Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Bike to goWas Sie beim Kauf eines Faltrades alles beachten sollten

Lesezeit 3 Minuten
Falträder

Es kann kostenlos mit in die Bahn genommen werden, es wird selten gestohlen und es ist  einfach praktisch – eine Wiederentdeckung.

Es dauert genau 20 Sekunden, dann ist Irina Sommers Fahrrad zusammengefaltet. Damit steigt die Studentin nun in die Straßenbahn – ein zusätzliches Ticket muss sie nicht lösen, denn das Faltrad gilt als Gepäckstück. Am Ziel angekommen, wird es mit einem Handgriff wieder zum Fahrrad. Sie steigt auf und fährt die letzten Meter bequem zur Uni. „Diese gute Vereinbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ganz klar der Vorteil der Falträder“, sagt Jörg Prumbaum, Fahrradhändler aus Köln-Dellbrück. Das entdecken immer mehr Menschen, die pendeln müssen und keine Lust haben, mit dem Auto im Stau zu stehen.

Und zunehmend junge Leute. Große Verkehrsbetriebe wie der VRS werben gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club fürs Faltrad, indem sie ein eigens entwickeltes Modell – das TERN Link D8 – zum Sonderpreis anbieten. „Falt and Ride“ statt „Park and Ride“ lautet die Devise.

Ausgefeilte Technik

Kleine Klapprad-Historie

1878

Der Brite William Grout erfindet ein einklappbares Hochrad und lässt es sich patentieren. Das  Fahrrad kann in vier Segmente zerlegt und der gefaltete Rahmen in einen dreieckigen Koffer gepackt werden.

1896

Das „Faun“ wird patentiert. Es gilt als die Urform des modernen Klapprads, denn es funktioniert bereits mit einem selbst heute noch modernen Mechanismus in der Mitte des Rahmens.

1920er-Jahre

Das Millitär zeigt zunehmend Interesse an Falträdern. In der Schweiz und in Holland entwickeln Hersteller Armeefalträder, die aber nicht in Serie gehen. Die Idee: Fallschirmjäger mit Klapprädern auszustatten, damit sie die Landezone schnell verlassen können. Aus den Entwürfen entstand das „Galaxe“, das heute wieder gebaut wird. 

1930er-Jahre

Das französische „Petit Bi“ kommt auf den Markt. Das Aussehen gilt als modern und ähnelt den heutigen Falträdern bereits sehr.

1960er-Jahre

Die Firma Moulton entwickelt die sogenannten „Stowaway-Modelle“. Ein klappbares Fahrrad  mit tiefem Durchstieg und 16-Zoll-Reifen – das erste mit Vollfederung. Es markiert einen Entwicklungssprung im Bereich Faltrad und ist international erfolgreich.

1986 bis heute

Andrew Ritchie bringt sein „Brompton“ auf den Markt. Durch die geringe Faltzeit und die guten Fahreigenschaften hat es sich bis heute durchgesetzt und ist neben dem „Birdy“ von Riese & Müller eines der beliebtesten Modelle.

Bisher interessierten sich vor allem Retro-Fans und Boot- oder Caravanbesitzer für die Fahrräder zum Falten. „Viele wollen das Rad mit in den Urlaub nehmen, oder sie machen eine Bootstour und möchten dann an Land mobil sein“, sagt Prumbaum. Die immer ausgefeiltere Technik der „Bikes to go“ und die Kampagnen der Verkehrsbetriebe großer Städte sorgen aber gerade für eine Renaissence.  

Große Auswahl

Sogar Falt-Pedelecs sind mittlerweile auf dem Markt. Jörg Prumbaum hat gleich drei Modelle zur Auswahl. Durch den Akku sind sie zwar ein wenig schwerer, aber eben vor allem in bergigem Gebiet ungemein praktisch, so der Fahrradexperte. „Gerade wer zur Arbeit mit Bahn und Fahrrad pendelt, möchte nicht ins Schwitzen kommen“, sagt Prumbaum. Preislich variierten die Modelle je nach Ausführung und Marke. Investieren solle der Käufer zwischen 300 und rund 2.500 Euro. Wer weniger ausgibt laufe Gefahr, dass das Rad schneller verschleiße. Vor allem die Scharniere, mit denen es ein- und ausgeklappt wird, sollten gut verarbeitet sein. Zudem haben günstige Klappräder meist mehr Gewicht. 

Spaß beim Fahren

„Das Fahrgefühl auf dem Faltrad ist schon ein wenig anders, als auf dem herkömmlichen Rad“, sagt Prumbaum. Der Lenkradius ist kleiner, die Räder mit 16 bis 24 Zoll ebenso. „Aber wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, macht es Spaß.“ Trotz der kleineren Reifen müsse der Fahrer nicht stärker in die Pedalen treten, wie viele glauben. Ein weiterer Vorteil in Großstädten mit einer hohen Fahrraddiebstahlrate wie in Köln: Klappräde werden selten geklaut. Ihre Besitzer können sie schließlich überall mithin nehmen.