Bestatter von Juhnke und Wussow

Der Bestatter Ferdinand Pfahl vor seinem Bestattungsunternehmen in Rheinbach.
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RHEINBACH. Mit 14 Jahren sah Ferdinand Pfahl die erste Leiche. Sein Urgroßvater, sein Großvater und sein Vater waren Schreiner und Bestatter, und er sollte es auch werden. „Früher war das einfach so“, sagt Ferdinand Pfahl (48), wenn er an damals denkt. Heute ist er selbst der Chef des Familienbetriebs in Rheinbach. Deutschlandweit begleitet sein Unternehmen 2000 Sterbefälle im Jahr, darunter auch viele Prominente - von Schauspieler Klausjürgen Wussow über Entertainer Harald Juhnke bis hin zum ehemaligen CDU-Politiker Reiner Schreiber.
„Die Aufgaben bei Bestattungen von Prominenten wie Wussow sind nicht vergleichbar mit denen bei einer Beerdigung im kleinen Familienkreis“, erklärt Pfahl. Neben der riesigen Gästezahl herrsche ein enormer Öffentlichkeitsdruck. Ob Kirche, Medien oder Familie: Jeder habe seine eigenen Vorstellungen und wolle diese auch durchsetzen. Im Fall Wussow sei es ihm gelungen, die Familie zusammenzubringen und die ansässige Gemeinde zu überzeugen, dass Fernsehpfarrer Jürgen Fliege doch eine Predigt halten konnte. Damit die Angehörigen in Ruhe trauern konnten, ließ er den Friedhof in Berlin-Charlottenburg für ungebetene Gäste absperren.
„Aber man muss auch viel improvisieren“, schildert Pfahl. Zwar werde vorher geklärt, welche Personen teilnehmen, wo jeder in der Kirche sitze und wer welchen Kranz niederlege, aber irgendwie komme doch oft noch was dazwischen. Allein für die Bestattung von Wussow hatte Pfahl 20 Mitarbeiter im Einsatz. Er selbst reiste aus Rheinbach an und wohnte eine Woche lang in einem Hotel in der Nähe der Witwe. Für seinen Einsatz sei ihm die Familie „unglaublich“ dankbar gewesen.
Abgesehen vom Medienaufgebot und der Gästezahl gebe es aber viele Ähnlichkeiten zwischen der Bestattung eines Prominenten und der eines unbekannten Menschen. „Jeder möchte das Beste für den Verstorbenen.“ Außer, dass der eine mal mehr für den Grabstein oder das Gesteck bezahle, seien die Wünsche an sich gleich. Extrawünschen sind ohnehin schon rein rechtlich enge Grenzen gesteckt. „Wir haben strikte Gesetze, wie das Grab später aussehen darf“, erklärt Schreinermeister Pfahl. Schon deshalb empfiehlt Pfahl auch berühmten Kunden, den Sarg und das Grab „lieber klein und fein“ zu gestalten. So lagen statt einem riesigen Gesteck fünf Rosen auf dem Sarg von Klausjürgen Wussow - eine für seine hinterbliebene Frau und vier für seine Kinder.
Die Beziehungen ins Showgeschäft hat Pfahl über die Jahre hinweg aufgebaut. Über seine Tätigkeit als Schreiner sammelte er bei früheren Kanzlerfesten in Bonn erste Kontakte zu Politgrößen wie Klaus Kinkel und Hans-Dietrich Genscher oder Schauspielerin Marie-Luise Marjan alias Mutter Beimer. Später folgten die ersten großen Aufträge: Seine Bestattungsgruppe beteiligte sich an der Beisetzung von Altbundeskanzler Willy Brandt in Berlin oder an der des ehemaligen Bundespräsidenten Karl Carstens in Bremen. Den Auftrag Wussow erhielt Pfahl per Telefon - auf Empfehlung der Witwe Harald Juhnkes versteht sich. (dpa)