Bruderpaar tötet VaterVerfahren mit schalem Beigeschmack

Der Angeklagte Boro D. (r) betritt zur Urteilsverkündung einen Gerichtssaal in Wuppertal, in dem bereits sein Bruder Denis G. (l) und ihre Verteidiger Harald Benninghoven (2.v.l.) und Klaus Sewald sitzen. (Bild: dpa)
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WUPPERTAL - Zwei Söhne sind wegen der brutalen Tötungihres tyrannischen Vaters in Wuppertal zu langjährigen Haftstrafenverurteilt worden. Das Landgericht verhängte am Mittwoch gegen denälteren, 35-jährigen Angeklagten 13 Jahre und 6 Monate Monate Haft.Sein zur Tatzeit 19 Jahre alter Bruder erhielt eine Jugendstrafe vonacht Jahren und sechs Monaten. Die Söhne hatten ihren Vaterbuchstäblich erschlagen. "Die Tat war geprägt von durchdachterPlanung, hoher Brutalität und gefühlskaltem Nachtatverhalten", sagteder Vorsitzende Richter.
Als Mafia-Mord getarnt - Vater terrorisierte Familie jahrelang
Die Männer waren wegen Mordes angeklagt. Jedoch sah das Gericht das Mordmerkmal der Heimtücke nicht erfüllt. Die Söhne hatten das Verbrechen als Bluttat derMafia im Rotlicht-Milieu getarnt und die Leiche ihres Vaters bis nachHessen gebracht und dort abgelegt. Die Staatsanwaltschaft hattehöhere Strafen und eine Verurteilung wegen Mordes beantragt, dieVerteidigung Freisprüche. Es habe sich nicht klären lassen, wer vonbeiden den Vater umgebracht habe.
Auch wenn das Opfer die Familie jahrelang terrorisiert habe,rechtfertige dies nicht das Verbrechen und sei auch nichtstrafmildernd, betonte der Richter. Es gebe legale Mittel, sich gegenGewalt in der Familie zu wehren. Die Brüder hatten die Tat gegenübereinem Zeugen teilweise ausgeplaudert.
Polizei brach rechtsstaatliche Grundsätze
Trotz gravierender Fehler bei Vernehmungen habe die Polizeiinsgesamt gut gearbeitet, sagte der Richter. Hessische Polizistenhatten nach Ansicht des Gerichts bei der Vernehmung des 20-JährigenGrundsätze des Rechtsstaats verletzt. Dem Mann war das Recht aufeinen Verteidiger verweigert worden. Man hatte ihm falscheVersprechen mit einer milden Strafe gemacht. Auf einem Video war zusehen, wie der Verdächtige sich vergeblich 38 Mal auf seinAussageverweigerungsrecht beruft, bevor er schließlich doch seinSchweigen bricht und ein Geständnis ablegt.
Im April 2007 sollen Sohn und Stiefsohn den 53-Jährigen erschlagenhaben. Anschließend legten die Männer falsche Spuren, um den Eindruckzu erwecken, dass das Opfer im Frankfurter Rotlicht-Milieu inzwielichtige Geschäfte verwickelt und zur Tatzeit in der Großstadt amMain gewesen sei.
Opfer offenbar mit Hochspannungsstrom getötet
600 000 Volt sollen die Angeklagten dem Vater mit einem Elektro-Schocker durch den Körper gejagt haben. Sie hatten den Staplerfahrerlaut Anklageschrift unter dem Vorwand in die Wohnung des Stiefsohnsgelockt, mit ihm im Fernsehen Fußball ansehen zu wollen. Die Brüderschlugen und traten auf ihn ein. Mehrere Rippen brachen, schließlichkollabierten die Lungen und die Atmung setzte aus.
Im Raum Friedberg (Hessen) entdeckte der Lehrer einer nahenBlindenschule den Körper des 53-Jährigen dann drei Tage später in derNähe der Autobahn 5. Der Tote war gefesselt und mit Spuren vonSchlägen übersät, seine Ausweispapiere fehlten. Die Polizei hat nacheigenen Angaben im Zusammenhang mit der Festnahme der beiden Männerhunderte Spuren bearbeitet und etwa 200 Vernehmungen und Befragungengeführt.
Dazu kamen umfangreiche Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen. DieWohnung des Stiefsohns war nach Verschwinden des Vaters von denSöhnen komplett renoviert worden, um Spuren zu vernichten. Am Tagnach dem Verbrechen erstattete die Familie eine Vermisstenanzeige.
(dpa/lnw)