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Er ist der „Magier von Weilerswist“

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WEILERSWIST. Es riecht nach feuchtem Gras, nach Futter und Stroh. Auf dem nassen Asphalt hinter dem Stall trappeln Pferdehufe, eine junge Frau in Jeans und Blousonjacke mit Reithelm lässt aus einem Schlauch Wasser über die schlanken Fesseln eines nervösen Pferdes laufen, ist umringt von vielen weiteren Pferden und Reitern. Mitten in dem scheinbaren Chaos steht er: „Der Magier von Weilerswist“, wie der Rennpferde-Trainer Christian Freiherr von der Recke mittlerweile von der Fachpresse genannt wird.

Trainingsarbeit auf dem „Hovener Hof“ in Weilerswist, dem Hof, der durch die Traberzucht von Rolf Holtschneider schon vor Jahrzehnten als „Gestüt Forstwald“ einen großen Namen im deutschen Pferdesport hat. Seit Jahren residiert hier Trainer von der Recke mit seinem Rennstall, trainiert hier mit seiner 20-köpfigen Mannschaft 100 eigene und fremde Pferde für den Rennsport. Und ist ungewöhnlich erfolgreich im Hindernis- und Flachbahnbereich.

Der Mann hat einfach ein Händchen dafür, aus einem gut veranlagten eher durchschnittlichen Pferd einen Sieger zu machen. Und durch geschickte Platzierung und vorsichtigen Aufbau der Tiere und die richtige Auswahl der Rennen sammelt von der Recke Siege über Siege.

Gerade erst hat er sich mit einem Paukenschlag aus der Wintersaison verabschiedet: Von neun Rennen auf der Dortmunder Rennbahn gewannen „seine“ Pferde fünf. Und damit zog von der Recke wieder an den Trainerkollegen Peter Schiergen und Jan Stubben vorbei. Denn neben den fünf Siegen in Dortmund addierte er noch einen Sieg im pfälzischen Herxheim zu seiner Erfolgsbilanz.

Dabei setzt der Mann aus Weilerswist nicht nur auf deutsche Rennbahnen. Seine Erfolge gerade in Cheltenham sind legendär. Da hatte zuvor noch kein deutsches Pferd gewonnen. Auf vielen renommierten Festlands-Rennbahnen rund um Deutschland sind seine Vierbeiner anzutreffen. Und laufen dort nicht hinterher.

So etwa Ende Februar an der spanischen Costa del Sol. Da rannte „Sky Crusader“ unter Rene Piechulek der Konkurrenz davon und holte 51 000 Euro im MijasCup. Das war das vierfache Preisgeld des gleichzeitig in Neuss angebotenen Grand Prix.

Solche Erfolge locken nicht nur reiche Leute zum Rennstall Recke. Der Hürther Immobilienmakler Oliver Meyer etwa hat durch einen Freund Spaß am Rennsport gefunden, ihn mehrfach auf die Rennbahn begleitet. Jetzt will er sich ein eigenes Pferd kaufen und vertraut dabei auf Christian von der Reckes Urteil. 5000 Euro soll der Wallach kosten, der laut Jockey Alexander Pietsch „noch 30 Kilo zuviel“ drauf hat. Doch das Tier sagt Meyer zu. Und die monatlichen Kosten von 1500 bis 1600 Euro sind ihm das Hobby wert. „Es ist ein bisschen wie Spielsucht“, gibt der Hürther zu, der einen Vormittag im Rennstall verbringt und sich mit von der Recke handelseinig wird, nachdem er das Tier auf der innovativen Trainingsbahn aus einem Sand-Text-Gemisch bewundert hat. Ob das Pferd auch Hindernisrennen laufen kann? Ob es ein Siegertyp ist? Fragen, die man erst nach Wochen, Monaten oder Jahren beantworten kann. „Er hat ein Herz“, sagt Jockey Pietsch über den Wallach, den sich Meyer hat aussuchen lassen. Aber da ist die Entscheidung schon längst gefallen, den er vertraut „dem Magier von Weilerswist“ und seinen Fähigkeiten.