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ExperimentMit Regenschirm in die Bever springen

Lesezeit 4 Minuten

Mit dem Schirm in die Bever - ein gewagtes Experiment. (Bild: Gies)

Bevertalsperre – Kopfball-Moderator Burkhardt Weiß steht bereit: „Ich weiß nicht, ob man eine besondere Befähigung haben muss, um aus zehn Metern Höhe ins Wasser zu fallen. Aber der Mut ist da, ich bin ein professioneller Über-den-Schatten-Springer.“ Kann man mit einem Regenschirm einen Fall aus zehn Metern Höhe so verlangsamen, dass der Springer sich nicht verletzt? Das wollte Maximillian Fricke aus Uelzen, ein junger Zuschauer der ARD-Sendung „Kopfball“, wissen. Und mit zunächst zwei spektakulären Versuchen an der Bevertalsperre wurde die Antwort ermittelt.

Die Kölner Produktionsfirma „Visual Bridges“, die für den WDR die Sendung produziert, entwickelte das Experiment. Zunächst zogen die Fernsehleute einen Experten zu Rate: Physiker und Aerodynamiker Dr. Martin Hepperle vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der ebenfalls an der Bever war, um das Experiment zu kommentieren.

Freibad war zu gefährlich

„Wir hatten zunächst vor, das Experiment in einem Kölner Freibad zu probieren. Diese Idee haben wir dann aus Sicherheitsgründen verworfen. Zu groß war die Gefahr, dass unser Moderator Burkhardt Weiß auf dem harten Beckenrand statt im Wasser landet“, erklärte Redakteur Wolfgang Meschede. Er erinnerte sich an seine Kontakte zur Feuerwehr in Egen und fragte bei der dortigen Löschgruppe an.

Vor drei Jahren hatten die Feuerwehrleute bei einem anderen „Kopfball“-Experiment mitgemacht. Doch diesmal mussten sie mangels Wasserfläche passen und verwiesen an die Hückeswagener Feuerwehr, die gerne bereit war, mitzuspielen. Ebenso wie der Wupperverband, dessen Betriebsgelände am Beverdamm genutzt werden konnte, und die Retter vom DLRG Hückeswagen, die zwei Boote zur Verfügung stellten.

Moderator Burkhardt Weiß steckt am frühen Sonntagmorgen schon im Neopren-Anzug und klettert über die lange Drehleiter in den Korb. „Ohne den Ralf würde ich das alles hier nicht machen“, ergänzt er. Der Kölner Ralf Gebhard ist Techniker für die „speziellen Abläufe“ und „Mädchen für alles“ am Aufnahmeset.

„Ich bin zuständig für alles, was kompliziert ist und mit Sicherheit zu tun hat. Sicherungen, Seile, Schnüre - das ist mein Ding“, erklärt der gelernte Schreiner, der über die Bühnentechnik an diesen Job kam. Über seine vielfältigen Hobbys hat er große Kenntnis von Karabinerhaken, Kletterseilen und Fallsicherungen. So besteht die von ihm entwickelte Sicherheitsausrüstung für den Zehn-Meter-Sprung aus einem bunten Sammelsurium aus Ausrüstungsteilen aus dem Drachenflugsport, aus dem Segel- und Klettersport und dem Baumfällgewerbe.

Als Basis für den Zehn-Meter-Sprung dient der Korb der Drehleiter des Löschzuges 1 der Freiwilligen Feuerwehr Hückeswagen. Deren Besatzung, Maschinist Axel Schüssler, und die Feuerwehrmänner Christoph Berghaus im Korb und Bodo Waldeck am Boden haben alles fest im Griff. Im DLRG-Boot warten die Retter Tim Gayko, Carina Teckentrup, Andrea Mayer und Heiko Altendorf auf den Springer. Sie hatten zuvor die richtige Stelle für den Sprung ins 15,4 Grad kalte Wasser ausgelotet: 19 Meter vom Ufer entfernt weist die Bever die für sichere Sprünge erforderliche Wassertiefe von 4,50 Meter auf. Beim ersten Sprung aus dem Korb fällt Burkhardt Weiß aus dem Drehleiter-Korb aus zehn Metern Höhe ungebremst ins Wasser. Vor dem Aufschlag auf der Wasseroberfläche hat er eine Fallgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde erreicht. Mit einer Radarpistole hat Feuerwehrmann Christoph Berghaus die Geschwindigkeit gemessen.

Der erste Schirm

klappt um

Beim zweiten Sprung springt Weiß mit einem handelsüblichen roten Regenschirm. Doch dieser klappt um, Ergebnis: Weiß fällt erneut ungebremst ins kalte Wasser. Erst beim dritten Sprung wird wohl, so hat es der DLR-Experte errechnet, der Fall verlangsamt - durch einen Schirm mit fünf Metern Durchmesser - allerdings nur um zwei Stundenkilometer. Damit wäre das Experiment beendet und die Zuschauerfrage beantwortet: Ein Schirm müsste also riesig groß sein, um einen Fall aus zehn Metern Höhe wirksam abzubremsen. Doch dieser entscheidende dritte Sprung konnte wegen des starken Windes aus Sicherheitsgründen nicht mehr stattfinden. Er soll am Freitagabend, 10 Juli, an gleicher Stelle nachgeholt werden. Zuschauer sind willkommen.

Die „Kopfball“-Sendung von der Bever soll am Sonntag, 1. November, ab 11 Uhr in der ARD ausgestrahlt werden.