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Frisör-SelbstversuchHaarschnitt für Heimwerker

Lesezeit 3 Minuten

Thorsten Schäfer-Gümbel, Chef der Hessen-SPD, lässt sich in einem türkischen Friseur-Salon in Frankfurt am Main die Haare gelen. (Bild: dpa)

Eine sichere Methode, seinem Friseur die Laune zu verderben, geht so: Einfach beim gemeinsamen Betrachten der Haarpracht ein lässiges "da hab' ich mal selbst ein bisschen dran rumgeschnitten!" einwerfen - und schon ist eisiges Schweigen beim anschließenden Haarschnitt garantiert.

Frisöre sehen es nicht gern, wenn ihre Kunden selbst Hand anlegen. Das ist verständlich, schließlich haben die Experten ihr Handwerk gelernt und sind empört, wenn Laien meinen, es ihnen nachmachen zu können. "Beim Blinddarm kommt auch keiner auf die Idee, selber loszuschnippeln", kommentiert eine Frisörin die Nachfrage nach Tipps zum Selbermachen. Beim Blinddarm nicht, beim rausgewachsenen Pony allerdings schon.

Vor allem in Familien greifen Mama oder Papa immer öfter selbst zur Schere - kein Wunder, sind doch viele Salons dazu übergegangen, etwa für einen Jungenhaarschnitt den gleichen Preis zu nehmen wie für eine Männerfrisur. Begründung: Der Schnitt mache schließlich genau so viel Arbeit.

40 Prozent "Frisör-Verweigerer" in Deutschland

Einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge gehen überhaupt nur 60 Prozent der Männer und Frauen in Deutschland regelmäßig zum Frisör. Der Rest lässt seiner Haarpracht offenbar freien Lauf - oder begibt sich unter die Schere von Freunden oder der Familie. "Der Friseurbesuch ist für uns unbezahlbar", erzählt Maike (23), Studentin. Also kommt alle zwei Monate eine Schulfreundin und Frisörin zu Besuch, die gleich der ganzen WG die Haare schneidet und dafür etwa mit einem Kinobesuch entlohnt wird. So lässt sich viel Geld sparen, denn im Schnitt zahlen Frauen im vergangenen Jahr für einen Frisörbesuch 42,75 Euro (Männer: 15,35 Euro), hat die GfK errechnet.

Voraussetzung für einen gelungenen Heimwerker-Haarschnitt ist das richtige Werkzeug, mein Friseurmeisterin Ines Kroeger. Wer seinen Lieben ans Haupt will, sollte in jedem Fall in eine gut Haarschneideschere investieren. Sie bestehen aus besonderen Legierungen und einen Gangschliff, der dafür sorgt, dass die Scherenblätter sich während des Öffnens und Schließens an jedem Punkt berühren. Haushaltsscheren können das nicht. Ebenso unverzichtbar ist ein gleichmäßig gezackter Kamm. Für fließende Übergänge in der Frisur sorgt eine Modellierschere. Die hat ein glattes und ein gezahntes Scherenblatt und schneidet nur etwa die Hälfte der Haare einer Strähne ab. Wer fransige Effekte erzielen oder Volumen aus dem Haar nehmen möchte, benötigt eine Effilierschere, die über zwei gezackte Scherenblätter verfügt.

Udo Walz macht Schnipslern Mut

Vor dem Schneiden steht das Abteilen der Haare in so genannte Passees (siehe angehängten Artikel). Das sorgt für Übersicht beim Schneiden. Wer die einzelnen Passees dann von unten nach oben "abarbeitet", erzielt einen Schnitt ohne Wellen und Treppen. Anfänger starten am besten mit dem Spitzenschneiden. Dabei werden die Passees von unten aufsteigend jeweils um ein bis drei Zentimeter gekürzt. Es klappt nicht? Trost kommt aus berufenem Mund: "Keine Panik. Es wächst ja wieder", sagt Promifrisör Udo Walz.