Bei d'r Tant auf Augenhöhe
Wer mit Karneval überhaupt nichts anfangen kann, sollte diese Gaststätte an der Cäcilienstraße meiden (aber er verpasst was). Bei d r Tant ist eine Institution im Karneval - und außerhalb. Das liegt natürlich vor allem am Inhaber Frank Hennes (44). Der ist eine Frohnatur und bei den Altstädtern aktiv. Das Reiterkorps ist bei ihm ebenso gern zu Gast wie die Helligen Knäächte un Mägde, die Senatoren der Kölnischen, die Kölner Narren-Zunft, Rote und Blaue Funken. Während der Session kommt auch mal das Dreigestirn hereingeschneit. Ex-Prinzenführer Helmut Urbach bringt das Phänomen Tant exakt auf den Punkt: Da fühlst du dich einfach wohl und gut aufgehoben.
Ganz wichtig, sagt Urbach, sei das Publikum, Leute wie du und ich. Der Kaufhofchef sitzt dort neben der Verkäuferin oder den Arbeitern der nahen P & C-Baustelle, zu gewissen Zeiten ist das Haus nahe dem Neumarkt auch Anlaufstelle der FC-Fans. Sie trinken ein Kölsch oder essen eine der berühmten Frikadellen. Zu den Stammgästen der Tant gehören selbst Leute aus Aachen, Gummersbach, oder Neuss. Ein Ehepaar aus Offenbach ist so gern in der Gaststätte, dass es sich manchmal am frühen Abend in den ICE setzt und die Tant erst wieder nach Mitternacht verlässt.
Als der Ladenschluss noch auf 18.30 Uhr lag, wurde es in der Kneipe wenige Minuten später rumsvoll. Jetzt, bei der neuen Regelung, verteilt sich das Geschäft mehr über den Abend. Freitags, ab 18 Uhr, ist aber immer noch jede Woche Afterworkparty: Das war schon so, bevor wir wussten, was das überhaupt ist.
An der von drei Seiten zugänglichen großen Theke - natürlich mit Podest, auf dem man das Spielbein abstellen kann - wird es dann wirklich eng. Manchmal sind hier unten dann 150 Leute und mehr, berichtet Hennes. Längs der Wand verläuft eine Sitzbank auf einem zweistufigen Podest. Dies hat den ungewöhnlichen Effekt, dass alle Gäste, egal ob stehend oder an einem der acht Tische sitzend, auf gleicher Augenhöhe sind.
Wie die Weetschaff zu ihrem Namen kam, geschah der Überlieferung nach so: Aus dem Mittelalter heraus entwickelte sich aus Metzgereien heraus eine Schankwirtschaft, die um 1900 ,Cäcilienschänke hieß, wegen der nahen Cäcilienkirche. Die damalige Wirtin steckte den Kindern der Umgebung wohl gern Zuckerstangen und Bonbons zu und wurde im Volksmund ,die Tant genannt. Um 1935 herum hieß das Haus dann offiziell so wie heute. 1983 übernahm Familie Hennes die Kneipe und führte sie zu neuer Blüte.
Charly Pirot hat für die Tant gemalt, Phantasieclowns, Hänneschenfiguren, pralles Leben. Die Bilder hängen an der linken Wand, da, wo es die enge Treppe zur 1. Etage raufgeht. Bis zu 60 Gäste haben da oben Platz - eine gemütliche Ecke, in der sich ebenfalls die kölsche Küche genießen lässt. Spezialität des Hauses: Rösti und Tatar mit Zwiebeln und Kapern (7,50 Euro). Alle Produkte bis hin zur Majonäse sind aus eigener Fertigung. Darauf legt Wirt Frank Hennes besonderen Wert.