FamilienzirkusZirkusfamilie wüst beschimpft

Als „Tierquäler“, „Mörder“ und „Schweine“ beschimpft: Zirkus-Chef Ludwig Neigert und seinen Sohn Timo bezeichnen die Vorwürfe, die dem Familienunternehmen von Unbekannten in Form von Schmierereien gemacht werden, als haltlos. (Bild: Steinicke)
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Mechernich – „Ich bin in einem Zirkuswohnwagen geboren und werde wohl auch in einem sterben“, sagt Ludwig Neigert. Das Funkeln in seinen Augen zeigt, dass das Oberhaupt des Familienzirkus „Amany“ mit Leib und Seele Zirkusmann ist. Doch denkt er daran, was dem kleinen Zirkus in der Nacht zum Mittwoch widerfahren ist, verdüstert sich sein Blick.
Unbekannte beschmierten oder zerstörten in Mechernich, wo „Amany“ derzeit gastiert, mehr als 200 Werbeplakate. Auch vor einem Hänger und dem blau-roten Zirkuszelt, das die Truppe am Georges-Girard-Ring aufgeschlagen hat, machten die Vandalen nicht halt. Beschimpfungen wie „Tierquäler“, „Mörder“ und „Schweine“ prangen in schwarzer und silberner Lackfarbe auf den meisten Plakaten, die der 51-Jährige eingesammelt hat.
„Viele Plakate haben die Täter aus der Innenstadt mit zum Zirkus gebracht und hier hingeschmissen“, so Neigert.
Der Verlust der Plakate, die normalerweise wieder verwendet werden, schmerzt. „Das ist vernichtetes Kapital. Und das ist für einen Wanderzirkus schon eine bittere Pille“, sagt er.
Das Mechernicher Ordnungsamt riet Neigert, Strafanzeige wegen Sachbeschädigung zu erstatten, auch wenn es sich laut Peter Kern vom Ordnungsamt um einen Einzelfall handelt. Diesem Rat folgte der Zirkus-Chef.
Der Vorwurf, dass Zirkustiere in diesem kleinen Unternehmen nicht artgerecht gehalten oder gar gequält werden, ist in den Augen von Ludwig Neigert haltlos. „Der Zustand der Tiere, die Unterbringung und Verpflegung wird vom Veterinäramt regelmäßig überprüft. Die Tiere sind doch unser Kapital“, sagt er. Sein Sohn, der 16-jährige Timo, ist für die Tierdressur zuständig und hat seine Parade-Nummer mit zwei Lamas.
Das sind dann aber auch schon die exotischsten Tiere im Zirkus „Amany“. Ansonsten reisen nur Shetlandponys, Ziegen und Gänse mit der Familie Neigert. „Wir können uns doch gar keine Elefanten oder Tiger leisten. Und die Tiere, die wir haben, werden vorbildlich versorgt“, sagt Ludwig Neigert.
Das Familienunternehmen zieht seit sieben Generationen von Ort zu Ort. Früher war es sogar mal ein recht großes Unternehmen, doch aus dem großen wurden fünf kleine Wanderzirkusse.
Der Zirkus „Amany“, der bis Sonntag in Mechernich gastiert, besteht aus 17 Mitgliedern. Das Jüngste ist gerade erst zwei Jahre alt - und auch mit dem Zirkusfieber infiziert. Die kleine Summer kommt bei der Zugabe auch schon mal gerne mit in die Manege des 300 Zuschauer fassenden Zelts und erhält großen Applaus. „Das Ganze aber natürlich nur, wenn der Clown fertig ist, sie das will oder keinen Mittagsschlaf macht“, sagt ihr Bruder Timo Neigert mit einem Lachen.
Unterstützung erhält die Zirkusfamilie seit langem von Beatrix Schongen. Die Stadtverordnete der Grünen in Alsdorf kennt die Artisten schon seit mehreren Jahren und besucht sie derzeit in Mechernich. „Damals ging es der Familie nicht gut und ich habe mich so gut es ging um sie gekümmert. Daraus ist eine echte Freundschaft entstanden“, so die ehemalige Lehrerin. Sie ist schockiert über das, was der Familie in Mechernich widerfahren ist. „Ich kann nicht verstehen, wie man so etwas behaupten und machen kann. Es ist ein kleiner, aber feiner Zirkus, der Besucher verdient hat.“ Sie ist überzeugt: „Erst, wenn man in die Vorstellung kommt, kann man sich ein Urteil erlauben. Und glauben Sie mir, das wird positiv ausfallen.“
Nach den Auftritten am Wochenende in Mechernich reist der Zirkus am Montag weiter nach Kommern, bevor er am nächsten Wochenende in Zülpich Station macht.