Entsetzen bei Klinik-Mitarbeitern und Patienten
Der ungeheuerliche Tatverdacht gegen den Krankenpfleger, der im städtischen Krankenhaus Holweide Patienten mit Kaliumchlorid getötet haben soll, entsetzt Mitarbeiter und Patienten gleichermaßen. Bislang war es der Klinikleitung gelungen, das Ermittlungsverfahren gegen den 29-Jährigen weitgehend unter der Decke zu halten. Doch gestern sprach sich die Hiobsbotschaft in Windeseile auf den Stationen herum und sorgte für Ängste und Unbehagen.
Bisher bestreitet der Beschuldigte die Vorwürfe. Auch für einen Haftbefehl ist die Beweislage derzeit zu dünn. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Anfangsverdacht aber weiter. Das größte Problem: Der Nachweis einer Tötung durch Kaliumchlorid ist bei der Obduktion schwierig, weil sich das Medikament im Körper schnell abbaut. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren ins Rollen gekommen, nachdem der inzwischen suspendierte Pfleger gegenüber Kollegen geäußert haben soll, man könne mit Kaliumchlorid Menschen umbringen, ohne dass die Lösung Spuren hinterlasse. Tatsächlich wurde anhand von Dienstplänen eine Häufung von Todesfällen während der Dienstzeit des Beschuldigten belegt. Gesundheitsamtschef Dr. Jan Leidel erklärte gestern, dass ein solcher Verdacht in einem Kölner Krankenhaus noch nicht vorgekommen sei. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnten aus der Erfahrung anderer Fälle Überforderung und Mitleid ebenso eine Rolle gespielt haben wie Persönlichkeitsstörungen oder Habgier. „So etwas 100-prozentig auszuschließen, halte ich für schwierig.“ Dies bestätigte auch ein langjähriger Fachkrankenpfleger für Intensivpflege: „Wenn jemand kriminell agieren möchte, kann er das.“ Bei zu hoher oder rascher Infusion wirke Kaliumchlorid schon durch eine einzige Infusion tödlich. Allenfalls mit engmaschigen Blutuntersuchungen lasse sich erkennen, ob ein Patient einen zu hohen Kaliumwert aufweise, der bis zum Herzflattern und Herzstillstand führen kann.
Der Dienst am Patienten verlange absolute Vertrauenswürdigkeit, betonte ein Arzt aus Holweide. Nicht nur er fürchtet, dass der Ruf der ganzen Klinik unter dem Tötungsverdacht leidet.