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Boll & KirchMillioneninvestition in die Zukunft

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Aneinem Seewasserfilter arbeitet Norbert Deniflé in einer der Produktionshallenvon Boll & Kirch. (Fotos: Ritter)

KERPEN-SINDORF – Noch stehen die beiden schätzungsweise drei Meter hohen, zylindrischen, weißen Konstruktionen in der Montagehalle von Boll & Kirch. In Zukunft wird das Präzisionsprodukt made in Sindorf das Ballastwasser eines Schiffes reinigen.

40 Prozent der Umsätze des Hauses würden mit der Marineindustrie gemacht, wie Boll- & -Kirch-Geschäftsführer Torsen Vogel erklärt. Dazu gehören Schmieröl- und Treibstofffilter, die dafür sorgen, dass die Motoren - bei großen Containerschiffen erreichen diese die Größe eines Vierfamilienhauses, die Filter haben Garagendimensionen - störungsfrei arbeiten.

„Jedes zweite Schiff ist mit unserem Equipment ausgestattet“, sagt Vogel. Und die Geschäfte laufen weiterhin so gut, dass das im Sindorfer Gewerbegebiet beheimatete Unternehmen jetzt eine Erweiterung plant.

Wenige hundert Meter westlich von dem jetzigen Sitz hatte sich Boll & Kirch in der Nachbarschaft von Visteon eine Fläche optionieren lassen, mittlerweile sind die Planungen für die Errichtung einer neuen Montagehalle mit einer Größe von 6450 Quadratmetern sowie von Parkplätzen für etwa 160 Fahrzeuge fast abgeschlossen. Vorgesehen ist derzeit, im Frühjahr des kommenden Jahres mit dem Bau zu beginnen, die Fertigstellung wäre dann im ersten Quartal 2013. Rund 120 weitere Arbeitsplätze würden dadurch entstehen, erläutert Geschäftsführer Vogel und betont: Diese Investition in Höhe von mehreren Millionen Euro sei ein Bekenntnis für den Standort Sindorf. „Wir wollen weiterhin hier produzieren.“

Vornehmlich Seewasserfilter sollen in der neuen Halle montiert und ausgeliefert werden. Also Systeme, die das Wasser, mit dem Frachtschiffe etwa bei Leerfahrten stabilisiert werden, von Fremdstoffen befreien. Denn diese Flüssigkeit enthält Organismen von dort, wo ins Schiff hineingepumpt wurde. Woanders ungereinigt abgelassen, können sie eine gravierende Bedrohung des dortigen Ökosystems darstellen, wenn die fremden Arten die dort heimischen Lebensformen verdrängen. „Das ist ein riesengroßes Problem“, sagt Vogel und zitiert aus einer Abhandlung, in der von Schäden in Höhe von 1,4 Billionen Dollar die Rede ist.

Darauf hat die International Maritime Organisation (IMO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, reagiert. Bereits 2004 verabschiedete sie ein Abkommen, das Ballastwasser entsprechend aufzubereiten. Alle ab 2009 gebauten Schiffe müssen angepasst werden, ab 2014 müssen alle den Standards entsprechen.

Für die Zufahrt zur neuen Halle sowie zu den angrenzenden Gewerbeflächen wird ein Kreisverkehr auf dem Europaring errichtet. Das Unternehmen übernimmt die Kosten für das Teilstück, das der Erschließung ihres Grundstücks dient. Die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Rhein-Erft-Kreis sei sehr gut gelaufen, sagt der Geschäftsführer.

Wie stark das Verkehrsaufkommen durch die Erweiterung anwachse, könne noch nicht abschließend prognostiziert werden, erklärt Vogel. Laut dem Produktionsleiter Hartmut Anders ist in der neuen Halle Mehrschichtbetrieb vorgesehen, daher könnten die Anlieferungen so geplant werden, dass sie eben nicht in die Stoßzeiten fallen. Vogel verweist ferner auf die geplante Erweiterung des Kerpener Kreuzes, der Erfttalstraße und des Sindorfer Kreisverkehrs sowie auf die neue Anschlussstelle Elsdorf, die bei der Verlegung der Autobahn 4 entsteht.

Mit dem neuen Betriebsgelände hat Boll & Kirch die Weichen für die Zukunft gestellt. Das gesamte Areal ist rund 36 000 Quadratmeter groß, birgt also noch viel Platz für zukünftige Expansion.