EntwarnungAmpel-Kameras jagen keine Rotsünder
BERGISCH GLADBACH – Mit Argwohn hat Günter M. (Name geändert) in den vergangenen Wochen die Veränderungen an den Verkehrsampeln der Kreisstadt beobachtet. Auf immer mehr Lichtzeichenanlagen thronten sie plötzlich: große Kameras, die ihr elektronisches Auge auf die Verkehrssituation vor der Haltelinie auf dem Boden gerichtet haben.
Eine neue Methode, um Rotsünder dingfest zu machen? Oder sollen die Kameras sogar kontrollieren, auf welchem Weg ein Auto durch die Kreisstadt kurvt? Bürger wie Günter M. aus Refrath machen sich Sorgen, dass der öffentliche Verkehrsraum schon bald komplett überwacht sein könnte. Eine Art „Big Brother“-Zustand auf allen Straßen und Plätzen.
Doch die Stadtverwaltung beruhigt: „Die neuen Kameras werden nicht installiert, um Rotlichtverstöße zu dokumentieren“, sagt Dominik Martin von der städtischen Pressestelle auf BLZ-Anfrage. Von der Kamera werde nicht einmal ein Bild aufgenommen, vielmehr erfasse sie lediglich virtuelle Punkte auf der Straße. Anhand derer kann die Ampelsteuerung „erkennen“, ob gerade ein Auto, Motorrad oder Fahrrad vor der Haltelinie wartet und die Ampel auf Grün geschaltet werden soll.
„Die Kameras ersetzen die alten Induktionsschleifen, die bislang die Ampelschaltungen gesteuert haben“, erklärt Martin. Die im Asphalt verlegten Schleifen seien nicht nur kostspieliger gewesen als die neue Kameratechnik, sondern hätten auch häufig wartende Motorräder oder Fahrräder gar nicht erkannt, erläutert der Stadtsprecher Vorteile der neuen Technik.
44 Ampelanlagen hat die Stadt bereits mit insgesamt 108 Kameras ausgestattet, weitere sollen folgen. Allerdings samt und sonders immer nur dann, wenn eine Ampelanlage ohnehin von der bisherigen Glühbirnen- auf die moderne Kosten sparende LED-Technik umgerüstet werde, so Dominik Martin. Und „Big Brother“? Der spiele auch künftig an Gladbachs Ampeln keine Rolle, versichert die Stadt.