Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

AlltagsgegenstandWie ein Pömpel die Welt verändert

Lesezeit 4 Minuten

„Pömpel your Mind“war nur eine der fiktiven Marketingkampagnen, mit denen die Studierenden von Norbert Wielpütz (vorne rechts) den Alltagsgegenstand Pömpel berühmt zu machen planten.(Foto: Daub)

Bergisch Gladbach – Diesen Alltagsgegenstand kennt wohl jeder, möglicherweise nur unter ganz verschiedenen Namen: als Pömpel, Saugglocke, Stopfstecken, Klo-Stampfer, Fluppi, Gummistumpen, Planscher oder Ausgussreiniger. Dass man mit diesem ebenso simplen wie effektiven Gerät aber viel mehr machen kann als lediglich verstopfte Abflüsse zu reinigen, das haben jetzt Studierende des b.i.b. International College gezeigt.

„Macht mir das Ding berühmt“, lautete die ebenso klare wie herausfordernde Ansage von Dozent Norbert Wielpütz. Der Texter, Komponist und Frontman der Gladbacher Band „Labbese“ arbeitet nicht nur hauptberuflich als Diplom-Designer, sondern engagiert sich als Experte aus der Praxis auch einmal die Woche als Dozent am College des Gronauer Campus in seiner Heimatstadt. Welche Kreativität sich durch realitätsbezogene Projektarbeit etwa bei angehenden Mediendesignern wecken lässt, zeigte die Präsentation der „Karrieren“, die schon einem Alltagsgegenstand wie dem Pömpel offenstehen – wenn er die entsprechende Kampagne „verpasst“ bekommt.

„Nützlich kann so einfach sein“, heißt es beispielsweise auf den Plakatentwürfen, die Laura Thomanek, Tobias Wüstenberg und Jens Altenrath für eine fiktive Baumarkt-Kette entworfen haben. Über dem Slogan-Schriftzug sind Menschen zu sehen, die ein Pömpel kurzfristig und wirksam ruhiggestellt hat: Ob parteiischer Schiedsrichter, labernder Politiker oder motzende Chefin – „pömpelt“ man solch unangenehme Zeitgenossen, ist die Begegnung mit ihnen keine Qual mehr, so die Botschaft. Nützlich kann eben so einfach sein.Aber auch als „Bierpel“ stünde dem Abflussreinigungsgerät zweifellos eine Karriere bevor, wie Patrick Nölke mit einer Werbekampagne für eine Marke auf dem hart umkämpften Kölsch-Markt zeigt. Der Pömpel würde dabei für Stehvermögen des Biergenießers sorgen. Motto: Saug mich an.

Als stylisches Design für Kopfhörer haben Nikole Heider und Shahana Rajendran die Pömpel-Form geadelt und dazu auch gleich die passende Werbekampagne in der BLZ gestaltet, während Grit Schilde den Pömpel als ideale Ergänzung jeder Reiseschachfigur sieht: „Damit kann man Schach auch an der Wand und sogar an der Decke spielen – und in der Badewanne“, so das überzeugende Argument für die Kampagne „Pömpel your Schach“.

Pömpel als Symbol fürKritik an Missständen

Noch einen Schritt weiter gehen Marius Barzynski und Alexander Thiel, die mit ihrem Konzept von „Pömpel your Mind“ den Rohrreiniger zum Symbol für Kritik an Missständen und Personen machten. Zum „Pömpel des Monats“ in einem interaktiven Forum gekürt, hätten vielleicht auch Politiker wie Bundespräsident Christian Wulff oder der Kapitän der Costa Concordia früher erkannt, dass sie nicht alles richtig gemacht haben. Unter dem Symbol des Pömpels könnten auch kritische Fragen gestellt und die Antworten der Betroffenen im Internet veröffentlicht werden, schlugen die „Pömpel your Mind“-Erfinder vor.

Der Pömpel als Symbol der Kritik gegen Hakenkreuz-Schmierereien und Co., als Symbol eines Flashmob zur Erhaltung eines Musikclubs oder als jährlich zu vergebende goldene Anti-Trophäe. Kurz: Der Pömpel könnte die Welt durch unsere Sicht auf sie verändern und der Kritik an Missständen eine ganz neue Stimme und ein allgemeinverständliches Symbol geben, erläutern die Erfinder. „Sie könnten hier sicher noch stundenlang weitererzählen“, unterbricht Dozent Wielpütz begeistert die Präsentation und fügt hinzu: „Was zeigt uns das? – Das ist eine tragende Idee.“

Ob als Lampen-Design (Jan Schramedei), Staubsauger „Drecksack“ (Tobias Harler, Felix Jenner), „Dolby-Surround-System“ (Alicia Heyer, Sabine Henke), „Wackel-Dackel“ (Lukas Rudolf, Nikolaus Tyszka) oder sogar als Dildo-Halter Marke „Affair Design“ (Vanessa Neu, Eftimia Eteridou) – die Kreativität der Ideen, die die Studierenden für den Siegeszug des „Pömpels“ entwickelt haben, ist faszinierend.„Man muss schwanger gehen mit einer Idee“, ermuntert Norbert Wielpütz seine Studierenden im Fach „Konzept – Idee“, auch mal – ganz ohne Computer – kreativ zu denken, dabei Ideen immer wieder kritisch in Frage zu stellen und weiter zu entwickeln.

Von den Ergebnissen zeigte sich auch b.i.b.-Leiter Paul Hermes angetan: „Klasse Einfälle.“ Und Norbert Wielpütz? Der ist als Dozent sichtlich in seinem Element. „Ich schätze diese Verbindung mit der Praxis.“ Dafür gäb’s sicher das Gegenteil der Negativauszeichnung „Pömpel des Monats“ – vielleicht ja eine Aufgabe für ein künftiges Seminar . . .