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Die langsamsten Fische der Welt

Lesezeit 3 Minuten

KÖNIGSWINTER. Sie gelten als langsamste Fische der Welt, und ihre Züchtung ist speziellen Regeln unterworfen - die Rede ist von Seepferdchen, die derzeit im Sea Life Center Königswinter in einer speziellen Ausstellung zu sehen sind.

Jedes Seepferdchen, das nachgezüchtet wird, muss laut Washingtoner Artenschutzabkommen einen so genannten Pass („cites“) besitzen, denn die Tiere sind vom Aussterben bedroht. Aber der Pass ist nicht die einzige Besonderheit, die diese zarten und anmutigen Tiere für sich in Anspruch nehmen können. Die langsamsten Fische der Welt, das sind Seepferdchen nämlich, haben diese Langsamkeit und ihre Tarnung zu ihrer Überlebensstrategie gemacht.

Über 50 Arten in allen

Farben des Spektrums

„Je nach ihrer Umgebung können sie ihre Farbe heller oder dunkler erscheinen lassen“, erklärt der Aquarist Alexander van den Driesch. Dabei können sie durchaus farbenfroh sein, denn bei den über 50 Arten gibt es gelbe, schwarze oder rosarote. Seepferdchen legen keine großen Strecken zurück. Sie halten sich stets irgendwo fest, damit sie nicht schon die leichteste Strömung mitreißt, denn diese Pferdchen sind, je nach Art, zwischen 12 Millimeter und über 30 Zentimeter klein. Ihrer knöcherigen Struktur verdanken sie es übrigens, dass sie kaum Feinde haben. „In Neuseeland sind ihre Feinde die Pinguine und Schildkröten“, so van den Driesch. Der Hippocampus, wie das Pferdchen im Lateinischen genannt wird, wird wegen seines Aussehens - der Kopf ähnelt dem eines Pferdes - und wegen seines wurmartigen Hinterleibes auch Pferderaupe genannt.

Ganz speziell bei den Seepferdchen ist ihre Fortpflanzung, denn nicht die Weibchen, sondern die Männchen tragen die Eier aus. So produzieren die Weibchen die Eier und legen sie mit einen Dottervorrat beim Geschlechtsakt dem Männchen in die dafür vorgesehene Bauchtasche, wo sie vom männlichen Sperma befruchtet werden. Dem geht eine lange gemeinsame Balz voraus, die aus einem spiraligen Auf und Ab im Seegras besteht. Männchen und Weibchen treffen sich in den Morgenstunden und schwimmen eine Weile synchron mit ineinander gehakten Schwänzen nebeneinander her. Ist das Weibchen paarungsbereit, so beginnt es mit dem speziellen Balztanz. Um für das Weibchen möglichst attraktiv zu sein, bläht das Männchen seinen Bauch mit Seewasser auf, um ihr zu zeigen, wie potent es ist. Nach rund vier Wochen ist der Nachwuchs dann da.

In Gefangenschaft kann so eine Pferderaupe zwischen sieben und acht Jahre alt werden, in der freien Natur zwischen zwei und drei Jahren. Rund vier Mal pro Tag müssen die Pferdchen gefüttert werden. Dabei bevorzugen sie Lebendfutter, kleine Krebslarven. Und zum Fressen haben sie auch noch eine besondere Technik. „An ihrem Röhrenmaul befindet sich an jedem Ende eine Klappe. Durch den Unterdruck dazwischen ziehen sie, wie ein Staubsauger, die vorbeischwimmende Nahrung regelrecht ein“, so Alexander van den Driesch.

Obwohl die Seepferdchen kaum Fressfeinde haben, sind sie vom Aussterben bedroht. Das liegt auch daran, dass sie in Asien als Potenzmittel gelten und auch gerne als Souvenir von Touristen mitgenommen werden. (hco)

Die Seepferdchen-Ausstellung im Sea Life Center Königswinter dauert noch bis Anfang 2007.

www.sealife.de