Erinnerungen an die 50er-Jahre geweckt
FRECHEN. Vor genau 50 Jahren zogen Else und Willi Müller als eine der ersten Familien in ihr neues Haus am Immanuel-von-Ketteler-Weg in der Mau-Mau-Siedlung ein. „Die Nachfrage war groß“, erinnert sich die 78-Jährige. „Man musste sich auf dem Rathaus bewerben.“ Am Samstag feierte die Siedlung am Stadion, wie sie heißt, ihren Geburtstag mit einem Straßenfest.
Den Spitznamen „Mau-Mau“ prägte in den fünfziger Jahren Ratsherr Matthias Loosen bei der Begehung der Baustelle. Weil die Architektur ihn an Westafrika erinnerte, sagte er in Anlehnung an die britische Bezeichnung für die Geheimbünde der Kenianischen Kikuyu spontan: „Die Häuser sehen aus wie Mau-Mau.“ Die Bezeichnung hat sich gehalten.
„Unser Stadtteil ist etwas besonderes, weil hier der Zusammenhalt stärker ist, als anderswo“, erklärte Frank Kreidler, der sei zwei Jahren eines der typischen Pult-Dach-Häuser gegenüber von Familie Müller bewohnt. Kreidler gehört zum zwölfköpfigen Organisations-Team, das sich für die Realisierung des Festes ins Zeug gelegt hat und sich über den großen Erfolg freuen konnte: „Im Verlaufe des Tages waren sicherlich insgesamt fast 2000 Leute hier.“
Als Schirmherr der Jubiläumsfeier konnte Bürgermeister Hans-Willi Meier gewonnen werden. Unterstützung bekam das Festkomitee auch vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Ferdi Huck. Unter den Lokalpolitikern gelten die Mau-Mau-Siedler im Allgemeinen als recht eigenwillig, wusste er zu berichten. Denn: „Sie sind ziemlich autonom und wissen immer genau, was sie wollen.“
Bei der Party sorgte Huck mit seiner Band „Sylvester 75“ auch selbst für Stimmung. Abgelöst wurde er von der ACDC-Coverband der örtlichen Musikschule sowie den „Junge us em Levve“ und den „Porters“.
Die jüngste Generation konnte sich derweil auf der Hüpfburg austoben. „Wir sind froh, dass so viele junge Familien hier zugezogen sind“, meint Helga Trimborn, die mit ihrem Mann Stefan seit 1961 in der Siedlung lebt. „Wir Alteingesessenen verstehen uns super mit den Neuen.“ Das Viertel sei für Eltern mit kleinen Kindern attraktiv, weil es sehr ruhig sei. „Außerdem halten wir alle zusammen. Hier kennt jeder seine Nachbarn“, sagte Helga Trimborn.
Die Trimborns leben in einem klassischen Mau-Mau-Haus mit der versetzten Etageneinteilung und der Dachschräge in der zweiten Etage. Die Bewohner der 100 Häuser verbinde aber mehr als nur die ähnliche Architektur, nämlich eine gemeinsame Identität, fand Stefan Trimborn.
Zu sehen gab es beim Jubiläumsfest viele Fotos aus den vergangenen 50 Jahren, die den Werdegang der Siedlung vom Rübenacker zum Stadtteil dokumentieren. Beigesteuert hatte die historischen Bilder der Fotograf Helmut Weingarten.