Der ganze Stolz von Schäfers Nas
Alle Zuschauerplätze in Saal 251 des Amtsgerichts waren besetzt, als gestern eine Veranstaltung begann, die erheblich mehr Interesse fand als sonstige Termine im Gericht. Nicht eine Person, sondern ein Boot stand diesmal im Mittelpunkt: die MS Colorado, die Luxusjacht der vor sieben Jahren verstorbenen Kölner Milieugröße Schäfers Nas. Weil das Schiff, für das monatlich 250 Euro Liegegebühren im Rheinauhafen anfallen, mit Hypotheken belastet ist, hatten die Stadt Aachen, die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) und andere Schuldner die Zwangsversteigerung betrieben.
1954 war die Colorado, knapp 22 Meter lang und mit 1,35 Meter Tiefgang auf der Bremer Roland-Werft vom Stapel gelaufen. 1975 wurde sie auf 800 000 Mark taxiert. Dagegen wirkte gestern das Einstandsgebot des Gerichtsvollziehers mit 5000 Euro eher wie ein Taschengeld. Doch schon zu Beginn der halbstündigen Auktion überraschte ein Kölner Rechtsanwalt die Mitbewerber und bot 40 000 Euro. Dabei war ihm wohl bewusst, dass noch viel Geld in das Schiff gesteckt werden muss, um es wieder flottzumachen. Die Einrichtung allerdings ist vom Feinsten, ganz nach dem Geschmack der Nas. Besonders aufwendig ist das Schlafzimmer mit einem Bett aus schwarzer Mooreiche mit Leopardenfellen vor einem goldenen Kamin. Der Maschinenraum, in dem ein KHD-Diesel noch immer funktionsfähig ist, wurde weiß gekachelt. Der Treibstoffverbrauch muss immens sein.
Das aber störte Rentner Hans Kürten aus Bonn offenbar wenig, denn er machte das Rennen - für 41 000 Euro. Der gelernte Diplomingenieur für Schiffbetriebstechnik wartete bis zum Ende der Bietfrist, bevor er eher beiläufig sein Gebot abgab.
Gerade mal eine gute halbe Stunde dauerte es, bis der Besitzerwechsel vollzogen war. Und auch danach blieb der Rentner einsilbig. Spazieren fahren wolle er mit dem Schiff, sagte er auf Fragen und lächelte dabei verschmitzt. Derzeit ist die Colorado noch das größte Schiff im Rheinauhafen. Dass sie weiter dort vor Anker liegen wird, ist eher nicht zu vermuten. Er habe schon einen anderen Liegeplatz in Aussicht, teilte der stolze Schiffseigner mit, ehe er das Gericht verließ.