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Der Sparkurs gilt nicht nur für die Politik

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FRECHEN. Köln vor den Alpen - das wäre ein Wunschtraum der Musikerin Gabriele Nußberger. Ansonsten aber orientiert sich die gebürtige Münchnerin, die vor idyllischer Bergkulisse aufgewachsen ist, eher am Machbaren.

Gabriele Nußberger wird vielen Anforderungen gerecht: als Geigerin in der Accademia Filarmonica Köln, die sie seit zehn Jahren leitet, als Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen in Frechen und nicht zuletzt als Ehefrau und Mutter von zwei Kindern.

Der Musik wegen ist die Violinistin an den Rhein gezogen, obwohl sie schon eine feste Anstellung bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen hatte. „Die Dienstmentalität ist nicht mein Ding“, meint die 41-Jährige, die ein Engagement bei dem Alte-Musik-Ensemble „Concerto Köln“ vorgezogen hat.

Die historische Aufführungspraxis, die hier gepflegt wird, hatte sie schon lange interessiert. Fünf Jahre lang ist „Concerto Köln“ ihre musikalische Heimat gewesen. Bei Plattenaufnahmen begegnete sie ihrem späteren Mann, dem Tonmeister Uwe Walter. „Nach 16 Tagen war die Sache klar“, schmunzelt Gabriele Nussberger, die seit zehn Jahren in Frechen wohnt. „Hier gab es bezahlbaren Wohnraum für zwei Musiker“, erklärt sie.

Die Nachbarn stört es nicht, wenn im Hause Walter-Nußberger geübt wird, denn „Musikmachen ist bei uns selbstverständlich“. Das gilt auch für die Kinder. Sohn Julian spielt Gitarre; Tochter Cornelia hat Geige gelernt und singt im Kölner Domchor.

Gabriele Nußberger selbst absolviert Auftritte mit dem auf Chorbegleitung spezialisierten eigenen Ensemble und ist als Expertin gefragt, wenn Orchester etwa Werke aus der Barockzeit aufführen möchten. In Kürze kann man sie gemeinsam mit Cordelia Miller, der Organistin der Evangelischen Kirche in Frechen, erleben, mit der sie eine Konzertreihe initiiert hat.

Werke von Corelli, Bach und Händel stehen am 26. Januar um 19 Uhr auf dem Programm; Gabriele Nussberger gibt eine Einführung in die Kompositionen, in denen die Musiker den ausführenden Künstlern Raum für eigene Verzierungskünste bieten - „..dass wir uns am ziervollen Vortrage ergötzen mögen...“ ist der Titel des Konzertes.

Die Violinistin, die Auftritte mit so bekannten Dirigenten wie den Brüdern Christoph und Andreas Spering, Hermann Max und Peter Neumann bestritten hat, stellt ihre Fähigkeiten ganz selbstverständlich in den Dienst der Kirchengemeinde, in der sie seit langem tätig ist. Das politische Engagement ihres Ehemannes hat sie indes lange Zeit aus der Defensive betrachtet, bevor sie selbst aktiv wurde.

„Ich wollte das Umfeld vor der Haustür verbessern, und das geht auf parteipolitischem Weg einfach besser“, hat sie festgestellt. Jetzt ist sie in ihrer Heimatstadt Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen und sitzt in diversen Ausschüssen.

„Man muss die zur Verfügung stehenden Mittel am richtigen Platz einsetzen“, beschreibt sie ihre Ziele, „außerdem ist es wichtig, den sozialen Zusammenhalt zu stärken.“ Viele Entscheidungen dauern ihr zu lange. „Ich bin so ungeduldig“, gesteht sie.

„Als Musikerin kann ich mir auch keine Schlampigkeit leisten. Wenn ich ein schwieriges Konzert zu spielen habe, fange ich rechtzeitig mit dem Üben an“, erklärt sie, und der Seitenhieb auf die politischen Gegner, von denen sie sich „mehr Flexibilität“ wünscht, ist nicht zu überhören. „Man muss gangbare Lösungen entwickeln“, bekräftigt sie.

Mit Ehemann Uwe Walter, der lange für die Grünen im Kreistag saß, ist sie sich meistens einig - auch darin, dass die Familie bewusst auf ein Auto verzichtet und sich mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln bewegt.

Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs liegt ihr daher besonders am Herzen. Und den Sparkurs, den Gabriele Nußberger in der Politik fordert, praktiziert sie längst schon in ihrem privaten Leben.