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Bekleidungsvorschrift der Prinzen-GardeDer Krieg der Knöpfe

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Feine Unterschiede gibt es bei den Uniformen von Generalmajor Frank Niederländer (r.) und Hospitant Stefan Bajohr. (Foto: Gauger)

KÖLN – In größter Not muss Frank Niederländer seine schwarze Patronentasche öffnen. Für den Ernstfall ist er bestens gerüstet. Munition hat der Generalmajor der traditionsreichen Prinzen-Garde nicht bei sich, dafür aber Nadel, Garn und Knöpfe. Den Krieg der Knöpfe hat Niederländer bislang immer gewonnen, „zur Not hilft auch eine Sicherheitsnadel, wenn man mal irgendwo hängen bleibt.“ Mängel an der Uniform können teuer enden, denn der Spieß wacht streng über die Kleiderordnung.

Es ist ein imposantes Bild, wenn die Gardisten in ihren schmucken Uniformen aufmarschieren. Der mattweiße Farbton ihrer Kleidung hat ihnen schon früh den Namen „Mählsäck“ eingebracht. Mit Säbeln und Gewehren bewachen die Gardisten den Prinzen. Die Garde war schon immer eine reine Männergesellschaft, daran wird sich auch so bald nichts ändern. Gerade erst haben die Mitglieder mit großer Mehrheit beschlossen, dass Frauen auch zukünftig nicht in die Prinzen-Garde aufgenommen werden dürfen.

Stefan Bajohr (29) wäre gerne ein echter Prinzen-Gardist. „Ich bin begeisterter Karnevalist und habe mir auch schon andere Gesellschaften angeschaut. Aber schließlich bin ich durch einen Freund hier gelandet“, sagt der Jurist. Noch ist er Hospitant – selbst das wird man nicht einfach so. Zwei Fürsprecher sind erforderlich, um sich zwei Jahre als Hospitant bewähren zu dürfen. Erst dann darf beim feierlichen Korpsappell der Eid auf die Fahne des Traditionskorps geleistet werden. Bei dieser Zeremonie wird den neuen Mitgliedern auch das Korpskreuz um den Hals gehängt – das Erkennungszeichen aller Prinzen-Gardisten.

Der Weg zu Ruhm und Ehre ist lang in den Traditionskorps. Frank Niederländer hat 1990 seinen Eid geleistet. „Es dauert 15 bis 20 Jahre, bis man die Mannschaftsdienstgrade hinter sich hat“, sagt der Generalmajor. Die Struktur ist militärisch. Zwischen Gardist und Generalmajor liegen 16 Beförderungsstufen, 20 gibt es insgesamt. „Regelbeförderungen gibt es nicht, man muss Engagement zeigen“, weiß Niederländer. Eine Geldfrage sei die Karriere bei der Prinzen-Garde nicht, so jedenfalls seine feste Meinung. „Dafür gibt es das Corps á la suite, wo die Förderer Mitglied werden“, betont er. Niederländer war fünf Jahre Adjutant des Prinzen, Equipechef, Fußkorpsführer und stellvertretender Kommandant. Das alles habe ihm bei der Korps-Karriere geholfen.

Die roten Schulterklappen an der Uniform von Hospitant Stefan Bajohr sind noch blank. Auf dem Kopf trägt er einen goldenen Helm, bewaffnet ist er mit Gewehr und Säbel, die Gamaschen bedecken ein wenig die schwarzen Halbschuhe. Frank Niederländer darf schon länger Stiefel zu den Reithosen tragen, außerdem trägt er einen Degen – so ist das bei den Offiziersgraden. Solch eine Garde-Uniform kostet rund 1400 Euro, Neulinge dürfen sich ihre Kleidung noch leihen. Niederländer hat während der Session einen Kleiderständer in seinem Büro stehen. Drei Uniformen hängen dort, denn die hellen Hosen und Jacken sind schmutzanfällig.

In dieser Session hat die Prinzen-Garde ihren Korps-Pass neu aufgelegt. Beförderungen werden dort vermerkt, ebenso die Regeln der Gesellschaft. „Das ist unsere Bibel“, sagt Präsident Kurt Stumpf scherzhaft. „Die einheitliche Ausrichtung des Korps verlangt strengste Beachtung der Bekleidungsvorschrift. Kein Mitglied darf etwas tragen, was der Bekleidungsvorschrift nicht entspricht“, heißt es in den Korpsbestimmungen. Laut Anweisung besteht der Mannschaftswaffenrock aus weißem Tuchbesatz, mit weißer Leinenlitze paspeliert und blanken Messingknöpfen. Das Korpsabzeichen muss auf der linken Seite des Waffenrocks in Brusthöhe getragen werden.

Die Mitgliedschaft in der Garde kann laut Niederländer ein „teures Hobby“ werden. Bei Turmabenden und anderen Veranstaltungen muss er sich sehen lassen. Das Wurfmaterial für den Rosenmontagszug koste bis zu 1000 Euro pro Person. Und immer muss die Uniform in bester Ordnung sein.