Bundeswehr-Offizier hatte doppeltes Glück

Nach dem Absturz eines Bundeswehr-Tornados steigt eine Rauchwolke an einer Felswand im Berner Oberland auf.
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Berlin/Bern/Masar-i-Scharif - Die Luftwaffe hat noch keineErkenntnisse über die Ursache des Tornado-Absturzes in der Schweiz.Der General der Flugsicherheit der Bundeswehr, Lothar Schmidt, trafam Freitag mit einem Expertenteam an der Unglücksstelle im BernerOberland ein, wo der Kampfjet am Vortag auf einemNavigationsübungsflug gegen eine Felswand gerast war. Dabei kam derPilot ums Leben, sein Waffensystemtechniker überlebte. Unklar ist, obdie Flugzeugbesatzung technische Probleme hatte oder selbst Fehlergemacht hat. Zunächst musste die Black Box mit den Flugdaten und demSprechfunkverkehr geborgen werden.
Die gemeinsame Untersuchung der deutschen und Schweizer Behördenkönnte mehrere Tage dauern, da die etwa 3230 Meter hoch gelegeneAbsturzstelle in den Bergen schwer zugänglich ist und in derZwischenzeit neue Lawinen abgegangen sind. Der Informationschef derSchweizer Militärjustiz, Martin Immenhauser, sagte der SchweizerNachrichtenagentur SDA, der Absturz eines ausländischen Militärjetssei juristisch speziell. Zunächst liege die Informationshoheit überden Unfall bei der Schweizer Militärjustiz.
Millionen Schutzengel
Der bei dem Absturz nur leicht verletzte 34 Jahre alte Technikerhatte "Millionen Schutzengel", hieß es in der Bundeswehr. SeinRettungsfallschirm hatte sich an einer Felsnase verfangen, was ihm indem Lawinen-, Eis- und Steinschlaggebiet womöglich das Leben gerettethat. Der 27-jährige Pilot kam bei dem Unglück ums Leben.
In Berlin wurde die Frage laut, ob deutsche Piloten genügendFlugstunden absolvieren. Die Zahl liegt nach Bundeswehrangabenunterhalb des NATO-Mindeststandards. Die Luftwaffe versuche aber, dieFlugstunden so auf die einzelnen Verbände zu verteilen, dass dieEinsatzerfordernisse erfüllt werden. Gerade aber dasJagdbombergeschwader 32 in Lagerlechfeld bei Augsburg, zu dem derUnglücks-Tornado gehörte, sei im vorigen Jahr Verband der NATOResponse Force (NRF) gewesen und habe die Übungen und Prüfungenhervorragend bestanden, teilte das Verteidigungsministerium mit.
In der Schweiz sorgte der Absturz für politische Unruhe. Am Sitzdes Parlamentes in Bern wurden Stimmen laut, solche Trainingsflügeüber Schweizer Territorium künftig zu untersagen.
Das Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann", das mit sechs Tornadosund 200 Soldaten an diesem Sonntag seinen Einsatz in Afghanistanstartet, reagierte tief betroffen auf die Nachricht von dem Absturz.Der Regionalkommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF fürNordafghanistan, Brigadegeneral Josef D. Blotz, sagte der dpa inMasar-i-Scharif, es handele sich um einen "ganz, ganz tragischenVorgang. Wir haben einen Kameraden verloren". Der Absturz habe aberkeine unmittelbaren Auswirkungen auf den Einsatz in Afghanistan.
Der Chef des Einsatzgeschwaders in Masar-i-Scharif, KommodoreThorsten Poschwatta, sagte, für den Fall des Absturzes eines Tornadosin Afghanistan sei die Rettung der Besatzung "hervorragendorganisiert". Das gelte auch für Gebiete, "in denen gegnerischeTruppen vorhanden sind". Die Besatzungen seien auf den Einsatzvorbereitet. Seit Montag absolvierten die Crews täglichEinweisungsflüge, die "reibungslos verlaufen" seien. Von Sonntag ansoll die Bundeswehr mit den Tornados Taliban-Stellungen aufspüren.(dpa)