„Fashion Center“Rechtlich nicht zu beanstanden

Geschäftsfrau Heidi Pitzenhatte gegen das „Fashion Center“ mobil gemacht. Jetzt erhielt sie Antworten auf ihr Schreiben.(Foto: tom)
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BAD MÜNSTEREIFEL – Heidi Pitzen hat viel Staub aufgewirbelt. Die Modeladen-Besitzerin aus Rheinbach, die in Effelsberg lebt, hat nun Antwort auf die Schreiben erhalten, die sie kurz vor Heiligabend in Sachen „Fashion Center“ an die zuständigen NRW-Minister, Behörden und Politiker verschickt hatte. Die zahlreichen Antworten hat sie der Rundschau zur Verfügung gestellt.
Pitzen zeichnete in ihrem Schreiben ein düsteres Szenario: So werde das Modezentrum zu einem Verdrängungswettbewerb und Geschäftsschließungen im Umland führen. „Das ist unser Tod“, erklärte die 57-Jährige. Einige Wochen nach ihrer Aktion machten auch Euskirchener Einzelhändler gegen die Sonntagsöffnungszeiten in Bad Münstereifel und das dort geplante Modezentrum mobil. Für Pitzen steht fest, dass das von den Investoren vorgestellte Millionenprojekt auf das „klassische Geschäftsmodell eines Outletcenters“ hinausläuft.
Anders wertet dies MdL Ilka von Boeselager. Im Gegensatz zum Factory-Outlet-Center (FOC), das in der Grafschaft geplant sei, setzten die Investoren in Bad Münstereifel auf eine gezielte Ansiedlung von Modegeschäften, um die Innenstadt wieder zu beleben.
Fließt Kaufkraft aboder nicht?
„Vergleichbare Beispiele wie das süddeutsche FOC in Metzingen belegen, dass durch solche Modelle die Nachbarstädte nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Gegenteil: Die Stadt Reutlingen hat trotz des FOC in Metzingen nachweislich einen Kaufkraftzufluss von 41 Prozent erlebt“, schrieb die CDU-Frau aus Swisttal.
Boeselager geht auch auf die 40 Sonn- und Feiertage ein, an denen die Geschäfte in Kurorten öffnen dürfen. Verkauft werden dürften dann allerdings nur Waren, die für diese Orte kennzeichnend seien sowie Tabak, Blumen und Zeitungen: „Da Modefachgeschäfte nicht dazu gehören, dürfen sie nach dem aktuell geltenden Ladenöffnungsgesetz nur an vier Sonn- und Feiertagen pro Jahr für jeweils fünf Stunden öffnen.“
Paul Zündorf, Technischer Beigeordneter der Stadt Euskirchen, schrieb, das Münstereifeler Modezentrum sei „rechtlich nicht zu beanstanden“. Man müsse jeder Kommune zugestehen, die Handelsstruktur in der Innenstadt zu stärken.Bauchschmerzen hat Zündorf indes wegen der in Bad Münstereifel möglichen Sonntagsöffnung der Geschäfte: „Es kann nicht sein, dass unter dem Mantel des Kurbetriebs der Wettbewerb verzerrt wird. Kurgäste am Sonntag zu bedienen, ist die eine Seite, aber eine allgemeine Öffnung am Sonntag für das geplante ,Fashion Center’ kann nicht akzeptiert werden, wenn dadurch Käuferströme aus der Region abgezogen werden.“
Der Beigeordnete kündigte an, dass die Stadt Euskirchen prüfen werde, ob rechtliche Bedenken gegen die Sonntagsöffnung des Modezentrums erhoben werden könnten.„Fashion Center“-Investor Georg Cruse ficht das nicht an. Er erklärte kürzlich auf Anfrage der Rundschau, dass das Modezentrum „völlig unabhängig von der Frage der Sonntagsöffnungszeiten“ realisiert werde. Außerdem bestreitet er, dass es zu größeren Kaufkraftabflüssen im Umland komme. Die gebe es aber in Bad Münstereifel.Das untermauert auch ein Gutachten, das die Stadt Bad Münstereifel in Auftrag gegeben hat. Die BBE-Handelsberatung hatte festgestellt, dass esKaufkraftabflüsse in Höhe von 59 Prozent in Bad Münstereifel gibt. Und nur acht Prozent der Kurstädter kauften Bekleidung innerhalb des Mauerrings.