BayenturmDie Toilette aus dem Untergrund

Am Turm der Frauen eine Toilette für Männer: Nachts fährt am Bayenturm der Urilift aus. (Foto: Gauger)
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Ausgerechnet vor dem Turm der Frauen steht die Toilette nur für Männer. Am Bayenturm, in dem Alice Schwarzer und Kolleginnen ein Dokumentationszentrum betreiben, fährt der Urilift abends aus dem Boden und morgens wieder ein. Sein Betreiber sagt: Das Urinal rieche nicht und sei immer hygienisch. Und vor allem: Es werde ständig genutzt. Die CDU will es deshalb an weiteren Standorten in der Stadt versenken lassen. Doch Kritiker fordern ein Konzept zur Finanzierung - und eins für die Frauen.
Die Wirkung des Urilifts ist offensichtlich: Er lockt Wildpinkler an legale Urinale. Doch auch das Problem ist offenkundig: Die rund 35 000 Euro teuren Anlagen lösen Kölns Toilettenproblem nur für Männer. Sie können sich von drei Seiten an die Metallsäule stellen. Anschließend wird automatisch gespült, sagt Peter Stier von der Rheinauhafen-Entwicklungsgesellschaft, der der Urilift am Bayenturm und ein weiterer an der Severinsbrücke gehören. Frauen aber müssen in der Umgebung vergeblich nach einer öffentlichen Toilette suchen.
Das Problem ist auch Josef Klasen bewusst. Er hat im Bauverwaltungsamt das städtische Toilettenkonzept mitentwickelt - und deshalb auch untersucht, ob der Urilift helfen kann, dringende Bedürfnisse zu stillen. Im Rheinauhafen werde das Urinal aus dem Untergrund immer wieder genutzt, sagt Klasen. Zum Beispiel an den Fugen des Bayenturms sei das zu erkennen: Bevor der Urilift installiert worden sei, sei das Mauerwerk vom Urin der Wildpinkler stark angegriffen gewesen. „Davon ist heute nichts mehr zu sehen.“ Klasen sagt deshalb, die Stadtverwaltung suche nach Möglichkeiten, neue Urilifte aufzustellen. Doch er gibt eben auch zu bedenken: Das Urinal aus dem Untergrund ist nicht für Frauen und erst recht nicht für Behinderte geeignet.
Die CDU will dennoch im Rat für neue Urilifte werben. Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) könnten sie aufstellen, sagt Fraktionschef Winrich Granitzka. Das Geld könnten die AWB aus ihrem Programm „zur Steigerung von Qualität, Service und Ertrag“ nehmen.
Doch auch darüber gibt es unterschiedliche Meinungen: Der Grünen-Fraktionsvize Jörg Frank sagt, das sei „kein machbarer Vorschlag“. Denn: „Das Programm ist nicht für Urilifte da.“ Und überhaupt sei längst nicht bewiesen, dass die Stehtoiletten rege genutzt würden. „Ich habe anderes gehört“, sagt Frank. Reinhard Houben von der FDP behauptet dagegen: „Die Urilifte haben sich bewährt.“ Gleichwohl wollten die Liberalen dem Rat einen eigenen Antrag zu Kölns Toiletten vorlegen - ein umfangreicheres Konzept, wie Houben sagt: eines für Frauen und Männer.