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„Die Nostalgiemetzgerei“Nur das Beste von Gestern

Lesezeit 3 Minuten

<$1>Ein Renner im Metzgerladen<$0> von Wilfried Ollig und Doris Kremer ist der Wurstsalat: „Jeden Tag frischt gemacht aus guter Fleischwurst und Gürkchen, mit ganz wenig Majonaise“. Verkauft werden auch Gewürze oder besondere Essige und Öle. (Fotos: Luhr)

„Ich war immer schon ein Naturkind“, sagt Doris Kremer und lässt keinen Zweifel daran, dass in Sachen Tierschutz nicht mit ihr zu verhandeln ist. „Deshalb haben wir diesen Laden eröffnet“, sagt die Bensbergerin. Dieser Laden, das ist „Die Nostalgiemetzgerei“ in Odenthal, direkt am Kreisel neben dem Hotel-Restaurant „Zur Post“.

„Das, was wir an Fleisch bekommen, muss ein vernünftiges Leben gehabt haben“, befindet die Kauffrau resolut und nickt ihrem Ehemann Wilfried Ollig zu, der im dezent blau-weiß gestreiftem Metzgerwams hinter der Theke steht. Er passt nicht nur äußerlich fabelhaft in das anheimelnde Ambiente des Ladens mit den antiken Weichholzmöbeln, Wurstgehängen und dem großen Großmuttertisch, an dem täglich ein frisch gekochtes Hausmannsgericht serviert wird.

Ollig ist auch ein Metzgermeister der alten Schule, der weiß, was er tut. „Unser Fleisch kommt aus der Region“, berichtet er, „die Tiere sind langsam aufgewachsen und gut gefüttert worden“. Die Wurst ist selbst gemacht. Einmal im Monat gibt es Schwein vom Bauern Rottländer aus dem Scherfbachtal. „Der verkauft sonst nur direkt vom Hof“, darauf ist Doris Kremer stolz. Das Lamm kommt aus Kürten, auch Fische wie Forelle, Aal, Zander und Karpfen gibt s, die sind aus der Dhünn.

„Mehr Respekt vor dem Fleisch“, wünscht sich Ollig, und das vermittelt er auch seinen Kunden. Wer hier herein kommt, der erfährt ganz genau, was er einkauft. Ein kleiner Schnack ist immer drin in dieser entspannten Atmosphäre, in der tatsächlich die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. „Ich war das Laute, Bunte, Billige einfach Leid“, erinnert sich Doris Kremer an die Anfänge ihres Geschäfts vor fünf Jahren. „Als ich das Haus hier sah, dachte ich sofort: Da müsste man sich eine Oase schaffen.“ Dass ihre Ortswahl so etwas wie Schicksal war, wusste sie, als die Renovierungsarbeiten begannen: „Vor 30 Jahren war hier auch eine Metzgerei, wir haben noch den Ruß von der alten Räucherkammer im Keller“, begeistert sie sich.

Zweites Standbein der Nostalgiemetzgerei sind feine Öle, Essige, Gewürze, von einer Bekannten selbst gemachte Marmeladen und „die besten Brötchen“. Ein kleiner Partyservice belieferte sogar schon Führungskräfte von Bayer 04 Leverkusen mit hausgemachten Frikadellen, die neben dem Wurstsalat („jeden Tag frisch, nur aus Fleischwurst und mit ganz wenig Majonaise“) der Renner bei den Kunden an der Theke ist. Sogar einen Hochzeitsempfang gab es schon; das Standesamt liegt nebenan.

Doris Kremer lebt den wahren Geist des Bodenständigen mit ihrer Verwurzelung im Bergischen. Seit fast 30 Jahren ist sie Mitglied der „Singgemeinschaft Hoffnungsschimmer“, die selbst verfasste Lieder ihres Leiters Udo Piech zu Gehör bringt. Ihre Kundschaft ist wie eine große Familie. Zu der gehört auch Fridolin, das Hausschwein aus Keramik, das die Eingangstür bewacht.

Die Nostalgiemetzgerei, Altenberger-Dom-Str. 27, 51519 Odenthal, Tel. (02202) 70 80 77, www.nostalgiemetzgerei.de , geöffnet Mo 7.30-14 Uhr, Di bis Fr 7.30-18.30 Uhr, Sa 7.30-13.30 Uhr.