Einbruch ohne Lärm und Spuren

Sicherheit nach Plan: Alarmanlagen und Einbruchssicherungen sollten zusammen eingebaut werden und aufeinander abgestimmt sein.
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MAYEN. Urlaubszeit ist Einbruchszeit. Doch nicht nur im Sommer, das ganze Jahr über ist man vor unerwünschtem Besuch in den eigenen vier Wänden nicht gefeit. Knapp 1,6 Millionen Einbrüche zählt die Polizei in Deutschland jährlich, darunter 130 000 Einbrüche in Wohnungen. Zunehmend geraten die Opfer danach bei Polizei und Versicherungen in Verdacht, dass sie ihre Wertsachen selbst beiseite geschafft haben.
Denn die Einbrecher werden immer raffinierter und hinterlassen immer seltener Spuren - und wenn dann nur solche, die allein mit großem Aufwand zu entdecken sind. Der Trick: Einbruchsprofis sind mittlerweile so geschickt, dass sie gut verschlossene Fenster öffnen können, ohne sie dabei zu beschädigen.
In der Fachzeitschrift „Polizei heute“ enthüllt Manfred Göth, ehemals Experte im hessischen Landeskriminalamt und heute Chef des einzigen privaten kriminaltechnischen Labors für Einbruchspuren in Mayen, wie die „Überwindung eines geschlossenen Fensters ohne sichtbare Spuren“ abläuft: „Viele falsch montierte oder durch langen Gebrauch ausgeleierte Fenster und Fenstertüren lassen sich schon durch sanften Druck auf bestimmte Stellen des Rahmens und leichte Schläge mit der Hand öffnen.“
In anderen Fällen reicht den Einbruchsprofis ein bei Fliesenlegern übliches Fugeisen, um die Verschlusszapfen geschlossener Fenster zu entriegeln. Dabei hinterlässt der Eingriff meist keine für das Auge sichtbare Spuren. Ein Experte des Düsseldorfer LKA: „Auch der Erkennungsdienst findet in solchen Fällen mitunter nichts.“ Polizei und Versicherungen hegen dann schnell den Verdacht, dass der Einbruch vorgetäuscht wurde oder dass ein Fenster nicht geschlossen war. In solchen Fällen müssen die Versicherungen nicht zahlen.
Die Klärung, was Betrug oder tatsächlich Einbruch ist, hat sich Manfred Göth mit seinem Labor vorgenommen. Seine Auftraggeber sind Versicherungen, Polizeibehörden und Gerichte, mitunter aber auch Einbruchsopfer, die Beweise für die Versicherung brauchen. Göths Labor arbeitet mit hoch auflösenden Digitalkameras und elektronischen Mikroskopen, die auch winzigste Stauchspuren oder Veränderungen an den Staubablagerungen am Fenster sichtbar machen. Zu der Frage, warum Einbrecher sich die Mühe machen, so „sauber“ zu arbeiten, meint der Mayener Experte: „Eine eingeschlagene Fensterscheibe macht Lärm, ein sanft geöffnetes Fenster nicht.“
Schützen können sich Bürger gegen die Einbruchsprofis laut Göth nur, indem sie ihre Fenster aufrüsten: mit abschließbaren Griffen oder zusätzlichen Schlössern - „vorausgesetzt, dass diese Schlösser auch benutzt werden“.