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BPWStreik gegen BPW-Tochter eskaliert

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WIEHL/BÜREN – Die Bergische Achsen in Wiehl (BPW) ist ein familiengeführtes Unternehmen, das auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stets den Schulterschluss mit der Belegschaft gesucht hat.

Unter diesem Aspekt scheint bei der geplanten Schließung der Warstein Achsen in Büren, einer hundertprozentigen Tochter der BPW, alles schief gegangen zu sein. „Die Mitarbeiter haben uns mitgeteilt, sie wollten mit unserem Unternehmen nichts mehr zu tun haben“, beantwortet BPW-Verhandlungsführer Markus Schell die Frage, warum keiner der Beschäftigten an einem anderen Standort übernommen werde.

Das Verhältnis zwischen Unternehmensleitung und den - seit gestern unbefristet streikenden - Mitarbeitern hat einen Tiefpunkt erreicht: „Ich bin schon tätlich angegriffen worden“, klagt Schell. Die Gewerkschaft habe ihm mitgeteilt, nicht für seine Sicherheit garantieren zu können. „Wenn Sie in den Betrieb hinein wollen, müssen Sie sich den Weg durch ein rotes Fahnenmeer und durch wüste Beschimpfungen bahnen“, beschreibt er die Situation vor Ort. Andererseits wirft die IG Metall dem BPW-Sicherheitsdienst vor, Pfefferspray gegen die Belegschaft einzusetzen.

Dabei hatten sich Unternehmensleitung und Belegschaft schon auf einen Sozialplan verständigt: „Wir haben sechs Millionen Euro für eine Transfergesellschaft und Sozialleistungen angeboten. Das hat der Betriebsrat akzeptiert“, erklärt Schell. Die Wiehler Gesellschafter hätten hierbei noch draufgesattelt, so dass jeder Beschäftigte pro Jahr Betriebszugehörigkeit einen Monatslohn an Abfindung erhält.

Das reicht der örtlichen IG Metall allerdings nicht: „Sechs Millionen Euro sind bei einer Werksschließung zu wenig. Wir müssen an die Kollegen denken, die jahrzehntelang für den Betrieb gearbeitet haben, und kaum noch eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt haben“, schnürt Gewerkschaftssekretär Carmelo Zanghi das Paket wieder auf. In einem tariflichen Sozialtarifplan müsse nachgebessert werden. Dafür streiken rund 100 Mitarbeiter seit gestern.

Die BPW ist seit Freitag darum bemüht, ihre Produktionsmittel zu sichern. „Wir werden die Produktion der für uns wichtigen Achsenkomponenten nach Wiehl und Ungarn auslagern, das ist seit langem bekannt“, erklärt Schell. Ein Sicherheitsdienst habe die Schlösser des Betriebes austauscht, damit die Anlagen keinen Schaden nähmen. „In der aufgeladenen Situation haben wir entschieden, unser Eigentum zu schützen.“ Was für neue Spannungen sorgte: „Das kommt einer Aussperrung gleich. Wir haben jetzt eine Wache vor dem Werk positioniert, denn die Maschinen sind unser einziges Druckmittel“, will Zanghi die Auslagerung unbedingt verhindern.

Die Bürener können bei ihrem Arbeitskampf nicht auf die Solidarität ihrer Wiehler Kollegen zählen: „Die IG Metall muss wissen, dass ein solcher Streik auch negative Auswirkungen auf unsere Produktion hat und unsere Arbeitsplätze gefährden kann“, erklärt der Wiehler Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Berz besorgt.

Die BPW will rasch unabhängig von den Warstein-Komponenten werden: „Wir haben den größten Teil der Produktion bereits kompensiert, und wir werden jetzt unsere Maschinen auslagern“, kündigt Schell an. Wenn die Lastwagen kommen, droht der Arbeitskampf weiter zu eskalieren.