Angeklagter schrieb Brief an Rebeccas Eltern

Mordfall Rebecca: In Köln beginnt am Montag der Prozess gegen den heute 18-jährigen Angeklagten.
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„Er weiß, was er getan hat. Und er weiß, dass er lange Zeit im Gefängnis bleiben muss.“ Rechtsanwalt Frank Langen spricht über den mutmaßlichen Mörder Guido S. Der Lehrling soll die 15-jährige Rebecca aus Porz-Langel missbraucht, gewürgt und erstochen haben. Seit gestern sitzt der ehemalige Mitschüler auf der Anklagebank. Das spektakuläre Gewaltverbrechen hatte vor fast genau einem Jahr weit über Köln hinaus für Aufsehen gesorgt.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit begann gestern im Saal 7 der mit Spannung erwartete Prozess. Weil Guido S. zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war, werden nach Überzeugung des Vorsitzenden Richters „bis zur Urteilsverkündung die Türen dicht bleiben“. Um 10.15 Uhr wurde Guido S. in den Gerichtssaal geführt; die Haare kurz geschnitten, weißer Pulli, blaue Jeans. Sekunden später wurde der Eingang zum Gerichtssaal abgeschlossen. In den Verhandlungspausen versuchte sein Rechtsanwalt, das schreckliche Geschehen im April 2002 zu erklären. „Er würde es gern ungeschehen machen. Mehrmals hat mein Mandant die Tat bedauert.“
Um seinem Bedauern Nachdruck zu verleihen, hat er den Eltern von Rebecca einen Brief aus dem Gefängnis geschrieben. „Darin versuchte er erst gar nicht, sich zu entschuldigen. Es gibt dafür keine Entschuldigung.“ Für die Eltern ist dies gewiss kein Trost. Auch das Bedauern oder das Geständnis des Angeklagten bringen ihnen die Tochter nicht zurück, sagten sie immer wieder in Gesprächen mit der Polizei.
Das Mädchen war am 7. April 2002 spurlos verschwunden. Nach dem Frühstück hatte sich die 15-Jährige verabschiedet und versprochen, zum Abendessen wieder daheim zu sein. Doch Rebecca kam nicht. Wie die Kripo später ermittelte, traf sich die Schülerin mit ihrem späteren Mörder. Beide hatten sich auf dem Gelände der ehemaligen Mülldeponie in Zündorf verabredet, um einen Joint zu rauchen. Weil Guido S. kein Haschisch hatte, soll es zum Streit gekommen sein. Im Verhör sagte der Angeklagte, Rebecca habe ihn geohrfeigt. Darauf rastete der 17-Jährige aus, würgte sie und fesselte sie mit Klebeband. Wenig später will er Rebecca aus Angst vor einer Strafanzeige erstochen haben.
Die Ermittler fanden die 15-Jährige mit entblößtem Unterleib; vieles spricht für ein Sexualverbrechen. Doch davon will Guido S. nichts wissen. Auch sein Anwalt sagte gestern, „dass es sexuelle Handlungen nicht gegeben hat“. Die Kripo geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Missbrauch aus; konnte dies aber wegen der starken Verwesung nicht mehr nachweisen. Knapp zwei Monate nach dem Verbrechen wurde Rebeccas Leiche von spielenden Kindern in der Grube einer Deponie entdeckt.
Guido S. war schon frühzeitig in Verdacht geraten, nachdem er in Zeugenvernehmungen eine Verabredung mit Rebecca eingeräumt hatte. Doch erst durch die Einschaltung eines V-Mannes der Polizei konnte er verhaftet werden. Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage bis zum 7. Mai anberaumt.