Birgit und Dieter Müller„Wir genießen unsere neue Freiheit“

Bereit für Gäste der Kochschule: Gebrutzelt und gegessen wird jetzt bei Müllers zu Hause. (Bild: Daub)
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Odenthal – Ein Glück, dass Dieter und Birgit Müller eine so großzügige, komfortabel ausgestattete Küche haben. „Hier ist fast mehr Platz als in der Lerbacher Kochschule“, schmunzelt der Hausherr. Und gleich nebenan steht der geräumige Esstisch, stilvoll mit moderner Kristallleuchte illuminiert, offenem Kamin und freiem Blick herunter in den geschmackvoll eingerichteten Wohnraum der Familie mit viel moderner Kunst und klassischer Deko.
Bei Familie Müller fühlt man sich sofort zu Hause, und das wird das Töpfegucken für die Schüler des Dreisterne-Kochs in Zukunft zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Denn gebrutzelt und genossen wird jetzt bei Müllers zu Hause in Glöbusch: „Wir bleiben im Bergischen, denn hier fühlen wir uns hundertprozentig heimisch.“ Der schicke, moderne Bungalow am Hang gibt ihnen Recht.
Dieter und Birgit Müller sind in heiterer Aufbruchsstimmung, seit Schluss ist im Schlosshotel Lerbach. Nachdem der Küchenchef bereits vor zwei Jahren die Leitung des nach ihm benannten Spitzenrestaurants an seinen Nachfolger Nils Henkel übergeben hat, endete im März nun endgültig auch das Patronat im Schloss: „Das war mein Wunsch.“
Das Ehepaar schickt sich an, die neue Freiheit zu genießen und bei köstlichem, selbst gebackenem Apfelkuchen auch gern darüber zu sprechen: „Die Kinder sind aus dem Haus, und wir sind endlich auch mal abends daheim“, freut sich Birgit Müller, die bis vor wenigen Wochen noch die Stammgäste im Restaurant umsorgt hat. „Aber für mich war selbstverständlich, dass ich als Gastgeberin auch aufhöre, wenn das Restaurant nicht mehr Dieter Müller heißt.“
Der Abschied ist nicht ganz ohne Wehmut. Gern hätte Dieter Müller die Kochschule in Lerbach in eigener Regie weitergeführt, an der sein ganzes Herz hängt. „Wir waren immerhin die einzige Kochschule in Deutschland mit einem Drei-Sterne-Koch vornweg.“ Kein Wunder, dass die Kurse immer ausgebucht waren und viel Geld in die Schlosskasse gespült haben.
„Ich hatte in fast 20 Jahren hier eine wirklich schöne Zeit, aber jetzt steht alles auf Anfang, und das ist gut so", haben Müllers beschlossen. Denn regelrecht ausradiert scheinen die Spuren des Meisters an der Stätte seines Wirkens. Das Restaurant wurde komplett umgestaltet und umbenannt. „Gourmetrestaurant Lerbach“ heißt es jetzt und trägt im Untertitel den Namen Nils Henkels. Eigentlich eine logische Konsequenz seines endgültigen Ausscheidens, und doch muss sich Müller noch daran gewöhnen, gibt er zu. „Immerhin habe ich den Namen von Schloss Lerbach und Bergisch Gladbach Stern um Stern in der Welt bekannt gemacht.“ Als „Fußnote“ zumindest sollte daran erinnert werden, finden übrigens Weggefährten und Stammgäste.
Aber nachkarten will Müller dann doch nicht. „Ich habe großen Respekt vor Nils Henkel und wünsche ihm, dass die Sterne, die ich mitgegeben habe, ihm treu bleiben“, versichert Dieter Müller, mahnt allerdings: „Man muss in erster Linie für die Gäste kochen. Das war für mich immer das Wichtigste, dass es ihnen schmeckt, erst danach kam das Lob der Kritiker.“
Darum, dass es schmeckt, und zwar vielen Menschen, will sich Dieter Müller in Zukunft besonders kümmern. Kulinarische „Volksnähe“ ist sein Ziel. „Ich möchte eine feine Küche für jedermann etablieren“, wünscht er sich. In diesem Sinne wird die „Firma Müller“ Restaurants und Hoteliers beraten, vor allem aber als Botschafter in nahrhafter Mission unterwegs sein. Gerade hat Dieter Müller einen Exklusiv-Vertrag als Repräsentant der renommierten Firma Gaggenau abgeschlossen.
Vor allem aber hat er mit Alfonso Pastor, Geschäftsführer der renommierten spanischen Gourmet-Zeitschrift „Grupo Caterdata“, einen neuen deutschen Kochwettbewerb ins Leben gerufen. Nach dem Vorbild des erfolgreichen spanischen Wettbewerbs wird Müller als berufener Präsident ab Herbst 2010 unter den deutschen Köchen den „Koch des Jahres“ suchen. Bis September können sich Kandidaten mit einem Menü (Müller: „Das darf nicht teurer als 16 Euro sein“) für die Teilnahme bewerben. Im Oktober finden die regionalen Halbfinals statt, unterer anderem in Köln.
„Auch das große Finale 2011 planen wir in Köln", verrät Dieter Müller. „Es wird ein Top-Event auf der Anuga-Messe. In Spanien, wo ich mit dem bekannten Dreisterne-Kollegen Martin Berasategui in der Jury sitze, ist das alle zwei Jahre ein Riesenereignis bis hin zur Live-Übertragung im Fernsehen und Spitzenmeldung in den aktuellen Nachrichten", schwärmt der Meisterkoch. „Ich bin sicher, dass ein solcher hochkarätiger Bundes-Wettbewerb die deutsche Küche international voranbringen wird.“ In facebook diskutieren jedenfalls schon über 500 Profis über das Ereignis.
Kochschule, Wettbewerb, Eventkochen von der MS Europa bis zur Tonbach Traube: Das klingt insgesamt nicht nach einem Vorruhestand des 62-Jährigen. „Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu viel wird“, bestätigt Müller lachend.
Da wird es doch gewiss nicht lange dauern, bis das Fernsehen vor der Tür steht? „Wenn es keine Zirkusnummer ist, kann ich mir so etwas gut vorstellen.“
Wie denn zum Beispiel? „Vielleicht, indem ich Lieblingsrezepte zeitgemäß und leicht zubereite.“
An Ideen mangelt es dem gastronomischen Dreamteam jedenfalls nicht. Dazu gehört auch: „Bei einem reizvollen Konzept könnte ich mir sogar vorstellen, als Patron einsteigen.“
Vielleicht steht ja der Name „Dieter Müller“ bald doch wieder über einem Restaurant . . .
Kochkurse am 15. April (17-21 Uhr, 280 Euro p.P), 24. April , 15. Mai, 26. Juni (12-18 Uhr, 320 Euro p.P.) inkl. Essen und Trinken, Kochschürze und Kochschulbuch, Anmeldung unter Dieter.Mueller@mac.com oder Ruf (0 21 74) 4 91 72 Anmeldung zum Wettbewerb „Koch des Jahres“ unter kochdesjahres.de