Chirurgische KlinikRund 16 000 Patienten operiert

Der renommierte Chirurgie-Chef Professor Kienzle geht in Ruhestand (Foto: Meisenberg)
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21 Jahre lang war er als Chefarzt der Chirurgischen Klinik in Holweide mit voller Tatkraft für seine Patienten da: zwölf Stunden am Tag, dazu an den Wochenenden noch bei den Visiten. Ende des Monats, zwei Wochen nach seinem 65. Geburtstag, nimmt Professor Dr. Hans Friedrich Kienzle Abschied.
„Ich freue mich auf die freie Zeit, die mir jetzt zuwächst“, sagt der weithin bekannte Spezialist für Bauch- und Schilddrüsenchirurgie. Gleichwohl, räumt er im selben Atemzug ein, würden ihm der Umgang mit den Menschen in der Klinik und das beglückende Gefühl, Patienten nach teils komplizierten Operationen gesund entlassen zu können, gewiss auch fehlen.
Rund 16 000 Patienten habe er in den letzten zwei Jahrzehnten gut und gerne operiert und gleich zu Beginn vor einer großen Herausforderung gestanden - der Einführung des minimal-invasiven Operierens. „Die Schlüssellochtechnik war damals bahnbrechend, das hatte ich frühzeitig erkannt - und die Patienten verlangten sie“, blickt der angesehene Mediziner zurück.
Obwohl als Chirurg „alter Schule“ fachlich breit aufgestellt, spezialisierte sich die städtische Klinik unter Kienzles Leitung dem Versorgungsbedarf entsprechend vor allem auf die Bauch- und Schilddrüsenchirurgie. „Wir haben inzwischen die meisten Schilddrüsen-Operationen in der Region“, sagt der scheidende Chefarzt.
Überhaupt können sich die Leistungssteigerungen - 1500 Operationen im ersten Jahr seiner Ära, bis zu 4500 heute - sehen lassen. Wer Kienzle kennt, weiß auch, dass bei ihm Quantität nie auf Kosten der Qualität gehen darf und dass ein hohes Ethos sein ärztliches Handeln prägt. Klinikintern führte der Chefarzt schon vor Jahren ein anonymes, sanktionsfreies Fehler-Meldesystem ein, als das gesetzlich verlangte Qualitäts- und Risiko-Management noch ganz am Anfang stand.
Auch wenn er zum 31. Mai aus städtischen Diensten ausscheidet, möchte Kienzle der Chirurgie verbunden bleiben, durch seine gutachterliche Tätigkeit für die Ärztekammer Nordrhein zum Beispiel oder als Autor von Fachbeiträgen. Er habe außerdem seine Geige zur Instandsetzung gebracht und sich bereit erklärt, die Präsidentschaft des Lions Club Colonia zu übernehmen, erzählt der gebürtige Schwabe. Nicht zuletzt habe er fest vor, sich mehr Zeit fürs Reiten zu nehmen und für Reisen mit seiner Frau. „Was ich ganz sicher nicht vermisse, ist mein Zwölf-Stunden-Tag.“
Mit einem Nachfolger laufen bereits Verhandlungen. Er soll zum 1. Juli in Kienzles große Fußstapfen treten. Mit dem ausgewählten Kandidaten ist der bisherige Chef „sehr einverstanden“. „Ich sehe die Klinik operativ und menschlich in guten Händen.“