Gegen AsthmaZur Salzgrotte einfach in den Keller
Köln – „Eigentlich wollte ich nur den Keller aufräumen“, erklärt Gabriele Laßau lachend. Stattdessen hat sie bei sich zu Hause eine Salzgrotte eingerichtet. Dort in Widdersdorf kann man seit gut einem Jahr in dem 40 Quadratmeter großen Kellerraum entspannen, den sie von darauf spezialisierten Fachleuten mit 14 Tonnen Salz aus dem Himalaya und vom Toten Meer auskleiden ließ. Entspannung bei sanfter Musik ist aber nicht alles, was die Kunden an der Adresse „Unter Gottes Gnaden 101“ suchen. Es geht ihnen vielmehr um Linderung bei Atemwegserkrankungen, Allergien und Hautproblemen.
In einer Salzgrotte in Bad Wörrishofen hatte Gabriele Laßau bei einem Urlaub die wohltuende Wirkung des solehaltigen Mikroklimas kennen gelernt. Als sie das elterliche Haus übernahm, stand der Keller voll mit Dingen von sich und den sieben Geschwistern. Beim Ausräumen kam der Sozialarbeiterin die Idee, die Räume für etwas ganz anderes zu nutzen: als staub- und allergenfreie Salzgrotte.
Im Internet wurde sie fündig bei der Suche nach Salzgrottenbauern. „Ich ließ mir Angebote kommen“, erzählt die 49-Jährige. 50.000 Euro würden dabei fällig, erfuhr sie. Die stattliche Summe lieh sie sich bei der Verwandtschaft, gab ihren Beruf auf und machte sich selbstständig. Insgesamt sechs Wochen lang wurde der Keller umgebaut, mit einem Gradierwerk ausgestattet, bei dem Salzwasser über Reisigzweige geleitet wird. Der ganze Raum musste „in eine Folie gepackt“ werden, damit das Salz nicht zu Korrosion an den Stahlträgern führt.
Der Raum hat eine konstante Temperatur von 19 Grad; wem das zu kühl ist, bekommt eine Decke. Acht Liegen stehen zur Verfügung. Die Salzsteine sind durch unterschiedlichen Eisengehalt verschieden gefärbt, von gelb über orange bis rot; sie sind hinterleuchtet und verbreiten behagliches Licht. Wegen des Umweltschutzes will Gabriele Laßau künftig allerdings deutsches Salz als Ersatz auf dem Fußboden oder im Gradierwerk verwenden: „Das hat keinen langen Transportweg hinter sich und tut's genauso gut.“
In einem Nebenraum werden durch eine Fachkraft Massagen angeboten. Eine Mitarbeiterin bietet Atemübungen, autogenes Training, Klangmeditation und kreatives Arbeiten mit Speckstein oder Holz an. Am Empfang bekommt man Überziehschuhe (ansonsten betritt man die Salzgrotte mit normaler Kleidung) oder Hausschuhe, mit denen man den mit Salz bestreuten Boden betritt. Nicht zu vergessen die Toilette: Wer eine Dreiviertelstunde auf seinem Liegestuhl entspannt und das Salzwasser rieseln hört, der möchte gern auch diese Örtlichkeit aufsuchen. . .
Nach eigener Aussage kennt Laßau niemanden, der privat solch eine Salzgrotte betreibt. Mittlerweile hat sie 30 Stammkunden, die jede Woche zu ihr kommen (eine Sitzung kostet 8,50 Euro, es gibt Sondertarife). Darunter sind auch zwei Raucherinnen. „Die kommen, rauchen eine Zigarette, dann geht's in die Grotte“, lächelt die Kölnerin. Sie selbst ist Nichtraucherin, die Gewohnheit der beiden Kundinnen stört sie aber nicht: „Ich bin kein Gesundheitsapostel.“
Mit Esoterik habe ihr Angebot nichts zu tun. Das Reizklima („stärker als am Meer“) habe eine positive Wirkung. Heilung bringt die Salzgrotte zwar nicht, aber Linderung. „Etliche Kunden mit Asthma haben mir berichtet, dass sie jetzt weniger Cortison brauchen.“ Stimmbandentzündung, Bronchitis, Neurodermitis: Die Bandbreite der Beschwerden ist groß. Nach einem Jahr hat sich die Offerte der Salzgrotte herumgesprochen. Manchen Kunden ist das Salz auch egal: Sie genießen einfach 45 ungestörte Minuten in der ruhigen Atmosphäre.