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Bedburger FreibadSpitze nur beim Preis

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2012 könnten noch weniger Besucher ins Bedbuger Freibad kommen – wegen des extremen Eintrittspreises. (BILD: Graf)

Bedburg – Das Bedburger Freibad ist ab diesem Jahr spitze – allerdings nur beim Preis. 5,50 Euro soll die normale Tageskarte kosten, das hat der Rat jüngst beschlossen. Damit liegt das Bad nicht nur weit oberhalb des Bundesdurchnitts von drei bis 3,50 Euro. Der „Deutschen Gesellschaft für das Badewesen“ ist zudem keine Einrichtung bekannt, die diesen Preis verlangen würde.

3,50 Euro, das war auch bislang der Preis für das Bedburger Freibad. Angesichts der Haushaltslage und einer durchschnittlichenSubvention von 214 000 Euro jährlich, forderten FDP und Grüne gar die sofortige Schließung des Freibades. Auf CDU-Vorschlag wurde stattdessen der Eintrittspreis an die vom Monte Mare angeglichen – und stieß in ungeahnte Höhen vor.

„Ein Freibad ist nicht kostendeckend zu betreiben, nirgendwo“

Eine Steigerung um fast 60 Prozent bedeutet das für den erwachsenen Gast. Kinder und Jugendliche zahlen statt 2,50 Euro nun 4,50 Euro, ein Plus von 80 Prozent. Richtig happig wird es für 16- und 17-Jährige, die bislang als Jugendliche galten und für die nun der Normaltarif fällig wird, mehr als das Doppelte. Zudem soll es außer für Frühschwimmer keinerlei Ermäßigungen mehr geben: keine Jahreskarten, keine Mehrfachkarten, kein Feierabendticket.

„Eine Anlehnung an die Preise eines Hallenbades – in dieser Form kenne ich das nicht“, sagt Joachim Heuser, Pressesprecher der Badewesen-Gesellschaft. Und das hat Gründe: Man könne diese gar nicht vergleichen, betont er. Für ein Bad wie das Monte Mare sei die genannte Preisstruktur absolut üblich, für ein Freibad keinesfalls. „Ein Freibad ist nicht kostendeckend zu betreiben, nirgendwo.“

Diese erreichen laut Heuser im Durchschnitt einen Kostendeckungsgrad von 25  bis 30 Prozent, Hallenbäder liegen bei 40 Prozent. Für Freizeit- oder Spaßbäder kann die Quote auch 80 Prozent erreichen. Mit 25  Prozent Deckungsgrad liegt das Bedburger Freibad damit völlig im Rahmen. Der jährliche Zuschuss fällt laut Heuser sogar recht moderat aus. „Ich kenne Bäder mit der doppelten Summe.“

Dass Preiserhöhungen laut Joachim Heuser immer zum entsprechenden Besucherrückgang führen, ist für den CDU-Fraktionsvorsitzen Georg Kippels kein Argument: Wenn die Stadt ihre Substanz auszehre, müsse man reagieren. Selbst bei 5,50 Euro lege man noch gut 5 Euro pro Besuch aus Steuermitteln drauf. Er pocht auf Gerechtigkeit für alle Steuerzahler: „Keiner der Befürworter sagt, wo er das Geld sonst reinholen will.“

Für Heinz-Josef Nickels vom Freibad-Förderverein sind die neuen Gebühren dennoch „untragbar“. Dass man an den Preisen etwas machen müsse, sei auch ihm klar, „aber doch nicht in dieser Höhe“. Er ist enttäuscht, dass bislang niemand aus der Verwaltung auf die Vorschläge seines Vereins eingegangen sei, das Bad attraktiver zu machen – vom Nachtschwimmen bis hin zu Schwimmwettbewerben.

Immerhin: Mit SPD und FWG wird sich der Verein demnächst zusammensetzen und Lösungsmöglichkeiten besprechen. Der SPD-Fraktionsvorsitzenden Heike Steinhäuser ist das wichtig. „Bei den Preisen haben wir in den sauren Apfel gebissen, weil wir das Bad erhalten wollen“, sagt sie. Nun hofft Steinhäuser, doch noch über Nachlässe sprechen zu können. Irgendwie.

Das größte Problem ist der Standort

Die Chancen dafür stehen plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Bürgermeister Gunnar Koerdt hat sich jetzt Rat geholt bei erwähnter Bäder-Gesellschaft. Noch konnte er die von dort gelieferten Daten nicht ganz auswerten, „aber klar ist: Das große Problem ist der Standort“, so Koerdt. Kleine Wasserflächen und kaum Parkplätze sorgten für nur 28 000 statt anderswo üblicher 60 000 Besucher jährlich.

Die Rettung könnte nun die Einschränkung der Öffnungszeiten sein. Koerdt lässt durchblicken, dass man dadurch die Fixkosten senken kann – und die neue Preistabelle noch einmal auf den Prüfstand kommen könnte. Damit wäre vielleicht doch noch möglich, was Joachim Heuser vom Fachverband fordert: „Ein Freibad ist eine soziale Einrichtung. Und das sollte sie auch bleiben.“

Preise der Nachbarn

Elsdorf hat jüngst die Preise für das Freibad von 3 auf 4 Euro erhöht. Damit liegt die Stadt mit den Bergheimer Bädern ganz vorn –aber weit hinter Bedburg. In Erftstadt kostet ein Tag im Freibad 3,40 Euro, in Frechen 3 Euro, in Kerpen 2,90 Euro. Selbst im Kölner Stadionbad werden nur 3,80 Euro fällig. Zudem: Alle Bäder bieten deutliche Ermäßigungen durch Saison,-, Mehrfach und Familienkarten. In Kerpen etwa zahlen Familien 7,90 Euro.