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Er macht müde Käfer munter

Lesezeit 3 Minuten

VW Käfer der ersten Tage: Die im Jahr 1938 gebauten Exemplare des „Volkswagens“ wiesen erstmals die charakteristischen Brezelfenster, Trittbretter und Stoßstangen auf.

IMMEKEPPEL. Opel hin, Mercedes her, er ist unschlagbar: der Käfer. Weil kaum ein über 40-Jähriger nicht schon mal in ihm saß, sich über den knappen Platz im Frontkofferraum geärgert hat, mit lauer Heizung durch den Winter zuckelte oder im „Kinderabteil“ hockte, während sich Mutter in der Halteschlaufe festkrallte, weil Vater alle 24 PS aus dem Motor holte.

Die Legende lebt - in Immekeppel. Ein unscheinbares Firmengelände am Ende des Gewerbegebiets, zwischen ehemaligem Bahndamm und Lindlarer Straße. Hier hat Hubert Averdung seit kurzem sein Käfer Centrum Köln eingerichtet - ein Mekka für alle Fans der VW-Legende mit dem Heckmotor. Selbst Renn-Asse wie Willi Kausen geben sich hier ein Stelldichein. Ob verchromte Scheinwerferfassung oder Kotflügel, Lenkrad oder Handbremse - Averdung hat so ziemlich jedes Einzelteil, um alten Karossen wieder Leben einzuhauchen. Bisweilen sogar mehr, als sie je besaßen.

So hat der 1955 gebaute US-Käfer mit den Warzenblinkern, der einst übersichtliche 24 PS unter der Motorhaube vereinte, nach der Behandlung durch Averdung stolze 190 Pferdestärken aufzubieten. Bei 2,4 Liter Hubraum versteht sich. Der Käfer im Generationswechsel. „Original-Fans würden sich da die Haare raufen“, sagt der gelernte Kfz-Mechaniker. Bei ihm treffen sich Käferliebhaber jeden Alters: Die in Erinnerungen schwelgenden Mittfünfziger, für die er jeden Sonntag regelrechte Führungen übers Werkstattgelände anbietet, ebenso wie die jungen Wilden, die ihren Käfern ebenso rasante Innenleben verpassen lassen. Eine Spezialaufgabe, der sich Averdung zwischen Reparaturen, Inspektionen und der liebhabertauglichen Instandsetzung „normaler“ Käfer-Oldtimer besonders gerne widmet.

Aus ganz Europa kommen die Käferfans zu Averdung, der sich bisweilen am Telefon bereits als sein eigener Mitarbeiter ausgibt, um allzu aufdringliche Käfer-Freunde auf Distanz zu halten.

Von Immekeppel aus gehen ebenso Originalmotoren nach Afrika auf die Reise wie ein 1986er Jubiläumskäfer mit Carrera-S-Sitzen und Carbon-Verkleidung nach Atlanta. Den verrücktesten Umbau? „Den wollte Frank Fußbroich“, erzählt Averdung von dem Familiensoap-Star, der einen Speedstar derart tiefer legen und verbreitern ließ, „dass du da gut ,Manta, Manta' mit hättest spielen können.“ Nicht ganz das, was Averdung an dem rundlichen VW-Modell so reizt, wenngleich er neben den vielen Käfer-Treffen im Sommer auch schon so manchen Pokal bei Beschleunigungs- und Rundstreckenrennen eingefahren hat.

Seinen ersten Käfer holte sich der heute 43-Jährige 1980. „Weil ich damals kein Geld für einen Golf hatte.“ Aus der zweiten Wahl wurde schnell Leidenschaft. Jeder seiner Käfer bekam einen Namen vom „lila Blitz“ über die gelbe „Hornisse“ mit Porsche-Felgen bis zur 250 PS starken „Satan's little Sister“.

Auch wenn heute Porsche, VW-Busse und andere Modelle sein Sortiment ergänzen, Averdungs Herz schlägt für den Käfer. „Er wird immer Kult bleiben.“

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kaefercentrumkoeln.de