht wegwerfen, wir gucken ja jeden Tag hinein. Er ist ein unverzichtbares Geschichtsbuch und sprachhistorisch wertvoll, sagt Schmitt, und Bhatt ergänzt: Der Wrede ist aber kein kölscher Duden und in sich nicht einheitlich. Das neue Wörterbuch will sich an nachvollziehbaren, einheitlichen, logischen Regeln orientieren, sich, wie es sprachwissenschaftlich heißt, an einer morphemorientierten Schreibung ausrichten.
Das lernt jedes Kind im ersten Schuljahr
Beispiel: Blut heißt demnach auf Kölsch Blod, bluten blode; Wrede dagegen schreibt Blot und blode - was unlogisch ist und außerdem dazu führt, dass die Wörter, die alphabetisch hintereinander gehören, bei Wrede durch zahlreiche Stichwörter (hier etwa Blom oder Blos) getrennt voneinander aufgeführt werden. Jedem Schulkind wird im 1. Schuljahr beigebracht, dass es die Auslautverhärtung gibt: ,Kind oder ,Hund' wird am Ende wie mit einem ,t gesprochen, aber mit einem ,d geschrieben, was einleuchtet, wenn man den Plural ,Kinder oder ,Hunde betrachtet. Diese Einsicht kann man doch auch bei ,Blod erwarten, findet Bhatt. So soll sich auch etwa Zigg (wegen Plural Zigge) für Zeit einbürgern. Jupp Schmidt: Im Deutschen macht sich über solche Dinge keiner mehr Gedanken, im Kölschen geht es gleich um Abkehr von Heiligtümern.
Die Aussprache durch die Schrift zu verdeutlichen, gelinge ohnehin nur in Ansätzen; dies müsse man eben lernen wie im Hochdeutschen die unterschiedliche Aussprache des ch in dich oder Krach: Die paar Regeln hat man auch im Kölschen schnell drin. Wichtiger sei die Verständlichkeit beim Lesen, und so plädiert das künftige Wörterbuch auch für die Schreibung Zog (Aussprache mit dem ach-Laut) für Zug oder auch das g im Anlaut wie in Gold (bei Wrede durch J ersetzt). Der Kölsch-Professor schrieb übrigens Einzahl Auch (für Auge), Mehrzahl aber Auge.
Bereits 2002 wurden die Regeln veröffentlicht, jetzt erst rege sich emotionaler, aber nicht sachlicher Widerstand. Andererseits: Wir haben natürlichen Respekt vor Texten von Autoren. Wir machen ja nur wohlbegründete Vorschläge, die den Zugang zum Kölschen erleichtern sollen, versichert Jupp Schmidt. In den Kölsch-Seminaren der Akademie werde aber künftig nach den neuen Regeln geschrieben. Es gibt Ausnahmen. Bei Eigennamen wie Schäl Sick zum Beispiel. Eigentlich würde sie nämlich jetzt zur Schääl Sigg.