Arends möchte Schlachthof pachten
NETTERSHEIM. Zwischen der Gemeinde Nettersheim und dem Mechernicher Lohnschlachter Peter Arends hat es vor wenigen Tagen Verhandlungsgespräche gegeben. Gegenstand war der seit über einem Jahr stillgelegte Nettersheimer Schlachthof in der Rosenthalstraße, den Arends pachten möchte. In Mechernich hat man mir das kaputtgemacht, berichtete Arends gestern auf Nachfrage: Jetzt geht es um meine Existenz.
Bürger hatten sich laut Arends gewehrt, als er seinen Schlachtbetrieb von Euskirchen in die Stadt Mechernich habe verlegen wollen. Den Grund vermutet er darin, dass er weit und breit der einzige Pferdeschlachter sei und sich empfindsame Naturen nur schwer mit der Tatsache, dass vielen Rössern kein natürlicher Tod vergönnt sei, abfinden könnten. Da muss ich mir anhören, man könne es nicht ertragen, wenn vor seinen Augen der Transporter mit den Pferden vorbeifahre.
Den Vorschriften
entsprechen
Peter Arends: Die Leute, die hier ihre Pferde halten, müssen die Tiere doch zum Schlachten irgendwo hinbringen können. Im Umkreis von 100 Kilometern gebe es keinen anderen, der diese Arbeit tue. Müsse er sein Geschäft aufgeben, weil er es nirgendwo mehr ausüben könne, müssten Pferdebesitzer lange Transportwege in Kauf nehmen.
Seit 1974 übt Arends seinen Beruf aus. In all den Jahren hat es nie Ärger gegeben. Bis vor fünf Jahren schlachtete er im Euskirchener Schlachthof, bis dort der Eigentümer wechselte, seitdem in Stotzheim. Mitten im Ort, auch hier gab es nie Probleme, so Arends. Doch im Zuge der Angleichung an die neue EG-Norm ab Januar 2010 muss zum Jahresende auch dieser Betrieb schließen.
Den Nettersheimer Schlachthof würde Arends auf eigene Kosten so herrichten, dass er den strengen Vorschriften der Europäischen Union Rechnung trage. Der derzeitige Betriebszustand ist so unzureichend, dass die Veterinäraufsicht des Kreises den Schlachthof im September 2008 schloss. Die Investitionssumme würde sich auf rund 100 000 Euro belaufen. Dieser Betrag ließe sich jedoch durch Eigenleistungen auf rund 50 000 Euro reduzieren, erklärte Rainer Breinig, bei der Nettersheimer Gemeindeverwaltung auch zuständig für die Verwaltung des Schlachthofes. Bei der Gemeinde sei man sich des sensiblen Themas bewusst. Doch das Konzept, das der Gemeinde unterbreitet worden sei, sei auch aus tierschutzrechtlicher Sicht überzeugend. Im Zuge der Modernisierung würden bauliche Veränderung vorgenommen, die ein problemloses Verladen der Tiere ermöglichten, es sei von der Straße aus nicht mehr sichtbar. Da haben wir einen klaren Standpunkt, den auch der Pächter mitträgt, so Breinig. Bis September 2008 waren es ortsansässige Schlachter und Landwirte, die das Gebäude hinter dem Feuerwehrgerätehaus nutzten. In den vergangenen Jahren wurde jedoch immer weniger geschlachtet, bis die Zahlen im letzten vollständigen Betriebsjahr 2007 von einst 160 Rinder auf 96 sanken. Die Schweineschlachtungen, früher stets um die 40 bis 50 im Jahr, fielen zuletzt ganz aus oder beschränkten sich auf ein, zwei Schlachtungen für den privaten Verzehr. Würde Arends den Schlachthof übernehmen, würden dort im Jahr rund 500 Großtiere zur Schlachtbank geführt.